Der älteste WB-Passagier

Waldenburgerbahn Im Gespräch mit Edgar Strub auf der Fahrt von Liestal nach Oberdorf  

Edgar Strub, wohl der älteste Passagier, der je die WB nutzte. Foto: E. Gysin

Mit einem Lächeln im Gesicht trifft Edgar Strub bei der Haltestelle der Waldenburgerbahn auf dem Liestaler Bahnhof ein. Da ist weder ein Stock, noch eine andere Geh-Hilfe, nein, da ist ein alter Mann, der fröhlich und aufgestellt wirkt und 102 Jahre auf dem Buckel hat. Man darf wohl bei diesem Alter von einem alten Mann reden, obwohl Edgar Strub wirkt keinesfalls einfach alt. Er ist auf dem Laufenden, was läuft, besorgt seinen Haushalt selbstständig, was kochen und putzen betrifft, einzig die Wäsche, die besorgt ihm seine Tochter. Die 75-jährige Edith Domenighetti, die in Oberdorf daheim ist. Sein Sohn lebt im Waadtland, in der Nähe von Lausanne. Seine Frau ist vor 30 Jahren bereits verstorben, das Paar hatte zwei Kinder, eben eine Tochter und einen Sohn, drei Grosskinder sowie drei Urgrosskinder vervollständigen Strubs Familie.

Lorenz Degen, Beirat WB-BLT, organisierte am vergangenen Freitagnachmittag eine WB-Fahrt mit Edgar Strub, zu der die Medien eingeladen waren.

Zur Welt kam Strub in Arisdorf, am 1. August 1922 wurde er geboren, das war zwei Jahre bevor das Schweizer Radio auf Sendung ging. Die Schulen besuchte er in Arisdorf, es folgte die Bezirksschule in Liestal. Danach folgte eine Mechaniker-Lehre im Kleinbasel, bei einer Firma Schöpf. Den Arbeitsweg bewältigte Strub mit dem Velo, die täglichen 18 Kilometer verliehen ihm eine Robustheit fürs Leben. Im August 1943 zur Abschlussprüfung erschien er in der Armeeuniform, der Krieg forderte auch seinen Tribut. Er wurde gleich nach der Lehre in den Aktivdienst eingezogen, wie so viele seiner Generation. Er tat Dienst in Oberwil, Burg im Leimental, in Magden sowie in Rheinfelden. In der Musikformation des Grenzschutzes spielte er das Flügelhorn. Nach dem Krieg fand Strub Arbeit bei der Liestaler Firma Singeisen und wechselte dann zu Karl Berger Büromaschinen bis er sich schliesslich unter dem Firmennamen «Edgar Strub Büro Organisation» selbstständig machte.

Anstand und hohe Arbeitsmoral

«In dr Schüüre umegloffe isch nid dröscht», das sei eine seiner Weisheiten gewesen, seine Vorstellung von Arbeitsmoral, wie Franz Degen anlässlich der Zugfahrt ins Waldenburgertal erzählte. Degen ist Mitgründer der Liedertswiler Firma Dero. «Von 1958 bis ins Jahr 2014 hat Strub in unserer Firma den Service unserer Büromaschinen besorgt», sagte Degen. Er habe manche Kenntnisse gehabt und viele Fertigkeiten beherrscht, «Drehen, Fräsen, Hobeln und Löten, all diese Gebiete der Metallbearbeitung» seien Strub vertraut, ergänzte Degen.

Diese Fertigkeiten kommen ihm auch zupass bei seinem Hobby, dem Pistolenschiessen. Er ist ein gern- und vielgesehener Gast auf der Sichtern, wo er den Schiesssport pflegt, mit der Pistole auf die 25-Meter-Scheibe (siehe Artikel auf S. 9). «Sei gut zu den Menschen und fang keine Händel an», sind Strubs wichtigste Leitsätze. Davon wünschte man sich deutlich mehr in der heutigen schnellen Zeit! Im Ausland war er einmal, es sei eine Reise gewesen, die er bei einem Wettbewerb gewonnen habe. Fünf Tage Griechenland, mit dem Flieger von Zürich nach Athen, erinnert er sich und «wir haben die Akropolis besucht.» An die Waldenburger-Bahn, die bis 1953 mit Dampf betrieben wurde, hat Strub zahllose Erinnerungen. Zur Zeit des Dampfbetriebs muss sie deutlich mehr Erlebnisse beschert haben als heutzutage. Man konnte sich als Velofahrer am hintersten Wagen anhängen. Nicht zur Freude des Zugpersonals. Aber man sei auch vom Russ schwarz geworden an den Händen und im dümmsten Fall sei auch das weisse Hemd betroffen gewesen.

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