Bei Corona scheiden sich die Geister

Waldenburg Offenes Mikrofon zu Covid 19 im Leue

Anderthalb Minuten, soviel Zeit bekam jede Votantin und jeder Votant. Foto: E. Gysin
Anderthalb Minuten, soviel Zeit bekam jede Votantin und jeder Votant. Foto: E. Gysin

Zu Wort kamen alle, die sich zu Corona und den Folgen äussern wollten. Und so geschah es auch. Jede und jeder bekam exakte 90 Sekunden Zeit für ein Votum. Alle waren frei, ihre Meinung kund zu tun, das war nämlich das Ziel des Organisationskomitees. «Es wird schliesslich niemand diesen Saal verlassen und seine Meinung geändert haben», das war die nüchterne Bilanz, die Hector Herzig, Langenbrucks Gemeindepräsident in seiner kurzen Zusammenfassung am Schluss des Abends zog.

Täglich begegnen ihnen Menschen, die sich scheuen, über manche mit Covid 19 verbundenen Massnahmen ihre Meinung zu sagen, in der Befürchtung in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden, sagten die Organisatoren. Die beiden Pfarrer Torsten Amling und Hanspeter Schürch gehörten dazu, wie die beiden Gemeindepräsidenten Piero Grumelli, Oberdorf und Hector Herzig, Langenbruck sowie Cornelia Bärtschi, Transportunternehmerin und Familienfrau, ebenfalls aus Langenbruck, Gerry Dill, Inhaber einer Druckerei in Hölstein, schliesslich gehört auch Andreas Früh aus Waldenburg dem OK an, leider konnte der Arzt nicht teilnehmen, sodass die naturwissenschaftliche Stimme fehlte.

Konsequente Moderation führt zu gesitteter Aussprache

Früh hatte allerdings sein Statement schriftlich beigesteuert, darin folgte er weitgehend der herrschenden Meinung und billigte die geltenden Massnahmen. Die Regeln waren klar, sie wurden klaglos eingehalten. Jede Votantin, jeder Votant bekam 90 Sekunden Zeit um sein Statement abzugeben. Die Zeit war allgegenwärtig an die Wand projiziert. Moderator Hanspeter Schürch sorgte dafür, dass die Regeln eingehalten wurden. Das funktionierte bestens, alle Rednerinnen und Redner konnten ungestört ihre Meinung vertreten. Es gab weder eine Bewertung noch Zwischenrufe, die Veranstaltung hatte demnach grosse Qualität. Der Abend stiess auf eher geringes Interesse, der Leuen-Saal war kaum zur Hälfte besetzt.

Es waren grossmehrheitlich die Kritiker der Corona-Massnahmen, die in den Leuen gekommen waren. Jene, die in den ganzen verfügten Massnahmen mehr Schaden als Nutzen sehen, die befürchten dass die Wirtschaft grossen Schaden nehmen werde, dass Leute entlassen und ganze Existenzen vernichtet werden. Es werde die Freiheit eingeschränkt, keiner wisse, wie man zu den herumgebotenen Zahlen komme und schon gar nicht, wie diese zu interpretieren seien. Es werde in grossem Stil gelogen und die Medien liessen sich dafür einspannen. All die Toten, sind die an Corona oder mit Corona verstorben, fragte eine Votantin empört. Ein Votant beabsichtigte im Kanton Bern in einem Supermarkt einzukaufen. Weil er ein Gegner der im Kanton Bern geltenden Maskenpflicht ist, scheiterte das Vorhaben, die Angestellten setzten die geltenden Regeln durch. Er musste seine Waren im Laden zurücklassen.

Es gab aber auch Argumente, die Respekt vor dem Virus einforderten sowie vor den angeordneten Massnahmen, aber auch vor der Meinung der anderen. Ein Votant verstand nicht, wo die Freiheit eingeschränkt werde, wenn wir gleichzeitig alle beim Autofahren die Sicherheitsgurte tragen und ohne Helm nicht auf ein Motorrad stiegen. Da sei er gerne bereit zum eigenen Schutz und dem der Personen in der Umgebung eine Maske zu tragen. Gewarnt wurde nachdrücklich vor einer bevorstehenden Impfpflicht, er habe Unterschriftenbogen dabei, sagte ein Votant, er sammle Unterschriften für ein Referendum.

Der Abend fand vor einer knappen Woche statt. Zwischenzeitlich hat der Bund das Heft wieder in die Hand genommen und schärfere Massnahen verfügt. Wir verstehen dieses Virus zwar immer noch nicht, aber es hat uns weiterhin im Griff. Bloss die Meinung dazu wird sich in den verschiedenen Köpfen nicht oder kaum ändern.

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