Hilfseinsatz in der Ukraine

Reportage Der Verein Nikodemus Rumänienhilfe Sissach berichtet von seinem kürzlichen Einsatz in Rumänien  

Verteilung in Militärkaserne.

Verteilung in Militärkaserne.

Panzersperren und Checkpoints.

Panzersperren und Checkpoints.

Impressionen von der Ukraine.Fotos: zvg

Impressionen von der Ukraine.Fotos: zvg

Sind gespannt, was sich in den Säckli befindet.

Sind gespannt, was sich in den Säckli befindet.

Kinder vom Kinderheim Khotynskyiayon freuen sich über die gut gefüllten Überraschungssäckli.

Kinder vom Kinderheim Khotynskyiayon freuen sich über die gut gefüllten Überraschungssäckli.

Der kleine Junge zeigt stolz seinen «Schläckstängel».

Der kleine Junge zeigt stolz seinen «Schläckstängel».

Es ist halb eins in der Nacht, als der Einsatztrupp aus dem Hilfseinsatz in der Ukraine zurückkehrt. Sidonia, Hans und Daniel sind aufgewühlt und voller Emotionen. Sie berichten kreuz und quer von all dem Erlebten und Gesehenem, an diesem speziellen Tag.

Der Nikodemus Rumänien-Hilfe-Einsatz startet am Mittwochmorgen mit den drei Vereinsmitgliedern (Sidonia, Hans und Daniel) sowie unserem Mittelsmann Costello Babiuc, welcher bereits die beiden vorherigen Verteilungen organisiert und so positiv durchgeführt hat. Weiter geht’s zur Verzollung der Waren in Dornesti und dem anschliessenden «Anstehen» an der ukrainischen Grenze in Siret. Die Pässe werden abgenommen und nach ca. eineinhalb Stunden kann der Zoll endlich passiert werden. Auf der anderen Seite warten bereits Vova und Sergei der Förster auf uns. Diese beiden engagierten ukrainischen Männer haben auch bei den vergangenen beiden Verteilungen in der Ukraine mitgeholfen. Genau solche Menschen brauchen wir, damit wir unsere Direktverteilungen machen können. «Eins zu eins von Mensch zu Mensch».

Unsere vollgepackten Autos (Lieferwagen und Toyotabus) holpern über die teils natur- und unwegsamen ukrainischen Strassen. Ein zügiges Vorankommen ist recht beschwerlich. «Jedoch, wir müssen die Zeit im Auge behalten. Um 21 Uhr ist wegen dem Kriegsgeschehen in der Ukraine Sperrstunde», sagt Hans. Um diese Zeit muss der kleine Konvoi wieder am Zoll bei Siret sein.

Auf dem unwegsamen Weg nach Czernowitz, werden immer wieder Panzersperren und Checkpoints passiert. Teils sind diese mit Autopneus, teils mit Sandsäcken ausgestattet. Das sanft hüglige Land präsentiert sich in seiner ganzen Vielfalt. Horizont, soweit das Auge reicht. Sidonia berichtet von den kreativ gestalteten Ziehbrunnen, mal sind es Teetassen, mal Schwäne. «Wüssten wir nicht, in was für einem elenden Krieg sich die Ukraine befindet, würde man nicht ahnen, dass etwas nicht stimmt», berichtet Daniel. «Jedoch, was sehr auffallend ist, dass man in den Dörfern kaum Menschen sieht. Und wenn, dann sind es nur ältere Menschen, Kinder und Frauen», sagen alle gemeinsam.

Der Besuch des ersten Kinderheims, ist für alle so eindrücklich, dass sie kaum noch von den anderen beiden Kinderheimen und dem Besuch der Kaserne berichten.

