Land und Leute sind ihm eine Schatztruhe

Neuerscheinung «Jurasan» heisst das neue Buch von Thomas Schweizer  

«Stadt- und Landbeobachter» Thomas Schweizer erzählt in seinem neuen Buch von gestern und heute. Foto: M. Schaffner
«Stadt- und Landbeobachter» Thomas Schweizer erzählt in seinem neuen Buch von gestern und heute. Foto: M. Schaffner

Thomas Schweizer – Buchautor, Literat und Kolumnist, «Stadt- und Landbeobachter», geboren in Basel, aufgewachsen in Oberdorf, heute wohnhaft in Füllinsdorf – verbindet in seinem literarischen Schaffen immer wieder das Gestern mit dem Heute. «Chirsipfäffer» und «Energy Drinks» stehen bei ihm stellvertretend für die zwei Welten, die beide nicht «heil» sind, aber dennoch «Süssigkeiten» bergen: Charaktere, Geschichten, Erinnerungsbruchstücke, Beobachtungen, die der Autor scharfsinnig registriert und humorvoll in seine Texte einwebt. Auf der einen Seite die traditionelle Baselbieter Süssspeise, etwas altbacken und nostalgisch, auf der anderen Seite das klebrig-süsse Koffeingetränk aus der heutigen, schnelllebigen, globalisierten Zeit, dazwischen Thomas Schweizer, der uns zeigt, dass das «Gestern» und das «Heute» gar nicht so verschieden sind.

«Chirsipfäffer und Energy Drinks» war der Titel seiner szenischen Lesungen und diese Phrase taucht jetzt auch im Untertitel seines neuen Buchs «Jurasan» wieder auf. Der zeitlichen Achse «gestern – heute» entspricht eine örtliche Achse: Die etwas über 100 Seiten, aufgelockert mit Illustrationen, lesen sich wie ein Umherschweifen durch den Baselbieter Jura. Der zentralste der acht kurzen Texte ist eine Betrachtung über das Wandergebiet Jura durch die Augen einer Kunstfigur, gesprenkelt mit historischen Einwürfen. Schweizer präsentiert Wissenswertes und Interessantes aus der Lokalgeschichte, wie wenn es Fundstücke wären, mit Freude und leisem Stolz: Land und Leute sind ihm eine «unerschöpfliche Schatztruhe».

Dazu mischt sich eine romantische Sehnsucht nach der Vergangenheit, selbst wenn es eine Vergangenheit ist, die der Autor mit Jahrgang 1940 nur «vom Hörensagen» kennt. Romantik liest er auch aus der Landschaft heraus, aus den Tälern, den Fluren, dem Kulturland, den Reben, den trotzigen Felsen, den Höhenzügen der «Rocky Mountains des Baselbiets». Die wahren Fundstücke sind aber dann meistens doch etwas Kleines, Alltägliches, etwa das Lieb-lings-Juratal einer der Erzählfiguren, eine unspektakuläre, aber poetische Stelle zwischen Frenkendorf und Augst.

Wie eine abwechslungsreiche Wanderung führt das Buch an Webstühlen, Seidenbändel- und Uhrenindustrie vorbei, schneidet Kantonstrennung und Hülftenschanz an, kreuzt die Waldenburgerbahn, sitzt beim Lehrer Jenny auf die Schulbank, grüsst Hebel und Spitteler, denkt an den Holunderbaum im Garten der Kindheit zurück und kehrt in manchem Baselbieter Wirtshaus ein. Und landet schliesslich immer wieder bei aktuellen Themen wie Klimawandel, Coronakrise oder Black Lives Matter. Autobiografische Bezüge dienen dabei als Bindeglied zwischen dem Damals und dem Heute, wobei nicht immer klar ist, ob die literarischen Figuren – vom Klimastreik-Opa über den Ü65-Corona-Risikoträger bis zum Altersheim-Romeo – Alter Egos des Autor sind oder Personen, die er aus seiner «Schatztruhe» hervorgezaubert hat.

Thomas Schweizer, «Jurasan», Verlag Mis Buech, Schaub Medien AG, Liestal, 2021

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