Tag der Lernenden
Pratteln Schulabgänger/-innen sollen öfters dem Wunsch der Eltern widerstehen

250 Personen nahmen am Montag am Auftakt am Tag der Lernenden innerhalb der Woche der Berufsbildung im Haus der Wirtschaft in Pratteln teil. 130 Betriebe in Baselland bieten rund 2000 Schnuppermöglichkeiten für Schulabgängerinnen und Schulabgänger an.
Im Eröffnungsgespräch legte Regierungsrätin Monica Gschwind Wert auf zwei Punkte: Bei einer Auswahl von 240 verschiedenen Berufen sei es wichtig, dass sich die Jugendliche erstens zuerst gründlich informieren würden, und offen seien für alles. Zweitens, dass sie nicht einfach dem Druck der Eltern folgen würden, die öfters statt einer Ausbildung, für weitergehende Schulen eintreten würden, auch wenn die Lehre, die später alle Möglichkeiten offenlasse, die bessere Wahl wäre.
Marc Scherrer, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer BL, erinnerte daran, dass in Baselland sich 57-59 Prozent der Schulabgängerinnen und Schulabgänger für eine Lehre entschieden, während der schweizweite Durchschnitt bei 66 Prozent liegt. «Hier besteht Nachholbedarf. Die Information an den Sekundarschulen um die Möglichkeiten, welche die Berufslehre bietet aufzuzeigen, ist noch auszubauen», meinte er.
Das Hauptreferat hielt Carl Bosshard, Bildungsexperte aus Zug, mit den Themen: «Vom Glück etwas mit eigenen Händen zu schaffen» und «Junge Leute von Heute für die Berufslehre begeistern».
Auf eine Kurzformel gebracht, vertrat Bosshard die Meinung: «Konkret schlägt abstrakt». Oder anders ausgedrückt: Es besuchen seiner Meinung nach heute zu viele junge Menschen das Gymnasium, während die richtige Quote für spätere Ausbildungen auf universitärem Niveau bei etwa 20 Prozent aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit 15 bis 16 Jahren liegt. «Es sollten sich noch mehr junge Menschen für eine Lehre entscheiden, die drei unschätzbare Vorteile bietet: Die Berufslehre bildet den Charakter mit praktischem Tun, in einem Team mit früher Übernahme von Verantwortung, schafft Freude am gelungenen Werk und fördert den Berufsstolz. Zudem stehen dem Lernenden dank dem dualen Ansatz unseres Bildungssystems viele Aufstiegsmöglichkeiten offen, auch dank der Kombination der Lehre mit der Berufmatura.»
Als nächster berichtete Gabriel Gisler, der bereits die Berufsmatura bestanden hat und nun das vierte Jahr seiner Lehre als Zimmerman im August abschliesst, wie sehr er Freude hat, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Anschliessend hielt André Burri, Direktor Swiss Skills, ein Referat über seine Organisation, die junge Berufsleute in neunmonatigen Kursen auf Wettbewerbe auf europäischer und Weltebene vorbereitet, bei denen Schweizerinnen und Schweizer immer wieder gute Platzieren erreichen. Voraus geht die Schweizer Ausscheidung, bei der eine Schweizer Preisträgerin, Gabriela Petrovic aus Pratteln anwesend war und über diese gute Erfahrung berichten konnte.
Den Abschluss bildete ein Podiumsgespräch unter der Leitung von Michael Köhn, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, an dem auch Philipp Loretz, Präsident des Lehrerverbands BL, und Thomas Oetiker, Sekundarschule Binningen, teilnahmen. Die Runde war sich einig, dass den Schulabgängerinnen und Schulabgänger noch verstärkt die grossen Vorzüge der Berufslehre aufzuzeigen sind, und dem Druck der Eltern, statt der Lehre weiterführende Schulen zu besuchen, in vielen Fällen zu widerstehen wäre.