Wie Lebensräume entstehen

Naturorte Bäche und Teiche zwischen Wenslingen und Anwil

Der Weiher Buchsholz in Anwil ist 2014 in einer Senke aus dem Abbau von Lehm entstanden.FotOs: j. hug

Der Weiher Buchsholz in Anwil ist 2014 in einer Senke aus dem Abbau von Lehm entstanden.FotOs: j. hug

Der Erzmattenweiher, einst Störfaktor durch stehendes Wasser, bietet heute vielen Lebensformen eine Chance.

Der Erzmattenweiher, einst Störfaktor durch stehendes Wasser, bietet heute vielen Lebensformen eine Chance.

Freude und Schönheit strahlt das einst eingedolte Hintermattbächlein in Wenslingen heute aus.

Freude und Schönheit strahlt das einst eingedolte Hintermattbächlein in Wenslingen heute aus.

Das Hintermattbächlein in Anwil hat sich seit seiner Freilegung 2011 prächtig entwickelt. Es kann als Hauptader auch die Drainagen aus den Wiesen aufnehmen.

Das Hintermattbächlein in Anwil hat sich seit seiner Freilegung 2011 prächtig entwickelt. Es kann als Hauptader auch die Drainagen aus den Wiesen aufnehmen.

Auslöser seines Engagements sei der Sturm Lothar 1999 gewesen, erklärt der Förster und Bauingenieur Werner Götz. Er war auf den Wisenberg gewandert, um seine volle Kraft zu erleben und wurde ziemlich überrascht von seiner Wucht. Er musste sich flach auf den Boden legen und am Gras festklammern, um nicht weggeweht zu werden.

Die Dramatik dieses Naturspektakels verursachte seinen grossen Respekt für die Natur. Manche Katastrophen verursachen zwar kurzfristig Chaos und Zerstörung. Langer Atem und Vertrauen zur Natur zahlt sich jedoch aus, beobachtet man ihr Potenzial. Dazu brauche es etwas Geduld und keine übereifrigen Pfleger der Natur, so Götz. «Die Natur macht das schon recht, sie hat genug Potenzial. Arten, die verschwunden sind, können plötzlich wieder kommen, zum Beispiel aus den feinen Strukturen.»

Um vielfältige Strukturen zu schaffen, und damit Keimzellen für ein Netzwerk, braucht es oft nur etwas guten Willen. Ein Steinhaufen, stehen gelassene Halme oder kleine Erhöhungen schaffen Unterschlupf für Lebewesen in Flora und Fauna. Für einen Weiher ist oft eine Beobachtung wie stehendes Wasser oder eine kleine Senke Hinweis genug, um mit minimalem Eingriff die Möglichkeit zu schaffen für eine wahre Explosion an Leben. Götz war Projektleiter bei den folgenden Beispielen.

Der Weiher beim Buchsholz in Anwil, oberhalb des Ziegelhüttenwegs fand seinen Ursprung als Ort, wo Lehm abgebaut und zu Ziegeln gebrannt wurde. Die Senke wurde nur leicht abgedichtet und die darunter liegende Drainage, ein Eingriff zur Entwässerung der Wiese, 2014/15 geschlossen. Nach fünf Jahren fasziniert dieser Ort mit seiner blühenden Vielfalt an Pflanzen und Tieren.

Wo sich ein Bauer über stehendes Wasser ärgert, liegt vielleicht der Geburtsort für einen Weiher. Das fand man auch in Wenslingen, als man sich Gedanken machte über den Erzmattweiher. Mit dem Bau 2008 gründeten die Initianten die Geburtsstätte vieler Arten. An diesem erhöhten Ort musste noch nicht einmal eine Abdichtung vorgenommen werden, der Weiher wird durch unterirdischen Druck gespeist. Der kleine Bodensee, wie der Weiher liebevoll genannt wird, liegt an einem kleinen Gehölz, das Bruno Manser in seiner Kindheit inspiriert haben mag, es gehörte seiner Tante.

Ab den 1940er-Jahren wurden mit Bundesrat Wahlen viele Bäche eingedolt, um in diesem Notzeiten Anbauland zu gewinnen. Doch schon er sah vor, die Bäche so bald als möglich wieder freizulegen. Diese Arbeit ist vielerorts noch nicht getan. 2011 wurde in Anwil das Hintermattbächli Richtung Osten freigelegt. Dazu wurde ein elf Meter breiter Streifen, der sogenannte Gewässerraum, festgelegt, in welchem das Bächlein frei mäandrieren kann. Wenn die Natur Vorrang hat, lassen die mobilen Pionierarten nicht lange auf sich warten. Schilf, Weiden und Birkensamen fliegen weit und lassen sich nieder, wo sie eine Chance bekommen. Spinnen sind die ersten Siedler. Sie ziehen die nächsten Arten an, als Futter für Vögel etwa. Um diese Orte zu erreichen, sollten sie nicht mehr als 50 Meter zu überwinden haben.

Das Hintereggbächlein in Wenslingen wurde im August 2007 freigelegt. Der Vorgang sah auch hier wie eine Naturkatastrophe aus. Heute zieren ein Feldahorn, eine Schwarzerle, Kopfweiden, Schachtelhalm und viele mehr das lustige Wiesbächlein, eine Ader für neues Leben und die Freude vieler Wanderer.

Alle diese Chancen konnten dank dem Engagement von Pro Natura, insbesondere Urs Chrétien, geschaffen werden. Auch Gärten und Balkonkästen sind Naturorte. Jedermann schafft wertvolle Möglichkeiten mit einer naturnahen Bepflanzung, die an den aktuellen Wildpflanzenmärkten in der Region angeboten werden.

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