Kontroverser Bau erwies sich als weitsichtig
50-Jahre-Jubiläum Als 1975 die Kirche von Bubendorf eingeweiht wurde, gefiel sie nicht allen – heute wird sie intensiv genutzt
«Man muss hinein – um zu verstehen», so war ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1975 über die neue reformierte Kirche von Bubendorf betitelt. Das minimalistische, funktionale Bauwerk strahlte eine Ästhetik aus, die für damalige Verhältnisse ungewohnt war. Ein anderer Artikel sah sich deshalb veranlasst, der Leserschaft einige «architektonische Gedanken zur Gestaltung der neuen Kirche» zu vermitteln. Der Bau mit dem massiven Turm übernahm zwar bekannte Elemente aus der üblichen Kirchenbauweise, interpretierte sie aber auf moderne Art. Beispielsweise wurde auf einen Dachvorsprung und schwebende Bauteile verzichtet. Im Innern wurde zudem deutlich, dass der Bau mehr enthielt als den sakralen Kirchenraum: Mit Gruppen- und Unterrichtsräumen, Besprechungszimmern und einer Küche erfüllte er auch die Ansprüche eines Kirchgemeindehauses. Dadurch erklärten sich auch die grosszügig bemessenen Dimensionen.
«Es war ein ‹Klotz› – für viele war die Kirche viel zu gross im Vergleich zu der filigranen Vorgängerkirche», erzählt Edith Maier, Sekretärin der Reformierten Kirche Bubendorf-Ramlinsburg. «Es gab viele Diskussionen im Dorf, die einen fanden es schrecklich, die anderen fanden es toll, welche neuen Möglichkeiten sich eröffneten.»
Aus heutiger Sicht muss die damalige Planung als absolut weitsichtig bewertet werden. Die Kirche von Bubendorf wird heute intensiv genutzt, nicht nur am Sonntagmorgen, sondern auch für zusätzliche Gottesdienste, für Konzerte und gesellige Anlässe sowie von Gruppen und der Musikschule. «Wir müssten eigentlich noch mehr Platz haben», stellt Edith Maier fest. Im Lauf der Jahre seien immer wieder neue Gruppierungen dazugekommen, wie die Müttergruppe. Manche Angebote würden wieder eingestellt, andere nach einer Pause wieder eingeführt – ein reges Kommen und Gehen.
50-Jahre-Jubiläumsfest
Um das Kirchenjubiläum gebührend zu feiern, hat Edith Maier ein Fest-OK ins Leben gerufen. Gefeiert wird am 30. und 31. August, eingeladen sind die ganze Bevölkerung von Bubendorf und Ramlinsburg, alle aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter/-innen, Kirchenpfleger/-innen sowie Pfarrpersonen. Auch Pfarrer Hans Maurer, der 1975 im Amt war, wird am Festgottesdienst am Sonntag teilnehmen. Am Samstag wird ein vielfältiges Programm für Gross und Klein angeboten, unter anderem mit Aktivitäten für Kinder, dem Show-Act «VERI», Führungen und einer Tonbildschau von den Bauarbeiten.
Für Letztere hat Edith Maier den damaligen Polier interviewt, Fritz Freudiger. Ausserdem hat das OK alte Dokumente und Bilder zusammengetragen, die ebenfalls ausgestellt werden.
Pferde zogen die Glocken ins Dorf
Der Bau der Kirche dauerte von 1973 bis 1975, das Projekt stammte von dem Zürcher Architekten Benedikt Huber, der sich 1965 gegen drei Konkurrenten durchgesetzt hatte. Nötig wurde der Neubau, weil die alte Kirche der Strassenplanung im Weg war. Aber auch, weil sie Risse bekam, weil die Glocken zu schwer für den Turm waren. Während der Bauzeit der neuen Kirche fiel in der alten Kirche sogar ein Leuchter von der Decke. Noch vor der Fertigstellung des Neubaus wurde sie schliesslich abgerissen und die vier Glocken wurden in Revision gegeben. Ausserdem wurde für die neue Kirche eine Orgel gekauft.
Nach mehreren Monaten wurden die Glocken, zusammen mit einer fünften, die ein Kirchgemeindemitglied gestiftet hatte, in einem farbenprächtigen Umzug mit Pferdegespannen vor den neuen Kirchplatz gebracht. Die Schuljugend von Ramlinsburg und Bubendorf zog sie anschliessend in den neuen Turm hinauf.
Was nach der Fertigstellung offenbar Eindruck machte, waren die elektrischen Installationen, wie einem auf Mundart geschriebenen Zeitungsartikel zu entnehmen ist: «Dinne grad rächts isch e Wandchaschte; dört drin sy ‹d Lüterbuebe› für alli feuf Glogge! Das sy eifach feuf Druckchnöpf!» Mit weiteren Druckknöpfen könne der Siegrist alle Lampen anzünden, nur um den Boden zu putzen und die Stühle abzustauben, müsse er noch selber Hand anlegen – dafür gebe es keine Knöpfe.
Auch wenn das Staunen über die technischen Möglichkeiten heute nicht mehr ganz so gross sein dürfte wie damals, darf sich die Bevölkerung in den kommenden Tagen an einem «Spezialeffekt» erfreuen: Bis zum Fest werden die Fenster und der Turm von innen nach aussen farbig beleuchtet.
Jubiläumsfest 30. und 31. August, weitere Infos auf ref-bura.ch > Aktuelles >
«Eusi Chile wird 50!»