Sympathie für Amateur-Gauner

Böckten Kuriose Gestalten und skurrile Geschichten haben es Rita Moll angetan  

Rita Moll geniesst ihren Garten, schreibt aber am liebsten im Büro. Mit «Kleine Fische und Mistkäfer» hat sie kürzlich einen weiteren Erzählband veröffentlicht. Foto: M. Schaffner
Rita Moll geniesst ihren Garten, schreibt aber am liebsten im Büro. Mit «Kleine Fische und Mistkäfer» hat sie kürzlich einen weiteren Erzählband veröffentlicht. Foto: M. Schaffner

Zeitungsartikel von Gerichtsverhandlungen bieten beste Lese-Unterhaltung. Uns fasziniert die Dreistigkeit der Gauner und wir wundern uns, dass krimineller Einfallsreichtum oft mit einem amateurhaften Vorgehen verbunden ist. «Wie kann man nur auf die Idee kommen, so etwas zu machen, das läuft doch hundertprozentig schief», fragt sich Rita Moll des Öfteren, wenn sie solche Berichte liest. In ihrem zweiten Erzählband «Kleine Fische und Mistkäfer» lässt sie sich von skurrilen Gestalten und ihren Taten inspirieren. «Was sind das für Leute, wie haben sie gelebt – darum herum habe ich angefangen Geschichten zu schreiben», erklärt sie der ObZ.

Mit menschlichen Schicksalen hatte sie sich bereits in ihrem Buch «Arme Irre» von 2021 beschäftigt. Während die zehn Erzählungen dieses Bandes auf Akten aus dem 19. Jahrhunderts beruhten, spielt ihr aktueller Band in der heutigen Zeit. Unseriöse Handwerker, habgierige Verwandte im Erbstreit, Bankräuber, aber auch kurlige Dorforiginale oder eine «Wölfin im Schafspelz» kommen darin vor. Neben Gerichtsfällen hat sie Anekdoten aus ihrem Umfeld verarbeitet, dabei aber alle Details geändert und manchmal mehrere Geschichten zusammengeschnitten.

Die Geschichten könnten auch im Oberbaselbiet spielen, wenn auch genaue Ortsangaben meistens fehlen. Die Beschreibungen klingen vertraut, von der Dorfbeiz mit Schnipo und Spaghetti auf der Speisekarte bis zu den Kindheitserinnerungen einer alten Tante, die zeitlebens in einer Fabrik gearbeitet hatte. Ihren Protagonisten bringt sie durchaus eine gewisse Sympathie entgegen, gibt Rita Moll zu. «Manchmal tun sie mir leid», meint sie lachend. «Dass man so blöd sein kann …»

Am meisten Spass habe ihr die letzte Geschichte, «Laufbahn eines Originellen», bereitet. Im Schlussstück ihres Bandes geht es um einen geselligen Typen, der immer wieder entgleist und auch mal im Alkoholrausch ein Olivenbäumchen stiehlt, dabei eine Schleifspur hinterlässt und am nächsten Morgen von der Polizei geweckt wird.

Ihre Inspirationen hat Rita Moll säuberlich in einem Ordner mit Register abgelegt – nach und nach ist einiges zusammengekommen. «Es ist einfach spannend, ich lese täglich Zeitung und ab und zu kommt halt wieder so etwas Skurriles», erzählt sie. Die Geschichten schreibe sie eine nach der anderen, meistens in ihrem Büro. Manchmal mache sie sich auch Notizen, wenn ihr unterwegs etwas einfalle.

Rita Moll ist eigentlich Tierärztin und hat einige Jahre lang eine Praxis mitgeleitet. Danach übernahm sie die Redaktion von «Oekoskop», der Fachzeitschrift der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz. Später übernahm sie auch die Geschäftsleitung dieser Nonprofit-Organisation. Während ihrer Zeit bei «Oekoskop» habe sie zwar Editorials und ab und zu einen Artikel geschrieben, aber dazu habe sie nicht viel Fantasie gebraucht, da es eher um fachliche Themen gegangen sei. «Geschichten habe ich aber immer schon gern geschrieben», sagt Rita Moll, die in Allschwil aufgewachsen ist und seit über 40 Jahren in Böckten lebt. Doch erst nach der Pensionierung habe sie den Kopf frei gehabt, um dran zu bleiben und zu recherchieren.

Für ihr erstes Buch sei es nicht so einfach gewesen, einen Verlag zu finden. «Wenn ich sehe, wie viele Bücher in der Bibliothek in Liestal stehen, denke ich, wahrscheinlich habe ich Glück gehabt», ist sich Rita Moll bewusst. Beim zweiten Buch sei es einfach gewesen, weil der Verlag sofort zugesagt habe. Einen dritten Band habe sie noch nicht konkret geplant, obwohl sie schon ein, zwei Geschichten im Sinn habe. Auf jeden Fall werde es wieder etwas Historisches, verrät sie.

«Kleine Fische und Mistkäfer» ist in der Papeterie Pfaff in Sissach, in der Papeterie Landschäftler in Gelterkinden und im Buchhandel erhältlich.

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