Lange Warteliste für Blindenhunde
Spannende Blindenhundeschule Liestal Tag der offenen Tür am Samstag
Blindenhunde sind ganz viel mehr als nur «Jö». In der Blindenhundeschule Liestal am Weideliweg 20 oberhalb des Fraumatt-Quartiers wird seit bald 40 Jahren hochprofessionelle Arbeit geleistet. Dort laufen die Fäden zusammen, damit Blindenhunde ausgebildet und schliesslich sehbehinderten Menschen zur Verfügung gestellt werden können. «Alleine blind oder mit einem Sehrest unterwegs zu sein, stellt jeden Tag eine riesige Herausforderung dar und bedeutet sehr oft Stress», sagt Peter Kaufmann (55), seit 28 Jahren eidgenössisch diplomierter Blindenführhunde-Instruktor und seit 2020 Geschäftsführer der Blindenhundeschule Liestal (VBM), welche 1986 gegründet wurde.
Nach acht Jahren in Pension
Für blinde und sehbehinderte Menschen ist somit der Blindenhund ein guter Freund und Begleiter, der enorm hilft (zum Beispiel bei Alltags-Hindernissen wie Baustellen, Lastwagen, etc.) und in der Regel bis zu acht Jahren bei und mit «seinem Menschen» im Einsatz steht. Danach geht der ins Alter gekommene Hund in Pension und findet in den meisten Fällen einen Platz im Umfeld seines langjährigen Klienten.
Es kommt aber auch vor, dass der Hund (je nach vorliegender Wohn- und Lebenssituation) seinen Lebensabend am gleichen Ort verbringen kann – oder es gibt Drittpersonen, welche einen pensionierten Blindenhund bei sich aufnehmen.
In der Blindenhundeschule Liestal werden insgesamt 14 Rassen als Blindenhunde ausgebildet, andere Schulen beschränken sich auf eine Rasse. Zudem erfolgt in Liestal auch die Ausbildung von Hunden für Menschen mit Autismus, was sonst keine andere Hundeschule in der Schweiz anbietet.
Ab dem Alter von rund zweieinhalb Jahren ist eine Abgabe des Blindenhundes an einen Klienten möglich. Aktuell besteht eine zweijährige Warteliste. «Wir geben keine Hunde ins Ausland ab und nehmen unsere Verantwortung gegenüber bedürftigen Menschen in unserem Land wahr. Und: es muss passen zwischen Mensch und Tier, wir nennen es matchen. Der Hund muss sich genau so wohlfühlen wie der Mensch, dann kommt es gut. Dies herauszufinden, ist für uns absolut zentral», so Kaufmann weiter. Frühestens sechs Monate, nachdem ein Klient einen Hund entgegengenommen hat, wird die Situation im Interesse von allen Involvierten durch Experten der IV überprüft.
In der Blindenhundeschule Liestal herrscht eine sympathische, professionelle Stimmung, Zwinger- oder Boxenhaltung für Tiere gibt es nicht, die Instruktoren arbeiten dezentral und möglichst nahe beim Klienten. 16 Fest-angestellte teilen sich 12,5 Stellen, welche hauptsächlich durch IV-Gelder, Spendengelder und Zuschüsse aus Stiftungen und Legaten finanziert werden.
Apropos Finanzen: ein Blindenhund löst in den elf Jahren vom Welpen bis zur Pensionierung Kosten von rund 70000 Franken aus. Wenn alles rund läuft, trägt die IV davon etwas weniger als die Hälfte. Für Klienten, welche von der VBM einen Hund erhalten, sind das Tier und die Dienstleistungen kostenlos.
Der Tag der offenen Tür am Samstag, 23. August, am Weideliweg 20 in Liestal bietet zwischen 10 und 17 Uhr die hervorragende Gelegenheit, noch viel mehr über diese sinnvolle und spannende Institution zu erfahren. Peter Kaufmann verspricht ein Erlebnis für Gross und Klein. Es gibt Vorführungen, Live-Musik, viele Informationen und auch Attraktionen für Kinder. Also sehr viel «Jö».
Tag der offenen Tür am Samstag,
23. August, www.blindenhund.ch