Vereine sind unverändert wichtig

Erhebung Die Sportvereine florieren – aber es fehlt an ehrenamtlich Engagierten

Regierungspräsidentin Monica Gschwind freut sich, dass es den allermeisten Baselbieter Sportvereinen gut bis sehr gut geht. An einer Medienkonferenz präsentierten Rahel Bürgi (l.) vom Schweizer Sportobservatorium und Thomas Beugger, Leiter Sportamt Baselland, die Resultate der Vereinsstudie.Foto: M. Schaffner

Die Hauptsorge vieler Vereine sind interne Vakanzen: Ob Männerriege oder Volleyballmannschaft, es wird immer schwieriger, willige Trainer/-innen, Schiedsrichter/-innen und Vorstandsmitglieder zu finden. Die Studie «Die Sportvereine im Kanton Basel-Landschaft» bestätigt diesen oft beklagten Umstand. Davon abgesehen, unterstreicht sie aber auch die wichtige gesellschaftliche Rolle, die von den Vereinen eingenommen wird. In den rund 600 Baselbieter Sportvereinen üben 64000 aktive Mitglieder weit über 100 verschiedene Sportarten aus. Trotz Konkurrenz durch kommerzielle Fitness- und Freizeitanbieter konnten sich die traditionellen Vereine behaupten.

Zur nationalen Vereinsbefragung, die alle sechs Jahre stattfindet, hat der Kanton Baselland eine kantonale Vertiefungsstudie in Auftrag gegeben, in deren Rahmen 253 Baselbieter Vereine befragt wurden. Der Vergleich mit der letzten Studie von 2016 zeigt, dass die Zahl der Vereine im Baselbiet stabil geblieben ist. «Von einem Vereinssterben kann keine Rede sein», betonte Rahel Bürgi vom Forschungsunternehmen Lamprecht & Stamm an einer Medienkonferenz in Liestal.

Speziell am Baselbiet ist die kleingliedrige Vereinsstruktur. Etwa 70 Prozent sind kleine oder mittlere Vereine. Die Gesamtzahl der aktiven Mitglieder in Kanton ist jedoch sehr ungleichmässig verteilt: 75 Prozent gehören einem Verein mit über 100 Mitgliedern an. Bei den Kindern und Jugendlichen sind es sogar 82 Prozent – sie füllen vor allem die Mannschaften der Fussballclubs und der Hallensportvereine.

Der Nachwuchs ist also nicht das Problem, sondern im Gegenteil der sinkende Anteil der Erwachsenen: «Die Vereine wachsen bei den Kindern und Jugendlichen und schrumpfen bei den Senioren», so Rahel Bürgi. Bemerkenswert ist auch, dass der Frauenanteil zwar gegenüber der letzten Studie um drei Prozent gestiegen ist, aber immer noch nur bei 34 Prozent liegt.

Kleine Schiess- und Turnvereine

Kleine Vereine prägen vor allem den Schiess- und den Turnsport, während die Grossvereine vor allem beim Fussball und die mittleren bis grossen beim Hallensport zu finden sind. Beim Tennis dominieren ebenfalls die mittelgrossen, wobei die Verteilung auf kleinere, mittlere und grosse etwas gleichmässiger ist.

Nur 13 Prozent der Vereine konzentriert sich vorwiegend auf Leistungs- und Spitzensport. Seit 2016 lässt sich eine leichte Professionalisierung feststellen, allerdings nur bei einigen wenigen Vereinen: Sieben Prozent der Funktionäre erhält eine Entschädigung (für die Studie wurden Entschädigungen von über 2000 Franken pro Jahr beachtet), 93 Prozent – was 10000 Personen entspricht – sind ehrenamtlich engagiert. Der geschätzte Gesamtwert der ehrenamtlichen Arbeit beträgt 52 Millionen Franken, gegenüber elf Millionen Franken bei den bezahlten Funktionären. Wie erwähnt, kämpfen viele Vereine mit dem Problem, dass die Arbeit auf den Schultern von einigen wenigen Personen lastet – dies bei sehr seltenen Wechseln im Vorstand, wie die Studie nahelegt. Sie macht aber auch einige Aussagen, die optimistisch stimmen: Beim Grossteil der Vereine herrscht ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und die wenigsten beklagen sich, dass ihre Mitglieder eine reine Konsumhaltung hätten. Wie aktiv die Baselbieter Vereine sind, zeigt sich auch daran, dass die Hälfte von ihnen Sportveranstaltungen organisiert und 90 Prozent von ihnen gesellige Anlässe.

Festzustellen ist ferner, dass eine Vereinsmitgliedschaft immer noch günstig ist (Durchschnitt: 135 Franken pro Jahr für Kinder, 191 Franken für Aktive ohne Lizenz) und dass die meisten Vereine (63 Prozent) öffentliche Sportanlagen benutzen, meistens in der eigenen Gemeinde (88 Prozent), und dies zu äusserst günstigen Konditionen (Durchschnitt: 3.85 Franken pro Stunde). Bedarf nach grösserer Infrastruktur drücken vor allem Grossvereine, insbesondere beim Hallensport, aus.

Die Baselbieter Regierungspräsidentin Monica Gschwind bezeichnete die Sportvereine als wertvoll für das Gemeinleben, für Gesundheitsförderung, Prävention und sozialem Zusammenleben. Wer in einem Verein aktiv sei, lerne sich zu integrieren, und wer ein Amt ausübe, sammle wertvolle Erfahrungen, die für spätere Aufgaben nützlich sein könnten.

KASAK 5 in Vorbereitung

Sportamt-Leiter Thomas Beugger ergänzte, dass der Kanton seine Unterstützung fortführen und in manchen Bereichen ausbauen werde, unter anderem im Bereich der Freiwilligenarbeit und bei der Frauenförderung. Ausserdem würden die Grundlagen für ein allfälliges weiteres Infrastrukturkonzept erarbeitet, das KASAK 5.

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