5G verunsichert die Menschen

Hölstein Diskussion über die neueste Mobilfunktechnologie

Doris Petermann, Naturheilpraktikerin; Albert Gort, Infostelle Elektrosmog; Adrian Gaugler, Moderator; Marcel Hofmann, Elek-troingenieur, Tobias von Mandach, Sunrise. Foto: E. Gysin
Doris Petermann, Naturheilpraktikerin; Albert Gort, Infostelle Elektrosmog; Adrian Gaugler, Moderator; Marcel Hofmann, Elek-troingenieur, Tobias von Mandach, Sunrise. Foto: E. Gysin

Von flächendeckender Akzeptanz der neuesten Mobilfunktechnologie, 5G eben, kann keine Rede sein. Viele offene Fragen, keine befriedigenden Antworten. Marketingoffensiven helfen da wenig, sie sind nicht ernst zu nehmen. Derweil schreitet die Aufrüstung der Netze zügig voran. Allerdings gelten in einigen Kantonen Moratorien. Der Bund hat 5G-Lizenzen versteigert, ohne sich einen Deut um berechtigte Fragen zu kümmern, dafür hat er mehrere 100 Millionen Franken eingenommen. Um eine Antenne zu bauen, ist eine Baubewilligung erforderlich, um eine bestehende aufzurüsten, gilt ein vereinfachtes Verfahren. Dabei gibt es kantonale Unterschiede.

Der Lampenberger Gemeinderat hat derzeit ein Gesuch um die Errichtung einer Mobilfunkantenne auf dem Tisch. «Um das Gesuch beurteilen zu können, braucht es Fachwissen», sagte Vizegemeindepräsidentin Charlotte Gaugler, «ich muss mich also weiterbilden». So kam es, dass der Lampenberger Gemeinderat die Gemeinden des Waldenburgertals und Ramlinsburg in die Hölsteiner Rübmatthalle einlud, mit dem Ziel, auf drängende und legitime Fragen Antworten zu bekommen. Der Einladung folgten mehr als 100 Personen. Diesem Publikum gegenüber sassen drei Experten und eine Expertin sowie Moderator Adrian Gaugler.

Wer forscht eigentlich?

Das Mobilfunknetz sei an der Grenze seiner Kapazität angelangt, sagte Tobias von Mandach, der für die Firma Sunrise auf dem Podium sass. Es sollte sein Abend werden, die allermeisten Fragen waren an ihn als Akteur im Netz gerichtet. Die allermeisten Fragen konnte er hingegen nicht beantworten, «Sunrise kann so wenig wie unsere Konkurrenten Forschung zu Auswirkungen der emittierten Strahlung betreiben, sie wäre niemals unabhängig und damit völlig unglaubwürdig», legte er dar. Der Regulator, der Bund also, müsste dafür sorgen, dass zeitgemäss geforscht wird, die Mittel habe er ja aus dem Verkauf der Lizenzen eingenommen. Eine Vertretung des Bundes fehlte deutlich auf dem Podium.

Die Netze sind auch am Anschlag, weil heutzutage Tag und Nacht irgendwelche Filmchen geschaut werden müssen, ein grosser Teil der Netzkapazität geht für nicht notwendigen, aber permanent verfügbaren Unsinn drauf. «Muss das denn sein?», fragte Albert Gort, der eine Infostelle über Elektrosmog leitet.

Keine guten Noten bekam der Bund auch von Marcel Hofmann, Elektroingenieur: «Der Bund hat es sträflich versäumt, für zeitgemässe Rahmenbedingungen zu sorgen und die Grenzwerte zu aktualisieren.» Diese stammen in der Tat aus der Steinzeit des Mobilfunks, nämlich aus den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Naturheilpraktikerin Doris Petermann wusste von Patientinnen und Patienten zu berichten, die über diffuse Krankheitsbilder klagen, Schlafstörungen sowie chronische Schmerzen unklarer Genese, «es gibt unzählige unabhängige Studien, die einen Zusammenhang nahelegen», sagte sie. Weil sie nebenbei auch noch Liegenschaften verwaltet, beklagt sie auch eine Wertminderung von Liegenschaften, wenn in der Umgebung Mobilfunkantennen gebaut werden.

Das aktuelle Thema wurde zwar kontrovers diskutiert, aber stets fair und ohne Polemik. Moderator Adrian Gaugler hat das seine dazu beigetragen, wollte aber den Abend zu gegebener Zeit zu einem Abschluss bringen. «Sie können ruhig noch im kleinen Kreis mit den Experten weiterdiskutieren», schlug er vor. Exakt das passierte dann mit grossem Engagement. Die Rede war von Mauerseglern, die wegen des Elektrosmogs vom Himmel fallen, «das ist wohl eher dem Verschwinden der Insekten, dem Futter der Vögel, geschuldet», meinte ein anderer. Interessant auch die Idee einer Frau: «Das kommt mir vor, wie wenn ich meinen Mann loswerden wollte, ich vergifte ihn mit Arsen, Tag für Tag eine kleine Dosis, das merkt er nicht, bis es eines Tages dann ausreicht und er daran stirbt.» Eine eher makabre Parabel zur aktuellen Situation des Mobilfunks, aber auf den Punkt gebracht. Man könnte diesen Abend in einem Satz zusammenfassen: «Wissen können, nicht glauben müssen.»

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