Vaters Kiste – Lukas Bärfuss in der Kantonsbibliothek  

Die Fragen, die Cedric Lutz Lukas Bärfuss nach der Lesung stellte, gaben dem Autor Gelegenheit, seine kritische Haltung der westlichen Gesellschaft gegenüber engagiert zu äussern. Foto: U. Handschin
Die Fragen, die Cedric Lutz Lukas Bärfuss nach der Lesung stellte, gaben dem Autor Gelegenheit, seine kritische Haltung der westlichen Gesellschaft gegenüber engagiert zu äussern. Foto: U. Handschin

In Afrika erreichte ihn die Nachricht, dass sein Vater gestorben sei, der grosse Abwesende seiner Kindheit und Jugend. Die Idee, die Geschichte seines Vater und seiner Vorfahren aufzuarbeiten, wurde beim 1971 in Thun geborenen Lukas Bärfuss durch den Inhalt einer geheimnisvollen Kiste ausgelöst. Sein einziges Erbe, denn das Übrige schlug er damals aus, denn sein Vater hatte vorwiegend Schulden hinterlassen.

Cedric Lutz begrüsste den bekannten Autor, Dramatiker, Romancier, Essayist und Dramaturg im Namen der Kantonsbibliothek Liestal und stellte ihn dem zahlreichen Publikum vor, indem er dessen zahlreich erhaltenen Preise und Ehrungen aufzählte.

Wenn man seine bisher erschienenen Werke auf dem Büchertisch der Buchhandlung Rapunzel betrachtete, die alle grosse Beachtung gefunden haben und hochgelobt und gerne gelesen werden, erstaunt es, dass der gleiche Mann so lange orientierungslos nach seiner Bestimmung gesucht hatte.

An diesem Abend erfuhr man mehr darüber. Über seine schwierige Kindheit und Jugend, die er auf der Strasse verbrachte, währenddem sein Vater mehrfach im Gefängnis einsass und zuletzt als Obdachloser starb – fern von der Familie. Schon dessen Vater war ein Heimatloser und Vagabund gewesen, der aber der Geschichten wegen, die er erzählte, ein gern gesehener Gast war zu einer Zeit, in der die Menschen die Neuigkeiten noch durch diese Herumziehenden erfuhren. Bei dieser Gelegenheit wurde der Vater von Bärfuss gezeugt. Von dessen Erzählkunst hat er wahrscheinlich das Talent dazu geerbt, abgesehen von der mysteriösen Kiste. Die wagte er allerdings erst nach 25 Jahren zu öffnen, aus Angst Unrühmliches darin zu finden. Die Dokumente und Schuldbriefe, die er entdeckte, eröffneten ihm einen bisher unbekannten Teil seiner Vergangenheit. Er fühlte sich seinem Vater verbunden durch das Schicksal, das ihm eine Zeit lang auch fast geblüht hätte, als er ziellos und abgebrannt ein paar Jobs ausprobierte. Durch die Anstellung in einer Buchhandlung fand er zum Schreiben, was ihn rettete und ihn letztlich bekannt und berühmt machte. Seine Lebenserfahrung lässt ihn schreibend kritisch und hart ins Gericht gehend mit den Menschen im Westen, wie sie miteinander, der Dritten Welt und mit der Umwelt umgehen. Die Aussagen seiner Bücher gehen unter die Haut und lassen niemanden unbeeindruckt.

In der Fragestunde äusserte er sich über das ihm am Herzen liegende Thema, das Erben von Vermögen. Dessen Ungerechtigkeit, die so viel Streit erzeugt, ob in Familien oder in der Welt und deshalb ein Sicherheitsproblem darstellt. Ebenso der unbeschreiblich viele Müll, den unsere Generation den Nachgeborenen hinterlässt.

Eine weitere Sorge ist ihm unsere Abhängigkeit vom Öl. Er wünscht sich eine Bildungsreform für systemisches und kritisches Denken. Auch dass man, wie in der Pflege, den Menschen ganzheitlich sieht und ihm so am besten helfen kann. Ein sehr beeindruckender Abend, der zum Mitdenken anregte; was Bärfuss ein sicht- und hörbares Anliegen ist.

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