Plötzlich fährt nichts mehr

Waldenburgertal Der freiwillige Fahrdienst sucht nach neuen Wegen

Ein Fahrer des SRK-Baselland transportiert eine Frau an den gewünschten Ort. Der Freiwillige Fahrdienst WB-Tal kooperiert mit dem SRK-Baselland. Foto: SRK-Baselland

Ein Fahrer des SRK-Baselland transportiert eine Frau an den gewünschten Ort. Der Freiwillige Fahrdienst WB-Tal kooperiert mit dem SRK-Baselland. Foto: SRK-Baselland

Wer bis vor kurzem als Betagte oder Betagter im Waldenburgertal einen fahrbaren Untersatz brauchte, wählte eine bestimmte Handy-Nummer und konnte dort seine Wünsche für einen Fahrdienst, sei es zum Arzt oder zum Coiffeur oder in die Therapie und so weiter, anbringen – und es wurde ihm geholfen. Doch Corona hat auch dieser Einrichtung einen Riegel geschoben. Bis circa Ende April werden keine Aufträge mehr angenommen.

Um die ganze Tragweite zu verstehen, sei der freiwillige Fahrdienst etwas genauer beschrieben. Es handelt sich um eine Hilfe zur Selbsthilfe des Seniorenvereins Waldenburgertal: Pensionierte wollen anderen Pensionierten, die auf Hilfe angewiesen sind, helfen. Aktuell heisst das aber, dass sowohl Fahrer als auch Fahrgäste zur Risikogruppe gehören. Niemand vom Verein kann dies verantworten, weshalb der Betrieb bis auf weiteres eingestellt wurde.

Aber ganz aufgeben wollten sie dann doch nicht. Wie Verena Kugler, die offizielle Verantwortliche Freiwilliger Fahrdienst Waldenburgertal gegenüber der ObZ sagte, suche man nach Lösungen, um den bedürftigen Menschen trotzdem zu helfen. Um auf zeitgemässem Weg viele Menschen zu erreichen, riefen sie über Facebook jüngere Freiwillige dazu auf, sich zu melden, um Fahrdienste zu übernehmen. Bis letzten Freitag hat sich nur eine Frau gemeldet. Doch auch dies hat mehrere Pferdefüsse. Einerseits sind die ehemaligen «Auftraggeber» vollständig ausgefallen. Selbst das Seniorenzentrum Gritt, ein Hauptkunde des Fahrdienstes, bleibt stumm. Andererseits sind jüngere Menschen zwar weniger gefährdet als Ältere. Aber selbst Getestete können sich bereits während des Wartens auf das Testresultat anstecken und würden dann die Fahrgäste gefährden. Eigentlich, so Verena Kugler, dürften nur Menschen, die das Coronavirus überstanden haben, oder Geimpfte diesen Job annehmen, doch die gibt es momentan noch nicht.

Unter den Fahrern gäbe es viele, die eigentlich willig wären zu fahren, doch gibt es für sie keine Sicherheit, so Kugler.

Für den Transport von Rollstuhlfahrern wird es eng, da nur drei Fahrer zur Verfügung stehen, die dazu ausgebildet sind. So bleibt dem Fahrdienst nur übrig, wie alle anderen sich dem Schicksal zu ergeben und abzuwarten. Traurig dabei ist, dass ausgerechnet diese Hilfe zur Selbsthilfe kaltgestellt ist. Auch für sie gilt: daheimbleiben, sich gedulden und den Mut nicht verlieren. Falls trotzdem Not am Mann ist und jemand Hilfe braucht, haben sich viele Privatpersonen organisiert und bieten Hilfe an, zum Beispiel für den Einkauf, einen Post- oder Bankengang.

Auf den Homepages der einzelnen Gemeinden gibt es ausserdem Informationen, wo man Hilfe bekommen kann (z.B. Heim-Lieferdienste). Es braucht auch diesen Akt der Solidarität und Mitmenschlichkeit.

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