«Yystyyge, bitte» zur modernsten Bahn Europas!

Eine neue Zeit ist im Waldenburgertal angebrochen

Die erste WB-Fahrt.Foto: Th. schweizer
Die erste WB-Fahrt.Foto: Th. schweizer

Sonntag, 11. Dezember 2022. Fahrplanwechsel. Eiskalter Wintermorgen. Es ist kurz vor fünf Uhr, und noch ist es Nacht. Doch davon lässt sich niemand abhalten. Ein beschwingter Groove von vielen bekannten Gesichtern stellt sich im modernen Bahnhof Waldenburg ein und besetzt gut gelaunt und erwartungsfroh (das Wort zur Stunde) die Plätze in den Wagen. Mit dabei sind auch BLT-Direktor Andreas Büttiker und sein Vize als WB-Projektleiter Fredi Schödler. Peter Spuhler von Stadler Rail sprach beim Eröffnungsfest am Freitag: «Wir überleben in der Schweiz nur, wenn wir technologisch an der Spitze sind».

Der Morgen beginnt vorerst wie früher: Richard Meier trägt die rote Vorstandsmütze und winkt mit der grünen Kelle. Lorenz Degen in einer alten Kondukteur-Uniform verteilt Billette dieser historischen Fahrt. Dann aber: Wagenführer Rolf Schweizer im Cockpit drückt den Hebel nach vorne und der erste fahrplanmässig verkehrende Zug der neuen Waldenburgerbahn setzt sich in Bewegung Richtung Liestal. Es ist 5.06 Uhr. Auf der Seite trägt jede Komposition das Wappen eines Dorfes. Weil der Zug doppelt geführt wird, sind es heute «Bennwil» und «Waldenburg». Die «Inbetriebnahme» – Technik-Jargon – der neuen WB auf der 1-Meter-Spur ist erfolgt.

Ich sitze nahe beim Cockpit und verfolge die Fahrt aufmerksam. Unterwegs gehen mir so manche Gedanken durch den Kopf. Wir erreichen Oberdorf, das Dorf meiner Kindheit, und mein Herz pocht mir bis zum Hals. Die sanfte Schwingung zu Beginn wird schnell zum brausenden Orkan. Wie oft bin ich als Bub mit dem Dampfzug unterwegs gewesen. Und ich denke an meinen Onkel «Schwyzer Joggi», der es mir ermöglicht hatte, als einziges Kind am 25.Oktober 1953 den ganzen Sonntag auf den Schienen zu verbringen. So erlebte ich die letzte Fahrt mit dem Dampfzug und die erste mit der elektrifizierten Bahn. Wir fahren am St. Peter vorbei durch Niederdorf, das wegen der neuen WB grosse bauliche Veränderungen erlebt hatte, und erreichen Hölstein. Die Weihnachtslichter in den verschneiten Dörfern scheinen an diesem Morgen besonders hell zu leuchten. Sagenhaft, was in nur 21 Monaten Neues entstanden ist. Noch ist nicht alles fertig: Man sieht beim Vorbeifahren Bagger, Absperrungen, Container, Geräte, Maschinen und viel Material. Bei der «Oris» denke ich an die einst grosse Zeit der Uhrmacherkunst im Tal. Sie lebt in Hölstein weiter.

Weiter geht die Fahrt am Talhaus mit der WB-Remise vorbei zielstrebig Liestal zu.

Wo ist nur «Hueber Ruedis» Holz-Stationshäuschen im Bad Bubendorf geblieben? Ja, es war ein weiter Weg vom Dampfzügli mit den harten und engen Holzbänken zur technologisch modernsten Bahn Europas. Bald erreichen wir die Station «Gräubern», der neue Name des « Altmarkts». Um halb sechs Uhr hält der Zug in Liestal. Immer noch ist es dunkel und kalt. Den Passagieren aber ist es warm ums Herz. Mit Bravo-Rufen, munter schwatzend und fachsimpelnd verlassen wir den Zug.

Zum Schluss sei dieses Bild gewagt: Durch dunkle Nacht – baulich bedingte grosse Einschränkungen in den Dörfern, aber mit einer Bevölkerung, die alles mit Gleichmut und Geduld ertragen hatte – fährt der neue Zug ins helle Licht einer Zukunft voller Hoffnung auf bessere Zeiten.

Am 11. Dezember 2022 hat das Waldenburgertal das schönste Weihnachtsgeschenk bekommen. Die Freude ist entsprechend gross. Durchs Tal fährt jetzt die modernste Bahn der Schweiz. Zukunftsweisend! Dazu brauchte es Weitblick und Wagemut, gepaart mit Demut und Bescheidenheit. Sie alle gehören seit eh und he zur DNA des Waldenburgertals. Fahr gut, liebe WB, und bring die Passagiere zuverlässig, sicher und viel bequemer als bisher ans Ziel!

Durchs Tal fährt jetzt die modernste Bahn der Schweiz ist. Zukunftsweisend! Dazu brauchte es Weitblick und Wagemut, gepaart mit Demut und Bescheidenheit. Sie alle gehören seit eh und he zur DNA des Waldenburgertals. Fahr gut, liebe WB, und bring die Passagiere zuverlässig, sicher und viel bequemer als bisher ans Ziel!

Thomas Schweizer

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