Jeder spinnt auf seine Weise

Holderbank Theatergruppe bringt «Drei Männer im Schnee» auf die Bühne

Direktor Tobler ist für jeden Schabernack zu haben. Fotos: E. Gysin

Direktor Tobler ist für jeden Schabernack zu haben. Fotos: E. Gysin

Heidi und Frau Meili wundern sich über den neusten Klatsch.

Heidi und Frau Meili wundern sich über den neusten Klatsch.

Ramona Probst (l.) frisiert Heidi, wie es in den 40er-Jahren Mode war.

Ramona Probst (l.) frisiert Heidi, wie es in den 40er-Jahren Mode war.

Hans Probst in der Hauptrolle des Eduard Tobler.

Hans Probst in der Hauptrolle des Eduard Tobler.

Haltung bis in den kleinen Finger, die «Drei Männer…»

Haltung bis in den kleinen Finger, die «Drei Männer…»

«Standing Ovations» waren für diesen wahrhaft heiteren Theaterabend wirklich fällig. Und das begeisterte Publikum gewährte diese ausgiebig. Die Theatergruppe Holderbank begeisterte an der Premiere ein ausverkauftes Haus mit den «Drei Männern im Schnee». Für Regisseur Beat Bill war es ebenfalls eine Premiere, seine erste Regiearbeit für die populäre Theatergruppe. Er hatte die Bühnenfiguren so besetzt, als seien ihnen die Rollen auf den Leib geschrieben worden.

Was hier gezeigt wurde, war schnörkelloses Theater auf einer wohltuend karg möblierten Bühne, so kam das Schauspiel zu seiner vollen Geltung. Dem Stück zugrunde liegt Erich Kästners gleichnamiger Roman, den er zunächst 1934 unter dem Pseudonym Robert Neuner veröffentlichte, die Nazis hatten ihn mit einem Schreibverbot belegt.

Konzernchef Eduard Tobler gewinnt am Preisausschreiben seines eigenen Konzerns den zweiten Preis, einen Aufenthalt in einem St. Moritzer Fünf-Sterne-Palast. Eigentlich liegt ihm solcherlei nicht, er nimmt aber die Herausforderung an und hat vor, die Schickeria dort im Luxushotel vorzuführen. Das gelingt ihm nicht ganz, denn Verwechslungen führen dazu, dass alles ganz anders kommt. Doch Tobler lebt seine exzentrische Seite in dem Hotel voll aus. «Wenn ich am morgen 80 Schweine kaufe, kann ich am Abend trotzdem bloss ein Kotelett essen», ist eine seiner Weisheiten.

Kolossale Missverständnisse

Seine Erlebnisse im Grandhotel sind geprägt von «Sein und Schein», weil er inkognito als armer Schlucker unterwegs ist, lernt er die Menschen kennen, wie sie wirklich sind. Er treibt es natürlich auch auf die Spitze und bringt das Hotelmanagement an seine Grenzen. Er lässt keinen Schabernack aus und geniesst die Folgen mit kindlicher Freude, dabei ist er ein alter Narr. Beides hilft möglicherweise auf dem zuweilen nicht ganz einfachen Weg durchs Leben. Wie bei allem wird es die Dosis sein, die es ausmacht.

Der alte Tobler wird von Hans Probst grossartig gespielt. Aber auch die neun weiteren Darstellerinnen und Darsteller prägen das Stück auf hohem Niveau. Janine Schweingruber als Heidi, Toblers Tochter; Jörg Meier als Johann, Toblers Chauffeur; Monika Stohler als Frau Meili, Toblers Haushälterin; Oskar Hartmeier als Dr. Fritz Hagedorn, Werbefachmann; Dani Gisin als Hoteldirektor Gerber; André Weber als Portier Polter; Nicole Cannon als Frau Casparius, Hotelgast; Katja Hofmeier als Frau Mallebré, Hotelgast; und Georg Staller als Sepp, Hausbursche.

Aber auch hinter der Bühne ist der Aufwand enorm, bei Maske und Haaren sind Profis am Werk. Ramona Probst legte die Frisuren der beteiligten Frauen aus besseren Kreisen so, wie sie in den 1940er-Jahren der Mode entsprachen. Sechserlocke und Fingerwelle sind die gut sichtbaren Stichworte.

An der Premiere hatte das Ensemble keine Mühe das Publikum mitzunehmen. Kaum hatte das Stück begonnen, war spürbar, dass sich das Publikum keinen Moment langweilen würde, es war sofort in der Geschichte drin. So viel sei noch verraten: Es kommt zu einem Happy End, das zu Tobler passt.

Vorstellungen heute Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag

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