Kunststoff wiederverwerten statt vernichten

«Bring Plastic back» Wertvoller Abfall ersetzt Erdöl und Kohle

Hanspeter Hösli von der InnoRecycling präsentiert das aus «altem» Kunststoff hergestellte Granulat. Fotos: W. Wenger

Hanspeter Hösli von der InnoRecycling präsentiert das aus «altem» Kunststoff hergestellte Granulat. Fotos: W. Wenger

Kunststoff-Sammelsack.

Kunststoff-Sammelsack.

Aus Kunststoffgranulat können wertvolle Produkte gewonnen werden.

Aus Kunststoffgranulat können wertvolle Produkte gewonnen werden.

In Liestal haben Kunststoff-Pioniere Behörden und die Öffentlichkeit über die (fast) flächendeckende «neue» Kunststoffsammlung in der Grossregion Nordwestschweiz informiert. Dabei wurde klar: Kunststoffe sollten aus Umweltsicht separat gesammelt und wenn immer möglich stofflich verwertet werden. Mit einer flächendeckenden Einführung der auch in der Region bereits erfolgreich etablierten Kunststoffsammlung könnte der Ausstoss an Treibhausgasen in der Schweiz um bis zu 270000 Tonnen CO2 reduziert werden.

Im Kanton Basel-Landschaft ist der Sammelsack für Haushaltkunststoffe noch nicht sehr alt. Erst vor zwei Jahren führte zum Beispiel das Entsorgungszentrum Bubendorf EZB AG, das in Aesch einen weiteren Standort betreibt, mit der Gemeinde Lausen den «umweltpolitischen Hit» ein. Und dieser funktioniere mittlerweile vielerorts sehr gut, sagte EZB-Verkaufsleiter Paul Nicolet in Liestal. Ja, er sei quasi notwendig, stellten mehrere Fachleute klar, die mit Fakten untermauerten, dass es umweltpolitisch mehr als nur angebracht wäre, der Wiederverwertung von Kunststoffabfällen (noch) mehr Bedeutung zu schenken.

Markus Tonner von der Thurgauer InnoRecycling AG, der als echter Pionier der Branche bezeichnet werden kann, streute als Vertreter einer der zwölf am Nordwestschweizer Projekt «Bring Plastic back» beteiligten Firmen einerseits allen Partnern Rosen, im Speziellen aber Nicolet von der EZB AG, den er als leidenschaftlichen Recycler bezeichnete. Die ins Leben gerufene Sammlung sei eine super Leistung. Dass zwölf Unternehmen am gleichen Strick ziehen und erst noch in die gleiche Richtung, sei grossartig und letztlich keine einfache Sache gewesen.

Konsumentinnen und Konsumenten, die Kunststoffe konsequent sammeln, haben am Ende des Tages viele Vorteile. Sie benötigen nur noch halb so viele Kehrichtsäcke. Diese sind im Schnitt halb so teuer als Sammelsäcke für Haushaltkunststoffe. Recycling «hilft» zudem den Verbrauch von Erdöl erheblich zu senken. Aus gemischt gesammelten Kunststoffabfällen lassen sich mindestens 50 Prozent hochwertige Granulate herstellen, welche erdölbasiertes Kunststoffneumaterial ersetzen. Die andere Hälfte kann der Zementindustrie zugeführt werden, die es als Ersatzbrennstoff verwendet. Und, letztlich; das Recycling, wurde in Liestal festgehalten, benötigt nur halb so viel Energie wie das Herstellen von Kunststoffneumaterial aus Erdöl.

Die Bevölkerung aus dem Unter- und Oberbaselbiet, aus dem Schwarzbubenland und aus dem Fricktal werden vom Angebot profitieren. «Wir haben den Wunsch der Bevölkerung nach einem solchen Angebot gespürt», hielt Nicolet fest. Und den Abfallberg sei nach wie vor haushoch. «Allein unser Unternehmen hat seit dem Start 2004 mehrere 10000 Tonnen Abfall den richtigen Verwertungswegen zugeführt.» Basel-Stadt sei hier nicht im Boot. «Der Stadtkanton ist noch ein weisser Fleck. Aber wir arbeiten daran, dies zu ändern», blickte Nicolet in die Zukunft. sammelsack.ch

Kurze Wege

Die Transportwege der Kunststoffabfallsammlung bis hin zur Verwertung sind mit dem «neuen System» viel kürzer als wenn es dies nicht gäbe. Denn: Kunststoffabfälle legen auf dem Weg zum Recycling, wo sie zu Granulat oder alternativem Ersatzbrennstoff umgearbeitet werden, lediglich Strecken innerhalb der Schweiz und der Nachbarländer Deutschland und Österreich zurück. Anders jedoch Erdöl und Kohle, die zur Gewinnung von Kunststoffneumaterial nötig sind. Sie kommen aus China, Australien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, Indien oder dem Nahen Osten und müssen um die halbe Erdkugel bis nach Europa importiert werden. Fakten: Für die Herstellung von Kunststoff werden Unmengen von natürlichen Ressourcen wie Erdöl, Kohle und Erdgas benötigt. Die jährlichen Importe fossiler Rohstoffe in die Schweiz betragen 228000 Tonnen Kohle, elf Millionen Tonnen Rohöl und 129000 Terajoule Erdgas. Die Schweiz verarbeitet eine Million Tonnen Kunststoff pro Jahr. Schliesslich sei erwähnt, dass die Kunststoffproduktion weltweit explodiert. Seit seit 1950 sind 8,3 Milliarden Tonnen produziert worden.

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