Fasnacht mit Schnitzelbänken frei Haus

Liestal Schnitzelfritz singt die Bänke in seinem Quartier und trotzt so dem Verbot

Schnitzelfritz und Stedtliratte brachten viel Freude ins Quartier.  Foto: zvg
Schnitzelfritz und Stedtliratte brachten viel Freude ins Quartier. Foto: zvg

Das Stedtli am Abend des Fasnachtsmontags wie ausgestorben, Grabesstille in den Gassen, die Beizen geschlossen, kein Obestreich – Tristesse pur in Liestal. Da ist jammern und lamentieren zwecklos, denn heuer hat die Fasnacht halt einfach nicht stattgefunden. Stimmt aber nicht ganz. Denn das Fasnachtskomitee hat zusammen mit der Stadt aufgrund der vielen Pandemie-bedingten Einschränkungen eine «Stille Fasnacht» proklamiert. Und das alles als Aufruf an die Bevölkerung, die Häuser und Schaufenster fasnächtlich zu dekorieren und so einen Hauch von dieser närrischen Stimmung ins Stedtli zu zaubern. (Die ObZ hat darüber berichtet.)

Die vielen Sicherheitsvorschriften und Corona-Normen haben indes einige der ganz eingefleischten Fasnächtler nicht davon abgehalten, nach legalen Möglichkeiten zu suchen, den Freuden dieses so geliebten Brauchtums halt doch noch etwas zu huldigen. Das ist denn auch dem einheimischen «Schnitzelfritz» sehr gut gelungen. Als einer der profiliertesten Schnitzelbank-Sänger der lokalen Szene wollte er die abgesagte Beizen-Tour nicht einfach ersatzlos hinnehmen und nun wenigstens seinen Nachbarn in der Langhagstrasse etwas von diesen bekannten Versen und bissigen Pointen servieren.

Fasnacht im Heimservice

Gesagt getan, per Flugblatt wurde im Quartier auf ihren Mitbewohner hingewiesen, der zusammen mit der «Stedtliratte» seine Schnitzelbänke als «Hausierer» unter die Leute bringt. Das tönte dann sehr vielversprechend: «In de letschte Täg het s uns zwei gjuggt, und d Värs hän eifach so uusedruggt. Drum hän mir zwei spontan beschlosse, ihr chönnet die Bängg zu euch liefere losse.» Diese Lieferung bestand nun aber nicht einfach so aus Zeedeln im Briefkasten. «Und zwar persönlich, grad so vor s Huus, trage mir die Bängg höchstpersönlich uus. Mir lüte coronakonform an eurer Türe, ihr lueget us em Fänschter oder an der Türe füre.» Mit dem Zeitplan ab 18.30 Uhr gings dann los: «Mir starte vorne an dr Langhagstross Nummer zwei, und chömme denn hintere, bliibet eifach dehei.»

Dass sich sozusagen ein roter Coronafaden durch die witzigen Texte der zwei Spassvögel zog, war dann halt der aktuellen Lage geschuldet. So wurde nebst allerlei skurrilen Pandemie-Storys auch über den legendären Daniel Koch vom BAG gelästert: «Um Corona ganz z besiege, hätti dr Koch no sölle blybe. Für ei wyters Beamtejoor, däm wachse jo keine graue Hoor!» Im Weiteren meint Schnitzelfritz ganz unbescheiden: «Im Homeoffice bin ich en Hirsch, online gang ich chräftig uf d Pirsch. Hüt zobe triff ich mi mit dr Uschi, wäge Social Distancing git’s kai Buschi!»

Fazit dieses etwas anderen Schnitzelbank-Abends: Fernab vom grossen Fasnachtsrummel hat hier in stimmungsvoller Ambiance ein legales familiäres Festchen als «Take-away-Fasnacht» viel Freude ins Quartier gebracht.

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