Skirennsportler aus dem Baselbiet
Sissach Dominique Gisin und Florian Vogt im Gespräch

Sissach Dominique Gisin und Florian Vogt im Gespräch
«Die Begeisterung für den Schneesport ist riesig, auch wenn uns im Baselbiet die Schneeberge fehlen und über den Abbau der letzten Skilifte diskutiert wird», sagte Fabienne Ballmer, die Präsidentin des Skiclubs Reigoldswil zur Eröffnung des Podiumsgesprächs mit Dominique Gisin. Ziel des 80-jährigen Vereins ist die Unterstützung und Förderung des Nachwuchses.
Die aus Rothenfluh stammende Olympiasiegerin von Sotchi erzählte, wie ihre Skikarriere begann und wie sie nach schweren Verletzungskrisen in der spektakulärsten Disziplin Abfahrt doch noch an die Weltspitze fuhr. Nach ihrem Rücktritt 2015 unterstützte sie ihre Alpin-Schwester Michelle, machte einen ETH-Master in Physik und das Pilotenbrevet. Spitzensport ist eine permanente Suche nach den eigenen Grenzen. Im Flugzeug aber will man genügend Marge einbauen. Im Sport aber gibt es brutale Momente. Man balanciert nahe am Abgrund. «Gleichzeitig verliebte ich mich in den Sport. Wenn man sich verliebt, hat es einen», erzählte die sympathische Sportlerin. Sie unterschätzte, wie stark sie den Skisport nach ihrem Rücktritt vermissen würde. Die vier Jahre mit Michelle taten ihr sehr gut. So war sie noch einige Zeit mit dem Skizirkus verbunden. Ihr Antrieb war, die perfekte Kurve zu fahren. «Ich kann jedes Rennen und jede Kurve aufzeichnen», sagte sie dazu. «Aber über die Podeste weiss ich kaum mehr etwas.»
Ihre Leidensgeschichte begann mit einem Kreuzbandriss im Alter von 15. Nach vielen Schmerzen, weiteren Verletzungen und fünf Operationen war sie 19 und noch kein einziges FIS-Rennen gefahren.
«Ich hatte immer das Gefühl, ich sei geboren dafür. Aber alles schien unrealistisch.» Ein Druck von den Eltern gab es nie. Die Skikarriere war ihr eigener Wunsch. Irgendwann geht es nicht mehr nur um Spass, man wird besessen. Man will nur noch besser werden. «Solche Übergänge im Kopf müssen von Dir kommen.» Äusserer Einfluss allein genügt nicht mehr.
Fabienne Ballmer fragte nach dem Geheimnis, dass der Ski läuft. Da die Abfahrt immer technischer wird, hat man heute nicht mehr die langen Gleiterphasen. Dieser Sport ist sehr schnell und es hat viel Gefühl drin.
Florian Vogt, das Baselbieter Nachwuchstalent mit Berner Dialekt, trainiert mit dem Skiclub seit seiner Kindheit. Früh zog er ins Bernbiet, wo er aufwuchs. Seinem Heimatclub blieb er immer treu. Mit 2 ½ stand er zum ersten Mal auf den Skis und eiferte seiner Schwester nach, die Rennen fuhr. Das wollte er auch und es packte ihn. Schon als kleiner Bub faszinierte ihn das Kuonisbergli mit der tollen Stimmung. Weltmeisterschaften und Olympische Spiele sind für den 22-Jährigen weit entfernte Ziele und Träume.
Dieses Jahr gewann er den unter den Aktiven prestigeträchtigen Bari-Cup. Wer über alle Disziplinen insgesamt die schnellste Zeit fährt, ist der kompletteste und stabilste Fahrer und gewinnt die Trophäe. Diese Saison gehört Vogt zum B-Kader. Sein Focus sind die technischen Disziplinen Slalom und Riesenslalom. Als Saisonziel gibt er einen Rang in den ersten 30 im Europacup an. «Was ist härter, die Rekrutenschule oder das Training?», fragte Ballmer. Vogt tippte auf den Slalom. Es sei aber nicht jeden Tag gleich, meinte er dazu. Ballmer freut sich, ihn nächstes Jahr wieder zu sehen, ob mit Olympiamedaille oder nicht!