«Wir müssen uns nicht mehr dem Naturwolf, sondern vielmehr dem Kulturwolf widmen»

Herbsttagung Wolfexperte plädiert für Festlegung einer maximalen Wolfsdichte 

Die Bäuerinnen und Landfrauen beider Basel stellten die Herbsttagung unter das Motto: «Der Wolf bald auch im Baselbiet?» Auf dem Bild das Vorstandsmitglied Beatrice Buess mit Referent Marcel Züger.Foto: B. Bentolila
Die Bäuerinnen und Landfrauen beider Basel stellten die Herbsttagung unter das Motto: «Der Wolf bald auch im Baselbiet?» Auf dem Bild das Vorstandsmitglied Beatrice Buess mit Referent Marcel Züger.Foto: B. Bentolila

«Als wir zur Herbsttagung 2023 einluden», erinnert sich Beatrice Buess, Vizepräsidentin Bäuerinnen- und Landfrauenverein beider Basel, «rechneten wir mit grossem Zulauf. Schliesslich lautete das Motto des Abends ‹Der Wolf – bald auch im Baselbiet?› und würde bäuerliches und nichtbäuerliches Publikum anlocken.»

Über 100 Personen nahmen Platz in der Aula am Ebenrain am vorletzten Freitagabend. Der Referent Marcel Züger, eidgenössisch diplomierter Biologe ETH, arbeitete als landwirtschaftlicher Betriebshelfer, Forstwart und Zimmermann. Seit 2014 ist er Inhaber von Pro Valladas GmbH, Salouf GR, ein Lohnunternehmen für Naturschutz und Landschaftspflege. Seit einiger Zeit tourt er mit Vorträgen zum Thema «Der Wolf ist eine Gefahr für die Artenvielfalt und die einzigartige Kulturlandschaft» durch Deutschland, Österreich, Südtirol und die Schweiz, wo er in grossen Sälen zu Hunderten von Zuhörern spricht.

Am Ebenrain stieg ein mit der Auflistung der Entwicklung des Wolfsbestandes in der Schweiz seit 1994. Er zeigte Bilder von menschengemachten Landschaften, wo sich Wölfe wohlfühlen und erläuterte, dass es nie eine Ko-Existenz gab von geregelter Weidewirtschaft und Grossraubtieren. Er listete die falschen Annahmen über Wölfe auf, die auch hierzulande herumgeistern, nämlich Wölfe seien gefährdet und selten, sie seien scheu und nachtaktiv, sie würden Menschen und Siedlungen meiden, sie würden nicht springen; eine Zaunhöhe von 90 Zentimeter genüge, ein Herdenschutzhund reiche zur Abschreckung, Esel und Lamas würden sich als Herdenschutz eignen, sie würden kein Grossvieh angreifen und Vergrämung wirke nachhaltig. «Diese Punkte müssen wir streichen, denn sie stimmen einfach nicht», hielt er dezidiert fest.

Wir seien erst am Lernen, wie Wölfe in die schweizerische Kulturlandschaft integriert werden können. Er erklärte den Unterschied zwischen dem scheuen «Naturwolf», der nicht springe und Angst zeige vor Grossvieh und Hunden. Heute allerdings müssten wir uns mit dem «Kulturwolf» herumschlagen. Es müsse eine Bestandes-Obergrenze, also eine maximale regionale Wolfsdichte, festgelegt werden. Als Beispiel zeigte er die Situation in Norwegen, dessen Fläche 385203 Quadratkilometer beträgt im Gegensatz zur Schweiz mit 41290. In Norwegen seien vier bis sechs Rudel erlaubt, wobei momentan drei Rudel im Süden leben würden. Marcel Züger ist überzeugt, dieser Zustand könnte auch hierzulande geschaffen werden bei richtigem Wolfsmanagement.

Die Diskussion nach dem Vortrag, die mehr Zeit beanspruchte als der Vortrag, verlief ruhig, sachlich und bedacht. Die Fragen beantwortete Züger offen und ausführlich und stellte sich weit über den offiziellen Teil hinaus dem ausführlichen Meinungsaustausch.

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