In Liestal fehlt das Schauspiel

Kulturszene Das Theater Palazzo ist startklar für 2026 – jetzt muss noch die Subventionsfrage geklärt werden

Bereit für die kommende Theatersaison: Niggi Messerli und Remo Hofer (v. l.).Foto: M. Schaffner
Bereit für die kommende Theatersaison: Niggi Messerli und Remo Hofer (v. l.).Foto: M. Schaffner

Niggi Messerli, Mitinitiant und Miteigentümer der 1978 gegründeten Kulturhaus Palazzo AG, hat meistens dieselbe Antwort parat: «Wir machen so weiter, wie wir es immer gemacht haben. Und wenn jemand gute Ideen hat, dann sind wir offen.» Nach der temporären Schliessung und Wiedereröffnung des Theatersaals – und der etwas ungünstig verlaufenen Kommunikation – ist nun eine solche Person mit guten Ideen gefunden. Remo Hofer ist in Liestal aufgewachsen, kennt das Palazzo seit seinen Kindertagen und hat eine klare Vorstellung davon, wie sich das Theater in eine tragfähige Zukunft überführen lässt.

Die Nachricht, «dass das Palazzo zu macht», war ein Schock für ihn. «Ich dachte, das kann nicht sein, das darf nicht sein, das ist nicht akzeptabel», sagt Remo Hofer. Nach seiner Ausbildung an der Freiburger Schauspielschule war er lange Zeit in Deutschland als Schauspieler tätig, bildete sich in Regieassistenz und Regie weiter und war seit drei Jahren wieder ins Baselbiet zurückgekehrt. Der dreifache Familienvater nahm Kontakt mit Niggi Messerli auf, sprach seine zahlreichen Bekanntschaften im Kulturbereich an, streckte die Fühler Richtung Kanton aus und erarbeitete ein Konzept – mehr dazu später. Jedenfalls kam er zum Schluss, dass es unter den bisherigen Bedingungen möglich sein müsste, den Theaterbetrieb aufrecht zu erhalten. Insbesondere, wenn er den Vergleich zu noch weniger auf Rosen gebetteten Institutionen in Deutschland zieht.

Verein unabgesprochen aufgelöst

An dieser Stelle muss ein Blick in die jüngste Vergangenheit geworfen werden. Schon vor einigen Jahren meldete die Gründergeneration an, dass sie das ganze Haus in neue Hände übergeben möchte, ausserdem stehen grössere Renovationen an, unter anderem soll ein Lift vom Unter- bis zum Dachgeschoss eingebaut werden. 2023 übernahm Cynthia Coray die Theaterleitung – aber auch ein strukturelles Defizit. Der Fokus auf das Kinder- und Jugendangebot klang vielversprechend, doch es gelang nicht weitere Geldgeber zu bewegen. Im Mai dieses Jahres teilte der Verein «Neues Theater Palazzo» mit, dass er sich auflöst. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen und den strukturellen und infrastrukturellen Herausforderungen sei der Betrieb nicht mehr möglich.

Niggi Messerli bedauert, dass dieser Schritt unabgesprochen erfolgte. Mit ein bisschen mehr Zeit hätte die Kommunikation, Werbung und Nachfolgesuche besser aufgegleist werden können. Unglücklich ist er mit der Medienberichterstattung. Die irritierende Aussage «das Palazzo schliesst» habe zu einer Schädigung des Gesamtbetriebes geführt.

Tatsächlich nutzte die Kulturhaus Palazzo AG die Zeit nach dem Saisonschluss Ende August, um einige Renovationen durchzuführen. Unter anderem wurden die in die Jahre gekommenen Tribünensitze durch neue, dunkelrote Sitze ausgetauscht. Von einer definitiven «Schliessung» konnte jedoch keine Rede sein: Die Bühne Liestal spielte im November ihr Stück «Mission Sumsemann», an der Kulturnacht Lichtblicke tanzte die Ballett- und Bewegungsschule Liestal, ausserdem kann der Saal gemietet werden.

Wie geht es mit Förderung weiter?

Das grösste Problem momentan sind jedoch die Subventionen: Als sich der Theaterverein auflöste, stoppte der Kanton gleichzeitig seine Unterstützung – obwohl die Finanzierung bis Ende 2026 bereits zugesagt war. Auch die Stadt Liestal strich daraufhin ihren Unterstützungsbeitrag.

«Es kann nicht sein, dass gesprochenes Geld nicht mehr fliesst», findet Niggi Messerli. Die bisherige Situation mit 180000 Franken vom Kanton und 30000 Franken von der Stadt sei gemäss Aussage des Vereins knapp gewesen, aber jetzt quasi mit Null neu anzufangen, könne nicht erwartet werden. Im Übrigen hätte der Verein bei einer ordentlichen Übergabe nicht aufgelöst werden müssen. Es sei jetzt vorgesehen, einen neuen Verein zu gründen, aber erst müsste die zukünftige Förderung klar sein.

