Schwieriger Umstieg
Gelterkinden Die Sekundarschule befasst sich mit dem Klimawandel

Die Schüler/-innen der Sekundarschule Gelterkinden befassen sich mit dem Klimawandel und der Frage «Welche Zukunft wollen wir?» Vor einer Woche luden sie zu einem öffentlichen Anlass mit dem Thema «Wie gelingt das Umsteigen auf saubere Energie?» ein. Die Aula war von Schülern sehr gut besucht. Die Öffentlichkeit fehlte aber weitgehend. Eingeladen waren mit Dr. Gian-Kaspar Plattner, Klimawissenschaftler an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL und Mitautor der IPPC-Berichte und Ruedi Rechsteiner, ehemaliger Nationalrat und Buchautor, zwei Fachleute, die Experten im Klima- und Energiebereich sind. Als Überraschungsgast absolvierte Eric Nussbaumer seinen ersten Auftritt als Nationalratspräsident und Höchster Schweizer in Gelterkinden. Plattner sagte in seinem sehr interessanten und mit vielen Fakten unterlegten Vortrag, dass wir heute von einer Krise und nicht mehr von Veränderung sprechen müssen. Die Schweiz ist stark betroffen. Seit Beginn der Industrialisierung erfolgte eine Erwärmung von 2,5 Grad. Kaum jemand weiss, dass 90 Prozent der akkumulierten Energie im Ozean landet. «Bevor wir nicht den Ozean verstehen, kann nicht über den Rest geurteilt werden», sagte der Naturwissenschaftler. 2023 war das wärmste Jahr seit 120000 Jahren mit einem um drei Grad wärmeren Oktober. Dadurch verlieren die Gletscher enorm an Volumen.
Die Reduktion in der Pandemie entsprach der Menge, die wir jedes Jahr haben müssten! Das Wichtigste ist: «Am Schluss muss die 0 stehen.»
Rechsteiner kritisierte den jahrelangen Streit um Atomkraftwerke. «Seit 2000 haben wir ein enormes Wachstum an sauberer Energie», sagte er. Die Wechselrichter arbeiten heute zuverlässig und das Gewicht sank von 25 auf 2,5 kg. Nussbaumer ergänzte, dass die Solarzellen acht Mal dünner und doppelt so effizient wurden. Wichtig sind die Erschliessung von neuen Standorten, die im Winterhalbjahr mehr Strom liefern und die Anbindung an das europäische Netz. Solarzellen gibt es heute in allen Farben und Varianten, sogar als braune Dachziegel. Dank China erleben wir ein explosives Wachstum im Solarbereich und trotzdem sinken die Preise. In den Zehnerjahren blieb die Schweiz ziemlich untätig. Die Politik sollte Lösungen liefern, damit die vorhandenen neuen Technologien auch angewendet werden. Nussbaumer: «Global geht die Photovoltaik schon lange durch die Decke. Die Schweiz ist auf einem Holperweg.» In den meisten Teilen der Welt sind Sonne und Wind die billigsten Energien. Wir brauchten 13 Jahre für zehn Prozent Solarstromanteil.
Wir diskutieren und streiten immer noch um alpine Anlagen. Die Alpen sind aber unser Tresor für Winterstrom. «Wenn eine bessere Technologie kommt, können diese Anlagen auch wieder entfernt werden. Bei anderen Energien ist das nicht möglich, z. B. wegen Atomabfall», erklärte Nussbaumer. In den letzten drei Jahren passierte mehr als in den 30 Jahren zuvor. Zwei Drittel des Windstromes wird in der Ostsee im Winterhalbjahr erzeugt. Deutschland hat dann Überschuss. Die Schweiz hat mit den Stauseen einen ausgezeichneten Joker. Auch die teilweise umstrittenen Elektroautos werden umweltfreundlicher. Es gibt keinen besseren Antrieb als den hocheffiziente Elektromotor. Neue Batterien kommen ohne Kobalt aus. Auch Salzwasserbatterien sind in der Entwicklung und Salz haben wir genug. Wir können auch nicht darauf hoffen, dass irgendwann das Öl ausgeht. Es hat noch genug davon. Dubai ist der einzige Ort, wo alle 198 Staaten und die EU als Block zusammenkommen, sagte Marie-Claire Graf. Die erste Woche ist jeweils sehr technisch, die zweite politisch. Entscheide fallen meistens in den letzten Stunden der Klimakonferenz. Die Schweiz ist noch nicht auf Kurs und muss noch viel machen.
Auf die Schülerfrage, wo die Schweiz im internationalen Vergleich stehe, erklärte Graf: «Sie hat viele internationale Ambitionen, hat aber selbst noch viel zu tun.» Die Vereinbarungen haben keine legale Bindung. Die Staaten können auch aus der Klimakonferenz austreten. Sie reichen jeweils vor der Konferenz Pläne ein, um wie viel sie reduzieren wollen. Jetzt nach den ersten fünf Jahren kann erstmals verglichen werden. Die Länder schauen aufeinander.
Dass sich mit den Themen Energie und Klima erst eine Minderheit ernsthaft beschäftigt zeigte die Tatsache, dass der für alle offene Anlass von der Öffentlichkeit kaum besucht wurde. Und wie bei allen Energieanlässen kommen selbst die Veranstalter nicht auf die Idee, unnötige Lichter auszuschalten. Der Mensch braucht, wie in vielen anderen Bereichen auch, einen Druck, der so gross ist, dass er zu Veränderungen gezwungen ist.