Die Ermordung eines heiligen Baumes

Liestal Die Kunsthalle Palazzo zeigt Sonja Feldmeier: Based on a True Story 

Die muslimischen Arbeiter (Filmstill), die den heiligen Baum in der nordindischen Stadt Haridwar fällen mussten. Fotos: A. Jegge

Die muslimischen Arbeiter (Filmstill), die den heiligen Baum in der nordindischen Stadt Haridwar fällen mussten. Fotos: A. Jegge

Drei synästhetische Bilder von drei im Film gezeigten Arbeitern.

Drei synästhetische Bilder von drei im Film gezeigten Arbeitern.

Die Ausstellungen in der Kunsthalle Palazzo in Liestal beginnen immer im ehemaligen Empfangsraum. Noch weiss man nichts, die Titel der Werke sind an der Wand, aber sie geben allein noch keine Auskunft. Man wird hineingezogen links oder rechts, geht an den Skulpturen und Bildern vorbei und ist im Zentrum: Zwei grosse und ein kleiner Bildschirm zeigen bewegte Bilder, je ein Film, die irgendwie zusammenhängen. Auf dem Boden sind amorphe grosse Sitzgelegenheiten in Rot, auf die man sich setzt, weil die Filme faszinieren. Man ist im Zentrum eines künstlerischen Spinnennetzes mit unsichtbaren Fäden. Man ist gefangen und versucht zu verstehen, zu fühlen und zu erleben.

Die Geschichte zur Kunst

Sonja Feldmeier ist eine Künstlerin, die oft allein unterwegs ist, auch für längere Zeit. Und ihre Eindrücke und Erlebnisse mit allen möglichen künstlerischen Techniken weiterverarbeitet. Sie arbeitet mit dem bewegten Bild, mit Musik, Text, mit Malerei in verschiedenen Techniken, mit Objekten und mit Skulpturen. Der von Michael Babics kuratierten Ausstellung liegen Erlebnisse einer Indienreise zugrunde. In der Stadt Haridwar beobachtete Feldmeier Männer, die mit primitiven Arbeitsgeräten einen riesigen Baum zerstörten, zerhackten und zersägten. Sie hat alles auf Video aufgenommen und Filme herausgearbeitet, die sich um den Baum und die Arbeiter drehen. Beim Gang durch die Ausstellung fällt auf, dass gewisse Elemente immer wieder auftauchen, sei es als Skulptur oder im Film oder auf den Bildern.

Um die Bezüge der Dinge zueinander zu finden, geht man immer wieder zur Filmprojektion zurück. Dort fällt dann auf, dass, sobald bestimmte Männer zu sehen sind, auch Musik erklingt. Geht man zu den Bildern, fällt bei einigen ein Name auf, zum Beispiel Taslim Mohammad. Neben dem Bild ist ein QR-Code zu sehen, der beim Einscannen ins eigene Handy Musik abspielt, nämlich diejenige, die im Film gelaufen ist. Somit ist die gefilmte Person identifiziert.

Man erfährt, dass bei der gefilmten Aktion ein im Hinduismus heiliger Baum gefällt worden ist. Er stand im Weg für ein riesiges Pilgerfest und die hinduistische Regierung löste das religiöse Dilemma, indem sie die Arbeit von muslimischen Arbeitern ausführen liess. Die Künstlerin interessierte sich aber auch für die Arbeiter, denen sie die Bilder widmete, die von ihren eigenen synästhetischen Erfahrungen ausgehen. So stellt Sonja Feldmeier immer wieder auf verschiedenen sinnlichen Ebenen neue Beziehungen her und erweitert das Thema ständig. Und genau diese Erfahrung machen auch die Betrachterin, der Betrachter der Ausstellung dadurch, dass das Spinnennetz sichtbar wird, das durch das Werk entstanden ist. Man sollte sich für diese Ausstellung etwas Zeit und Musse nehmen, und erlebt dann einen riesigen Komplex von Leben, auch wenn der Ausgangspunkt der Tod eines Baumes ist.

Kunsthaus Palazzo Liestal, Sonja Feldmeier: Based on a True Story, bis 30. Oktober.

Zur Ausstellung existiert ein grosses Nebenprogramm, dass Sie im Internet einsehen können: www.palazzo.ch.

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