Und diese ist momentan noch in der Schwebe. Das Amt für Kultur verlangte, nachdem Remo Hofer sein Grobkonzept vorgestellt hatte, eine detailliertere Darstellung. Zudem wird momentan eine Studie mit allen Beteiligten erstellt, die Aufschluss geben soll, wie das ganze Haus tragfähig funktionieren kann. Niggi Messerli hält es für sinnvoll, einen externen Blick auf das Palazzo zu werfen, insbesondere wegen den anstehenden Investitionen. Eine kurze Anekdote am Rande: Der Starachitekt Jean Nouvel hätte Interesse gehabt, das Palazzo gemeinsam mit dem Bahnhofneubau umzugestalten. «Das wäre für Liestal etwas Spezielles gewesen», meint Messerli. Leider sei das nicht weiterverfolgt worden.

Was ihn und Remo Hofer zurzeit am meisten stört, ist die Unklarheit, wie es mit der Förderung des Theaters weitergeht. Alles gehe sehr langsam voran und die Gespräche mit dem Kanton seien eher unbefriedigend verlaufen. Ausserdem sei gar nicht ganz klar, wer genau der Ansprechpartner sei. Messerli und Hofer setzen jetzt ihre Hoffnung darauf, dass die scheidende Regierungsrätin Monica Gschwind, Leiterin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD), in ihren verbleibenden Wochen im Amt ein positives Machtwort spricht.

Haus soll als Ganzes funktionieren

Bei alledem geht es nicht nur um den Theatersaal, sondern um das Kulturhaus als Ganzes. Niggi Messerli wünscht sich, dass sich die einzelnen Teile wieder mehr verbinden, also auch das Restaurant und der Buchladen.

Für das Funktionieren des Kulturhauses spielt das Theater – neben der sehr erfolgreichen Kunsthalle und dem Kino Sputnik, das bald einen zusätzlichen, kleinen Kinosaal eröffnet – eine Schlüsselrolle. Auch das Restaurant und der Buchladen würden davon profitieren, wenn ein regelmässiges Theaterpublikum im Palazzo verkehren würde. Ganz abgesehen davon stellt Remo Hofer fest: «Im Kontext Liestal fehlt das Schauspiel.» Dieses Leid hätten ihm auch Gäste an der Kulturnacht geklagt, vor allem auch aus der älteren Generation. In Liestal fänden Konzerte und Comedy-Abende statt und mit dem «Elefantehuus» sei ein neuer Kulturort mit einer aussergewöhnlichen technischen Ausstattung entstanden, aber es sei kein Schauspielhaus.

Spannendes Programm in Aussicht

Remo Hofer ist deshalb überzeugt, dass das Theater Palazzo in Liestal seinen Platz hat und komplementär eine Nische abdecken würde. Einige Pflöcke hat er bereits eingeschlagen, so spielt das Figurentheater Margrit Gysin das neue Stück «Pu der Bär» am Sonntag, 8.Februar (11 und 16 Uhr), und am Mittwoch, 11. Februar (14 und 17 Uhr).

Remo Hofer denkt auch an eine Wiederbelebung des «Rahmdäfeli» oder an Personen wie die bekannte Liestaler Schauspielerin Regula Grauwiller, nebst vielen anderen. Durch Kooperationen mit anderen Theatern könnten auch Synergien genutzt und Kosten gespart werden.

«Wir sind da, wir sind parat, und wir möchten Theater machen», unterstreicht Remo Hofer. Die 180000 Franken des Kantons würden es ermöglichen, eine Person als Leiterin oder Leiter anzustellen. Aus der strukturellen Förderung könnten natürlich keine Projekte bezahlt werden, diese müssten sich selber finanzieren. Sprich, es müssten auch Drittgelder fliessen, wie das vom Kanton verlangt wird. Alles in allem wäre die Situation immer noch knapp, aber schwarze Zahlen wären realistisch.

Kulturförderung begleitet und berät

Die Leiterin des Amts für Kultur war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Die Kommunikationsabteilung der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) teilte aber auf Anfrage mit, dass die jeweilige Zuständigkeit von der Beitragshöhe abhängig sei. Seit der Einstellung des Theaterbetriebs durch den Verein Neues Theater Palazzo seien bei der Abteilung Kulturförderung zwei Einzelgesuche eingegangen und auch bewilligt worden. Parallel dazu würden die Abteilung Kulturförderung und der Swisslos-Fonds «mögliche Interessenten für die Aufnahme eines regulären Spielbetriebs» beraten und begleiten.

Die BKSD weist ausserdem darauf hin, dass die Abteilung Kulturförderung der Vermieterin Palazzo AG die gesamte technische Theaterinfrastruktur – eine Leihgabe – als Schenkung übergeben habe, um eine nahtlose Weiterführung des Veranstaltungsbetriebs gewährleisten zu können.

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