Im ersten Kinderheim in Khotynskyiayon sind etwas mehr als 400 Kinder in diversen Holzbaracken einquartiert. Das Heim liegt schön eingebettet, mitten im Wald. Wir werden herzlich begrüsst von der Heimleiterin und weiteren Verantwortlichen. Die Verständigung mit den Kindern und den betreuenden Personen ist kaum möglich. Sie sprechen nur ukrainisch. Vova und Sergei übersetzten ins Rumänische und Costello übersetzt uns ins Deutsche. Das ist nicht immer ganz einfach und erschwert auch, die direkten Kommunikationen. Aber für das was wir sehen und erleben, müssen wir nicht ukrainisch sprechen, für diese Verständigung reicht das Herz! Diese Kinder, Waisen oder Halbwaisen finden hier in diesem grossen «Lagerkomplex» etwas zur Ruhe. Ihre Lieben haben sie in diesem unnötigen Krieg verloren. All diese über 400 Kinder kommen aus der Stadt Butsha, welche sehr stark beschossen wurde und viele Menschen ihr Leben verloren haben. Ein einziges Drama, welches diese Kinder nun ausbaden müssen! Wir dürfen jedem Kind einen Kindersack überreichen gefüllt mit Claro-Päckli, Schoggi, Bälle, Schreiber, Hygieneartikel und ein Plüschtier. Mit diesem Kindersack dürfen wir die Kinder immerhin etwas aufheitern. Obwohl die BetreuerInnen sich grosse Mühe geben, die Kinder mit Musik und Singen aufzuheitern – sie haben extra Animationsprogramme – wirken die Kinder traurig und verloren. Für all diese traumatisierten über 400 Kinder sind es gerade mal 23 betreuenden plus Volontärpersonen in diesem Heim. Die grösseren Jugendlichen helfen mit ein Fussballfeld auf zu bauen, oder im Wald Holz zu sammeln. Aktivitäten welche sie wohl vom Elend ablenken sollen. Was uns alle sehr berührt ist, dass die Kinder schnell die Nähe zu uns suchen. Ihnen fehlen die Eltern und wir kämpfen alle mit den Tränen.

Während der kurzen Zeit, die wir in diesem Kinderheim verbringen, kommen zwei weitere Hilfsorganisationen und bringen ebenfalls Lebensmittel und weitere Gaben. Das freut uns sehr zu sehe, dass noch andere Organisationen Hilfe leisten. Wenn man bedenkt, alleine das Kochen für 400 Kinder ist ein riesen Aufwand, von der Hygiene noch nicht gesprochen. Ähnliches erleben wir auch in den beiden anderen Heimen. Unsere Hilfsgüter wie Kindersäcke, Mineralwasser, Teigwaren und Sauce, Milch, Zucker, Nutella (ausnahmsweise), Cornflakes, Wurst und Käse sowie Schlafsäcke, Wolldecken, Bettwäsche, Pampers, Feuchttücher, Zahnbürsten, Zahnpasta, Seife, Shampoo, Duschmittel u.v.m, sind sehr willkommen und werden mit grosser Freude aus unseren Autos in die einfach eingerichteten Behausungen getragen.

Überall werden wir äusserst höflich und sehr freundlich empfangen. Wir spüren die grosse Dankbarkeit über die Hilfsgüter aus der Schweiz – das freut uns sehr!

Auf der Rückfahrt besuchen wir noch eine Militärkaserne in Hlyboka. Das ist zwar etwas surreal, aber auch diese Menschen sind über unser Kommen sehr dankbar. Auch hier spüren wir, dass einfach schon unser Erscheinen sehr wichtig ist. Die Menschen spüren, dass sie vom Westen nicht vergessen worden sind. Das Mineralwasser und Lebensmittel sowie Schlafsäcke werden mit sehr grosser Begeisterung entgegen genommen.

Die Heimfahrt verläuft ruhig, den jeder sinniert dem Erlebten nach und sortiert das Erlebte für sich ein. So fahren wir über die unwegsamen Strassen in den Abend hinein. Knapp vor neun Uhr erreichen wir ein wenig nervös die rumänische Grenze (Ausgangssperre ab 21 Uhr). Der LKW-Stau ist unendlich. Diese stehen teils bis fast zu einer Woche am Zoll bis sie nach Rumänien fahren dürfen. Auch wir stehen an. Nach über zwei Stunden, immer wieder Kofferraum auf und zu sowie Pass abgeben und wieder entgegennehmen, passieren wir endlich die Grenze und erreichen wieder Rumänien.

Was für ein Tag. Gesund kehren wir wieder in «unsere behütete Welt» zurück. Wir sind gefüllt mit ganz vielen unbeschreiblichen Eindrücken. «Zum Glück haben wir die Sofort-Hilfs-Aktion gestartet», sind wir uns alle einig «das war genau das Richtige, für die Menschen hier in der Ukraine». Unsere Gedanken sind bei all diesen Menschen in der Hoffnung, dass auch sie bald wieder frei und in Frieden leben dürfen.

Das Team der Nikodemus RumänienHilfe

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