Streiken auf friedliche Art

Liestal Frauen wollen gesellschaftliche Veränderungen mit den Männern

Starke Botschaften auf dem Weg in die Stadt. Fotos: J. Hug

Starke Botschaften auf dem Weg in die Stadt. Fotos: J. Hug

Genug geblutet, Frauen wollen endlich Gleichstellung.

Genug geblutet, Frauen wollen endlich Gleichstellung.

Organisatorin Michèle Meyer.

Organisatorin Michèle Meyer.

Botschaften sichtbar machen.

Botschaften sichtbar machen.

Performance mit Botschaft «Haare zeigen» von Irene Maag.

Performance mit Botschaft «Haare zeigen» von Irene Maag.

Kultur, Religion, Feminismus bringen ihre Forderungen auf den Punkt.

Kultur, Religion, Feminismus bringen ihre Forderungen auf den Punkt.

Landwirtinnen machen auf ihre prekäre Situation aufmerksam.

Landwirtinnen machen auf ihre prekäre Situation aufmerksam.

Die «Tischrede» von Anna Holm.

Die «Tischrede» von Anna Holm.

Letzten Freitag stand die Amtshausgasse in Liestal in violetten «Flammen». Schärpen, Tücher, Haarbänder und so manches Kleidungsstück in den Farbtönen der Frauenbewegung schmückten die Fussgängerstrasse zum Regierungsgebäude. Michèle Meyer organisierte die Veranstaltung mit viel Herz. Ihr sei es ein wichtiges Anliegen, dass wir anständig in dieser Welt zusammen leben können, und zwar gewaltfrei. Dabei stosse man schon in der Sprache bald an Grenzen der Gewalt, indem Negatives oft mit weiblichen und sexistischen Adjektiven beschrieben wird – und schon traut sich ein Passant in die Höhle der Löwinnen und möchte die Frauen an den Herd schicken.

«Es sind die Frauen, die die Familie ernähren, die soziale Gerechtigkeit in der Familie fordern und so die Grundlagen des friedlichen Zusammenlebens schaffen», so Claudia Staubli, selbstständige Landwirtin des Hofes Berg in Rünenberg. Sie kümmerten sich – ohne grossen Lohn – oft um schwierige Wohnsituationen mit mehreren Generationen mit Kindern, Ehepartner, Eltern, Schwiegereltern, Angestellten und Praktikanten/-innen. Als Arbeitgeberin habe sie die volle Verantwortung für die soziale Absicherung der Angestellten und den ganzen Betrieb – ohne eigene rechtliche Absicherung wie Pensionskasse oder Erwerbsausfallversicherung, da zu teuer.

«Ich wünsche mir den Respekt vor dem Menschsein, nicht dass Frauen die nächsten 2000 Jahre sagen, wos lang- geht, sondern der Respekt vor allen Menschen und das respektvolle und achtende Gemeinsame», so Staubli, sich vom Streik-Liegestuhl aufrichtend.

Die grüne Stadträtin Marie-Theres Beeler betonte ihre Freude an den unterschiedlichen Lebensrealitäten mit einem humorvollen Wortspiel: Verschiedene Arten von Nichtgleichen treffen sich zum gemeinsamen Thema, der Forderung von Gleichstellung. Irene Maag forderte mit ihrer Performance im Gorilla-Kostüm humorvoll dazu auf, zu seiner Körperbehaarung zu stehen und sich auch auf den Zähnen Haare wachsen zu lassen. Anna Holm, kurzerhand von Michèle Meyer als Tischrednerin erkoren, zeigte ihre Haare auf den Zähnen eindrücklich: «...meine zwei Jahrzehnte auf dieser Welt haben ausgereicht, dass ich sie satthabe. Satt habe, nicht ernst genommen zu werden, berührt zu werden, wo und von wem ich es nicht will, immer doppelt so laut sein zu müssen, um gehört zu werden … So lange habe ich meine Wut hinter einem Lächeln verborgen, zu lange habe ich verständnisvoll alte weisse Männer davon zu überzeugen versucht, dass auch wir vollwertige Lebewesen sind … Uns (Frauen) verbindet viel mehr als das, was das Patriarchat jemals zwischen uns treiben könnte. Ob alt, jung, quer, straight, religiös, antiklerikal, verheiratet, polygam, weiss oder colored – wir bekommen alle zu spüren, was es heisst, eine Frau zu sein. Mein Wunsch als stocksaure Zwanzigjährige ist es, den Mut und die Kraft zu haben, aufzustehen und uns zu widersetzen und unsere Verschiedenartigkeit und unsere Gemeinsamkeit zu feiern.»

Nach der Aktion in Liestal machten sich die Baselbieterinnen gemeinsam auf den Weg zum Frauenstreik in Basel.

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