Spittelers Glocken als musikalische Stars

Das Orchester Gelterkinden bringt vertonte Gedichte von Carl Spitteler zur Aufführung

Das gut disponierte Sinfonie-Orchester Gelterkinden. Fotos: U. Fluri

Das gut disponierte Sinfonie-Orchester Gelterkinden. Fotos: U. Fluri

Dirigent Osvaldo Ovejero lässt sich feiern.

Dirigent Osvaldo Ovejero lässt sich feiern.

Das Sinfonie-Orchester Gelterkinden erinnert in ganz besonderer Art an den in Liestal geborenen Carl Spitteler, der vor 100 Jahren mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Dabei ist es dem wuchtigen, 56-köpfigen Klangkörper aus dem Oberbaselbiet hervorragend gelungen, unter dem Motto «Glocken und Spitteler» seine vertonten Gedichte «Glockenlieder» musikalisch berührend zu begleiten. Die zwei gut besuchten Konzerte in der Stadtkirche Liestal und in der Katholischen Kirche Gelterkinden vom vergangenen Samstag/Sonntag waren dem Konzertkonzept entsprechend umrahmt von Werken der Komponisten Zoltàn Kodàly, Max von Schillings, Giacomo Puccini, Othmar Schoeck, Edvard Grieg und Amilcare Ponchielli. Also alles Vorträge, die einen Bezug zu Spitteler oder zu Glocken in der Musik haben. Vertonungen von Spitteler-Gedichten sind in der Musikliteratur eher selten. So existieren die «Glockenlieder» des Schweizers Schoeck und des Deutschen Schillings zum Teil nur noch als Orchesterpartituren. Um diese Lieder konzertant uraufführen zu können, mussten die Einzelstimmen mit grossem Aufwand neu editiert werden. Und da haben Präsident Ueli Gisi und sein Bruder Peter verdienstvoll ihren grossen Beitrag geleistet.

Felix Rienth singt die Gedichte

Ob ein aus der Ferne hörbares Glöckchen in der «Lyrische Suite» von Edvard Grieg, das dann in einem wuchtigen Finale endet, oder die grosse Klanggewalt in Zoltàn Kodàlis schwungvollem «Wiener Glockenspiel» – die von einem Perkussionisten bespielten Röhrenglocken, die auf der Bühne die tatsächlichen Glocken ersetzten, kamen wirkungsvoll, authentisch und immer perfekt getimt zum Einsatz. Das war sicher ein Verdienst des argentinischen Gastdirigenten Osvaldo Ovejero, der mit seinem impulsiven und klaren Dirigat das gut disponierte Orchester jederzeit im Griff hatte. Dem Basler Tenorsolisten Felix Rienth war es sodann vorbehalten, Spittelers Gedichte in der Musiksprache vorzutragen. Das ist dem sympathischen Sänger mit seiner wahren stimmlichen Schönheit in teils tiefsinnigen und dann wieder kraftvollen Parts sehr gut gelungen. Dass die leiseren Gesangspassagen gelegentlich instrumental etwas überdeckt wurden, ist wohl einfach mit der ausgeprägten Spielfreude dieses grossen Orchesters zu erklären. Das schmälert dieses wunderbare Konzert voller Melodien, Rhythmus und Poesie indes überhaupt nicht. Dem Liestaler Schriftsteller und Nobelpreisträger wurde künstlerisch angemessen und würdig gedacht.

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