Eine Bilderbuchschau an einem Bilderbuchtag

Langenbruck Ein herrlicher Tag für die Viehzüchter und das Publikum 

Ältere Viehzüchter treffen sich auch um über früher und heute zu reden: (v.l. Hans Schweizer, Bärenwil; Peter Kuhn, Utzendorf, Paul Eschbach, Diegten).

Ältere Viehzüchter treffen sich auch um über früher und heute zu reden: (v.l. Hans Schweizer, Bärenwil; Peter Kuhn, Utzendorf, Paul Eschbach, Diegten).

Es ist das letzte Mal, dass senior Bauer Hans Schweizer, Bärenwil, Kühe schmückt, die zu Fuss an die Schau gehen. Hier zusammen mit der neuen Pächterin Samira Waser.

Es ist das letzte Mal, dass senior Bauer Hans Schweizer, Bärenwil, Kühe schmückt, die zu Fuss an die Schau gehen. Hier zusammen mit der neuen Pächterin Samira Waser.

«Stimmt auch alles im Katalog der Viehschau Langenbruck 2021?», scheint sich Simmentaler Züchter Koni Tschan vom Lochhus in Holderbank zu fragen.

«Stimmt auch alles im Katalog der Viehschau Langenbruck 2021?», scheint sich Simmentaler Züchter Koni Tschan vom Lochhus in Holderbank zu fragen.

Die Kühe von Urs Zbinden, Präsident VGZ Langenbruck, fragen sich wohl, weshalb sie rund eine Stunde zu Fuss gehen müssen, wenn sie doch gemütlich im Postauto sitzen könnten.Fotos: B. Bentolila

Die Kühe von Urs Zbinden, Präsident VGZ Langenbruck, fragen sich wohl, weshalb sie rund eine Stunde zu Fuss gehen müssen, wenn sie doch gemütlich im Postauto sitzen könnten.Fotos: B. Bentolila

Der letzte Samstag hätte prächtiger nicht sein können für die Simmentaler Reinzucht Viehschau Langenbruck. Auf dem Hof von Hans-Peter Schweizer in Bärenwil kündigte sich ein perfekter Tag an. Morgens um fünf Uhr molken er und sein Vater Hans die Kühe. Gegen sechs Uhr trafen Helferinnen und Helfer ein, um den Tieren die Glocken umzuhängen und ihre behornten Häupter mit Blumengestecken zu schmücken. Trotz mehrerer Leute herrschte eine angenehme Ruhe. Kein Rufen, kein lautes Reden, keine Hektik. Für ihn sei es ein eigenartiges Gefühl, meinte der 82-jährige Hans: «Zum letzten Mal bin ich aktiv an einer Viehschau dabei.» Sein Blick schien traurig zurückzuschweifen, Jahrzehnte zurück. «Aber», fasste er sich, «ich beklage mich nicht, denn der Hof wird vom jungen Paar Samira Waser und Christoph Gerber gepachtet. Die beiden werden im Sinne der Familie Schweizer weiterfahren.»

Die Kühe sind bereit für ihren grossen Auftritt. Sie treten ruhig aus dem Stall, hinaus in die Dunkelheit, wo sich am Horizont das Morgenrot zeigt. Eine Stimme flüstert: «Ist es nicht wunderbar bei uns? Wir brauchen nicht irgendwohin zu fliegen, sind dem Himmel eh nah hier oben.» Die geschmückten Kühe begeben sich allein talwärts, gegen den Weiler. Jene, die daheimbleiben, steigen höher hinauf. Jedoch nicht, ohne vorher still zu stehen, und ihren Kolleginnen ein vielsagendes «Muhhh» nachzuschicken. Soll niemand sagen, Vieh würde nicht kommunizieren.

Eher verpasse ich Weihnachten als den Schautag

In der heimeligen Bauernhausküche trifft sich die grosse Familie Schweizer mit den neuen Pächtern und weiteren Personen, die seit Jahren zu Hilfe kommen, zum Frühstück. So wird es bei allen Familien gehandhabt, denn Schautag ist auch Familienzusammenkunft. Jemand sagte einmal, eher würde sie an Weihnachten fernbleiben als am Schautag. Ausser Schneiders von der Ulmet begeben sich alle weiterhin zu Fuss auf den Schauplatz im Ausserdorf Langenbruck: Schweizers von Bärenwil, Singers vom Vorder Dürstel, Singers von der Bachtalen, Tschans vom Lochhus Holderbank und Zbindens vom Unteren Dürrenberg. Unter Glockenklang ziehen sie ins Dorf ein. An den Strassen stehen Schaulustige, welche die «Prominenz» mit Zurufen begrüssen.

100 Tiere wurden aufgefahren und das Publikum strömte herbei. Immer wieder hörte man: «Endlich sehen wir uns wieder! Endlich wieder zusammen an einem Tisch sitzen und essen und trinken.» Die zwar gedeckte, aber auf allen Seiten offene Festwirtschaft, die neu von Silvia Kamber vom Hinteren Bilstein geleitet wird, war vom Anfang bis über den Schluss hinaus (!) gut besucht.

An Ständen gab es Gebäck, Gewürz, Schmuck, Kleider, Hofprodukte, Hüte, Spielsachen und mehr zu kaufen. «Ohne Maske einkaufen, ist das nicht wunderbar», meinte eine ältere Frau.

Die Vorführung der Tiere wurde aufgelockert von Jodelklängen vom Jodler Klub Oberer Hauenstein Langenbruck. Die Schauexperten lobten die aufgefahrenen Tiere: «Es gibt viele hier, die heute ihr Sonntagskleid tragen.» Das hören die Züchter gern, schliesslich steckt viel Arbeit in der Zucht. Das moderne Credo lautet: «Jedem Tier im Stall soll, ja muss es gut gehen. Es braucht langlebige Kühe, die fit und gesund sind. Nur wenn dem Tierwohl Beachtung geschenkt werde, stellt sich der Erfolg ein.»

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