Infrastruktur für Gründer

Liestal Der neue Business Parc Liestal stösst bereits auf Interesse 

Josia Röhm, Standortleiter Liestal, und Melchior Buchs, Leiter Business Parc, in den neuen Räumlichkeiten in Liestal.
Josia Röhm, Standortleiter Liestal, und Melchior Buchs, Leiter Business Parc, in den neuen Räumlichkeiten in Liestal.

Wenn jemand neu eine Firma gründet, vielleicht schon ein bisschen auf dem Markt aktiv ist und Kunden hat, kommt bald einmal das Bedürfnis nach Platz auf. Der Business Parc in Reinach hat dieses Bedürfnis – als eine der ersten Institutionen – vor 20 Jahren erkannt und günstige Räume in Verbindung mit gemeinsam genutzter Infrastruktur und Services wie Telefon-, Post- und Hausdienste angeboten. Das Erfolgsrezept wird nun quasi eins zu eins nach Liestal verfrachtet: Seit Anfang März sind sieben Räume im Erdgeschoss der Tretor AG an der Industriestrasse 7 in Liestal bezugsbereit.

Mit Raumgrössen zwischen 13 und 29 Quadratmeter sind die Büros für ein bis zwei, maximal drei Personen ausgelegt, was der häufigsten Firmengrösse bei der Gründung entspricht. Auch Coworking Space ist vorhanden, aber darauf liegt nicht der Schwerpunkt: «Man will zwar in einer Community sein und sich über Mittag oder beim Kaffee mit jemandem austauschen, aber beim Arbeiten eher in den eigenen vier Wänden sein», erklärt Melchior Buchs, Leiter Business Parc. Im eigenen Büro könne man auch mal die Sachen liegen lassen.
Ein Vorteil des Business-Parc-Modells ist, dass die Mitglieder von einer Infrastruktur profitieren können, wie sie in grösseren Firmen anzutreffen ist. Das gilt auch für diejenigen, die «nur» Mitglieder sind und keinen Raum mieten: Für Treffen mit Kunden stehen ihnen das Foyer und Besprechungszimmer zur Verfügung, der Telefonservice nimmt Anrufe unter ihrem eigenen Firmennamen entgegen – alles Feinheiten, die dazu beitragen, dass der eigene Auftritt professionell wirkt.
In Liestal kann ausserdem ein Kopierraum und eine Küche mit grossem Tisch genutzt werden. Wenn Kunden zum ersten Mal eine eingemietete Firma besuchen, werden sie von einer täglich besetzten Rezeption empfangen. 


Grosses Netzwerk im Hintergrund
Dass dieses Angebot in Liestal überhaupt möglich ist, ist der Zusammenarbeit mit der Tretor AG zu verdanken. Josia Röhm, der Standortleiter des Business Parc Liestal, ist Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglied des Treuhand-unternehmens. Zudem ist er selber als Coach beim Business Parc tätig – ideale Voraussetzungen also für die Standortleitung.
Stichwort Coach: Der Business Parc bietet sowohl eine Beratung vor der Firmengründung als auch eine Begleitung danach an. Vor der Gründung gehe es vor allem um das Erstellen des Businessplans, erzählt Josia Röhm. Am Anfang kämen viele Fragen und Stolpersteine auf junge Firmen zu – Known-how, das sie sich erst einmal erarbeiten müssten.Da sei es hilfreich, wenn sie auf das Netzwerk des Business Parcs zurückgreifen könnten, das viele Spezialisten umfasse, beispielsweise Versicherungsberater, Treuhänder oder IT-Spezialisten.
Die Aufgabe eines Coaches ist es auch, jemandem vor dem Schritt in die Selbstständigkeit abzuraten, wenn die Businessidee eindeutig nicht erfolgversprechend ist. Somit können Fehlentscheidungen verhindert werden. Laut Melchior Buchs ist daher die Erfolgsquote beim Business Parc auch nach Jahren sehr hoch: «Den meisten geht es gut, einigen sogar sehr gut.»
In der Regel bleiben junge Firmen drei bis fünf Jahre Mitglied. In Reinach sei aber noch niemand zum Austritt gedrängt worden, betont Melchior Buchs. Einige seien schon zehn Jahre lang dabei und die Mischung wirke sowohl für die «frischen» als auch für die erfahreneren Firmen befruchtend. Ausserdem seien die Mietpreise gestaffelt und nähmen jährlich zu, sodass die, die schon länger dabei seien, den Jüngeren mithelfen würden, die Miete zu zahlen.


Innovation wo man sie nicht erwartet
Von anderen Start-up- und Inkubator-Angeboten hebt sich der Business Parc insofern ab, als er nicht «junge Tüftler» und Forscher anspricht, sondern Berufsleute, die bereits eine Tätigkeit in einer Branche ausüben und sich selbstständig machen möchten, oder die bereits ein Produkt auf dem Markt haben. Das seien die interessanten Fälle, die schnell an die Gewinnschwelle kämen, weil sie keine hohen Fixkosten hätten, so Melchior Buchs: «Man hat immer das Gefühl, Startups müssten hochinnovativ sein, aber manchmal gibt es Innovation an Orten, wo man sie gar nicht erwartet.» Auch für die öffentliche Hand könne es interessant sein, auf diese Art Wirtschaftsförderung zu betreiben, anstatt Steuergeschenke an grosse Firmen zu machen.
Im Übrigen glaubt Melchior Buchs an die Region Liestal und daran, dass in den Transformationsgebieten Möglichkeiten für Firmenansiedlungen entstehen. Zudem seien die ÖV-Verbindungen in Liestal besser als in Reinach.
Branchenmässig sind beim Business Parc häufig Dienstleister und Unternehmensdienstleister vertreten, von Versicherungen über den grafischen Bereich bis zu IT. Man sei aber für alle Branchen offen, sagt Melchior Buchs. Auch Handwerker würden Gründungsberatungen in Anspruch nehmen, würden aber meistens nicht zu Mietern im Business Parc, weil sie eine Werkstatt bräuchten.


Bereits Interessenten
Josia Röhm geht davon aus, dass der Branchenmix in Liestal ähnlich sein dürfte. In den letzten Wochen hätten sich bereits einige für die Räume interessiert, und es seien alle möglichen Bereiche darunter gewesen,  von Care bis Handwerk. 
Josia Röhm ist überzeugt, dass der Business Parc in der Region Liestal auf eine hohe Nachfrage stösst. Wenn die Räume bis Ende Jahr vermietet seien, sei er zufrieden. Bei zusätzlichem Bedarf könne die Fläche im Gebäude auch erweitert werden. Übrigens hätte sich bereits auch andere Vermieter erkundigt, wie das Business-Parc-Modell funktioniere.
Weitere Infos: www.businessparc.ch/de/standorte/liestal

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