Buntpapiere und Kalligrafie

Gelterkinden Werkschau von Marianne Moll 

Die Papierkünstlerin Marianne Moll mit Werken.Foto: U. Handschin
Die Papierkünstlerin Marianne Moll mit Werken.Foto: U. Handschin

«Papier ist Papier. Aber es ist auch ein Weg zu den Sternen, zu Sinnbild und Sinn, blinden Geheimnissen und zu den Menschen.» Dieses Gedicht von Rose Ausländer hat Marianne Moll verinnerlicht und auf einem ihrer Kalligrafiebilder verewigt. Es beinhaltet, wie sie verrät, was sie am Leben erhält. Bewundert von allen, die sie kennen, für die Agilität, geistige Frische und die nie ermüdende Kreativität der längst Pensionierten, die in Gelterkinden lebt. Sie erfand und kreierte neue Techniken, aufbauend auf dem in Europa seit dem 15. Jahrhundert bekannten Handwerk und führt sie mit einer erstaunlichen Präzision, Geduld und Perfektion zu echter Kunst aus.

Die Liebe zu Papier wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Als Kind stand sie staunend in der Buchbinderwerkstatt ihres Vaters in Rheinfelden, der nach alten Methoden auch Buntpapiere herstellte, um sie zu verarbeiten. Als Mutter schulpflichtiger Kinder fertigte sie mit ihnen Marmorpapier an, um die Hefte einzufassen. Das erweckte das Interesse der Lehrer, die sie für Kurse anfragten. Das war der Beginn ihrer langjährigen Kurstätigkeit in der Lehrerfortbildung, für Buchbinder und Dorfvereine, die als Höhepunkt im Centro del Libro in Ascona endete. In Büchern, Broschüren und zahlreichen Publikationen, die weit über die Schweiz hinaus bekannt wurden, beschrieb sie minutiös und mit anschaulichen Anleitungen zur Werkstatt für dieses, von ihr zur höchsten Vollendung weiterentwickelte, Kunsthandwerk. Darin liest und sieht man von Sprenkel-, Kleister-, Marmor-, Knitter-, Spachtel- und mit Schaumstoffwalzen bemusterten Papieren, die durch Falten in Schachtel, Würfel und andere Gegenstände verwandelt werden können oder zum Überziehen z.B. von Mappen, Büchern und Büchsen. Es macht ihr Freude, ihr Wissen weiterzugeben, betont aber dabei, dass der praktische Unterricht neben der Theorie nötig sei. Für fortgeschrittene Technik braucht es darüber hinaus handwerkliche Routine und Fertigkeit, die man nur durch viel Übung, Erfahrung, Geduld und Experimentierfreude erreicht.

In der Ausstellung zeigt sie eine Werkschau von Buntpapier der letzten 50 Jahre bis jetzt mit all diesen verschiedenen Techniken. Von zarten Farben und Mustern bis leidenschaftlich kräftigen Farben. Fragt man sie nach den Methoden, gibt sie gerne Auskunft. Bei ein paar wenigen wie zum Beispiel markante Spiralen und Schnecken (die für sie viel Bedeutung haben) schüttelt sie neckisch den Kopf, denn das bleibt ihr Geheimnis.

Im oberen Stock des Atelier 24 haben Cornelius und Sarojini Buser geschickt die Kalligrafiebilder nach Sujets aufgehängt. Es braucht einige Zeit, um all die sinnigen Gedichte, Sprüche und Aphorismen zu lesen, die mit unendlicher Handfertigkeit und Geduld von Marianne Moll mit wunderschöner präziser Schrift auf die von ihr verzierten Papiere wie gezaubert wirken. Die meisten Werke im Obergeschoss wie auch Karten können an der Ausstellung gekauft werden. Die übrigen Buntpapierarbeiten werden vom Archiv der Papiermühle Basel übernommen.

Die Ausstellung im Atelier 24 an der Rössligasse 24 in Gelterkinden ist noch zu sehen bis Sonntag, 19. September 2021, Freitag von 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

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