Jenseits der bekannten Pfade
Kultur und Landschaft Dominik Wunderlin hat ein Jura-Wanderbuch geschrieben

Kultur und Landschaft Dominik Wunderlin hat ein Jura-Wanderbuch geschrieben
Wer im Oberbaselbiet lebt, findet quasi vor der Haustür ein ideales Wandergebiet vor: den Jura. Zwischen Fricktal und Chasseral können Wandernde interessante Landschaften durchstreifen, vorbei an Schluchten, Höhlen, Wasserfällen, dabei treffen sie auf Kulturdenkmäler, etwa aus der Römerzeit, kommen an malerischen Dörfern vorbei und können eine reiche Tier- und Pflanzenwelt beobachten. Die Wanderwege sind gut ausgeschildert, was zum grossen Teil dem 1898 gegründeten Schweizer Juraverein zu verdanken ist, und aus historischen Gründen verfügt die Region noch heute über eine lebendige Kur- und Tourismustradition mit zahlreichen Angeboten und Gaststätten. Aus dem Schulunterricht ist uns zudem auch geläufig, wie «unser» Mittelgebirge erdgeschichtlich entstanden ist.
Aber auch wer meint, den Jura bereits bestens zu kennen, wird im neuen Wanderbuch von Dominik Wunderlin einige neue Aspekte entdecken. Das im AT Verlag erschienene Werk «Jura – Wilde Kreten, historische Orte und sagenhafte Plätze» lädt dazu ein, den Jura «jenseits der bekannten Pfade» neu zu entdecken.
Auf 248 Seiten werden 40 Wanderungen im Aargau, Baselbiet, Schwarzbubenland, im Kanton Jura und im Berner Jura vorgestellt. Der Autor, selber ein erfahrener Wanderer, ist dabei sichtlich praxisorientiert vorgegangen. Start- und Endpunkte sind mit dem ÖV erreichbar, schliesslich ist die Hin- und Rückreise bei der Wanderplanung oft ein wesentlicher Punkt. Praktisch sind auch die QR-Codes, mit denen sich die Karten mit eingezeichneter Route ganz unkompliziert auf den Handybildschirm holen lassen. Die meisten Wanderungen sind als «leicht» kategorisiert und nehmen in der Regel mehrere Stunden in Anspruch.
Das Buch ist aber mehr als nur ein praktischer Führer mit Wegbeschreibungen, es lässt sich auch als Lesebuch geniessen. Der Kulturwissenschaftler Dominik Wunderlin versteht es, die Wanderungen in einen Kontext zu stellen und die Leser/-innen mit Wissen über Kultur, Geschichte, Biologie und Geografie der jeweiligen Gegend auszustatten. Seine Schilderungen gehen über eine blosse Aufzählung von Sehenswürdigkeiten hinaus – was nicht heisst, dass nicht der eine oder andere Geheimtipp darunter ist, der manchen vielleicht noch unbekannt ist. Der Käsweg zwischen Hochwacht und Ulmethöchi beispielsweise, die «verschwundene Burg» in der Nähe von Saignelégier, die «Tüfelschuchi» am Wisenberg oder der Weiher «Étang de la Gruère». Topografische Punkte mit einer besonderen Aussicht wie der Turm auf dem Schleifenberg oder die Eggflue bei Grellingen werden erwähnt, wie auch Orte, die eine spezielle Ausstrahlung besitzen, etwa der «Boll» oberhalb von Wölflinswil oder eine Friedhofskapelle in Moutier. Zu erfahren ist unter anderem auch, wo der Gedenkstein für den Schweizer Ballon-Offizier steht, der im Ersten Weltkrieg von deutschen Jagdflugzeugen abgeschossenen wurde. Zu jeder Wanderung gibt es in aller Kürze einige sagenhafte Erzählungen über Riesen, Zwerge, Schimmelreiter oder andere Geister, und auf fast jeder Seitesind Fotos abgedruckt, die Lust machen, selber einen Ausflug zu planen.
Ganz aus dem Nichts heraus ist das neue Jurabuch natürlich nicht entstanden. Es knüpft an frühere Arbeiten an, wie den offiziellen Routenführer «Jura-Höhenweg» desselben Autors oder das Jura-Höhenwege-Buch des Jura-Vereins, dessen letzte Ausgabe Wunderlin als Präsident mitverantwortete.
Alles in allem ist «Jura» ein abgerundetes Werk, das sich für Wanderprofis wie auch -neulinge eignet sowie für alle, die ihre nähere oder weitere Umgebung (noch) besser kennenlernen möchten, gerade wenn es sich dabei ums Baselbiet handelt, das mit zwölf Wanderungen von den fünf Jura-Regionen am meisten Platz einnimmt.
Dominik Wunderlin: Jura – Wilde Kreten, historische Orte und sagenhafte Plätze, AT Verlag, Aarau und München, 2025.
at-verlag.ch/buch/978-3-03902-176-5/dominik-wunderlin-jura.html