«Ich hatte immer freie Hand»

Liestal Karin Gensetter gibt nach 20 Jahren die Leitung des Theaters Palazzo ab – das Theaterteam verabschiedet sich

Das Palazzo-Team noch bis zum Sommer: Karin Gensetter, Uli Kerkmann, Sabine Rüegger (v.l.), auf dem Bild fehlen Elisabeth Casanova und Cynthia Coray.Foto: m. schaffner
Das Palazzo-Team noch bis zum Sommer: Karin Gensetter, Uli Kerkmann, Sabine Rüegger (v.l.), auf dem Bild fehlen Elisabeth Casanova und Cynthia Coray.Foto: m. schaffner

Zwei Jahrzehnte lang hat Karin Gensetter die Baselbieter Kulturszene geprägt. Künstlerinnen und Künstler, die sie ins Theater Palazzo holte, erlangten schweizweite Bekanntheit, wie Knuth und Tucek, Michel Gammenthaler, das Duo «Ohne Rolf», Patti Basler, Bänz Friedli oder Slam-Poet Dominik Muheim. Den regionalen Theaterproduktionen bot das Palazzo immer eine wichtige Plattform für Proben und Premieren. Und dank einem vielfältigen Mix aus Bewährtem und ausgewählten, interessanten Produktionen erreicht das Theater eine durchschnittlich gute Publikums-Auslastung.

Per Ende Saison tritt Karin Gensetter nun von der Theaterleitung zurück. Ein bisschen Wehmut komme schon auf, wenn sie zurückblicke, meint sie im Gespräch mit der «ObZ». «Aber ich habe es jetzt 20 Jahre gemacht und finde, die neue Leitung soll jetzt übernehmen und auch in eine neue Richtung gehen können.»

Mit der Leiterin wechseln die meisten des Theaterteams. Sicher ist, dass Cynthia Coray weiterhin für den Bereich Kinder – Jugend – Familien zuständig bleibt. Elisabeth Casanova, Bar und Kassen, ist seit rund 17 Jahren dabei, praktisch ebenso lange der technische Leiter Uli Kerkmann. Seit 2014 ist Sabine Rüegger, Ticketkasse, Bar und Diverses, im Team. Weitere Weggefährtinnen waren Heidi Piombini als administrative Leiterin, Nathalie Buchli als Co-Leiterin und Yvonne Guldimann als Assistentin.

Gespür fürs lokale Publikum

Bevor Karin Gensetter 1999 die Theaterleitung im Palazzo übernahm und nach Liestal zog, arbeitete sie bei der Basler «Programmzeitung», davor war sie in der Leitung der Kaserne Basel tätig. «In Liestal kann man nicht so programmieren wie in der Grossstadt, man muss ein bisschen herausspüren, wofür das Publikum empfänglich ist», sagt sie. Sie habe aber Erfahrungswerte übernehmen können und ausser bei einigen «Experimenten», zu denen halt wenig Publikum gekommen sei, sei das Programm gut angekommen.

In den frühen 2000er-Jahren war das Palazzo das einzige Kulturhaus mit einem kontinuierlichen Veranstaltungsprogramm in Liestal. Entsprechend breit war das Spektrum, das es abdeckte, von Konzerten über Kabarett und Theater bis zu Lesungen. Nach und nach gesellten sich weitere regelmässige Anbieter dazu, die Kulturscheune, das Dichtermuseum, die Kantonsbibliothek, später das Guggenheim.

Liestal Kultur und Lichtblicke

2008 gründeten die Veranstalter den Verein Liestal Kultur, um sich abzusprechen und Konkurrenzsituationen zu verhindern – wobei das Publikum mit dem grösseren Angebot auch mitwuchs. Das Palazzo spezialisierte sich fortan auf Theater, Musiktheater und Kabarett, das Kinder-, Jugend- und Familienangebot wurde ausgebaut.

Was Karin Gensetter ebenfalls mitbegründet hat, ist die Lichtblicke Kulturnacht Liestal, die seit 2005 jährlich stattfindet. 2015 ist ein weiterer jährlicher Event hinzu gelkommen, die Humortage Liestal.

Wichtig waren Karin Gensetter immer die regionalen Produktionen. Margrit Gysin und Michael Huber sind mit ihrem Figurentheater ein fester Bestandteil des Programms und sind vom Theater Palazzo auch mit Werkschauen gewürdigt worden. Nationale Künstler und Produktionen lud Karin Gensetter ein, wenn sie sie für wertvoll hielt, als Beispiele mögen Ueli Bichsel, Silvan Gargiula oder Anet Corti dienen.

«Es ist ein toller Job, und das Beste ist, dass ich immer freie Hand mit der Programmation hatte», blickt die Theaterleiterin zurück. Natürlich im Rahmen des Konzepts, das von den Subventionsgebern «abgesegnet» sei. Dank substanziellen Subventionen der Stadt Liestal und des Kantons Baselland sei die Basisfinanzierung gesichert, sodass das Theater planen könne. Die restlichen Mittel kämen über Ticketeinnahmen, Stiftungen und Sponsoren zusammen.

Wohin es Karin Gensetter als Nächstes treibt, ist noch offen. Sie wolle sich neu orientieren, verrät sie, wahrscheinlich im Bereich, aus dem sie herkomme, dem Theater.

Am 28. Juni nimmt das Theaterteam mit einem öffentlichen Fest Abschied vom Palazzo.

Neuer Verein
Ein neu gegründeter Verein mit Jonathan Maurice vom Kino Sputnik, Michael Babics von der Kunsthalle Palazzo sowie Yvonne und Eric Rütsche vom Kulturhotel Guggenheim wird ab Herbst das Theater Palazzo führen, bis 2021 eine definitive Leitung engagiert wird. Den Bereich Kinder- und Jugendtheater wird weiterhin Cynthia Coray betreuen.

Weitere Artikel zu «Region Liestal», die sie interessieren könnten

Region Liestal17.04.2024

Liederabend mit Sopranistin Christina Lang

Liestal Romantische Lieder in der Viva-Kirche  
Region Liestal17.04.2024

Makaber, heiter und etliche Verwirrungen im Theater

Frenkendorf Theater Rampenlicht spielt «37 Ansichtskarten»
Region Liestal17.04.2024

Die entfesselte Mandoline

Baselbieter Konzerte Avi Avital und Itamar Doari