50 Jahre Bio-Landbau im Baselbiet

Landwirtschaftliche Schule des Ebenrain-Zentrums bot 1970 schweizweit erstmals Ausbildung in Bio-Landwirtschaft an

Robert Wenger am Rednerpult am Ebenrain.
Robert Wenger am Rednerpult am Ebenrain.

Der pensionierte Bio-Landwirt Hans Häfelfinger aus Diegten liess sich vor 50 Jahren am Ebenrain ausbilden. Er erinnert sich, dass der damalige Vorsteher der Landwirtschaftlichen Schule Ebenrain Otto Buess (1960–1984) schon dannzumal von Humusaufbau, Bodengare, Gesundungsfrucht, Gründüngung, Güllenbelüftung und weiteren heute «modernen» Anwendungen sprach. «Über die Jahre wurden unter politischem Druck von ökologischen Organisationen immer neue Massnahmen eingeführt», hält er fest. Diese müssten kontrolliert und abgegolten werden; jedes neue Gesetz ziehe eine Kommission nach sich. Das bedeute, die Zahl der Beschäftigten am Ebenrain und beim Bundesamt für Landwirtschaft nehme laufend zu, andererseits gehe die Zahl der praktizierenden Landwirte, genau wie der Zusammenhalt unter ihnen, zurück. Das Verhältnis stimme nicht mehr. Auch bei den Auswirkungen von angewandten Schutzmassnahmen gebe es eigenartige Auswüchse. Als Beispiel nennt er Beiträge für Hochstammbäume, die nicht mehr geerntet würden und absterben. Oder die beim Mostobst zu Überproduktion führten, was den Preis so tief drücke, dass die Früchte am Baum blieben. Dabei sollte es doch im Interesse jedes Obstproduzenten sein, zum Boden, zu den Äckern und den Baumgärten Sorge zu tragen. Dort fange Foodwaste an.

Otto Buess habe in weiser Voraussicht 1970 am Ebenrain als erste landwirtschaftliche Schule schweizweit die Ausbildung in Bio-Landwirtschaft eingeführt. Viele Bauern hätten das verurteilt, das komme einem Verrat gleich. Sie schimpften, mit Bio-Bauern als Nachbarn, die nicht spritzen würden, hätten sie das Ungeziefer bei ihnen. So könnten sie ihre Früchte nicht mehr in die üblichen Kanäle liefern. Es wurde einiges unternommen für die Bio-Landwirtschaft, die sich weiter ausbreitet, was der bäuerlichen und nichtbäuerlichen Bevölkerung zugutekommt. «Mein Sohn hat mit seiner Familie den Hof übernommen», hält Hans Häfelfinger fest, «und betreibt den Obst- und Ackerbau als ‹Bio›. Er hat kürzlich in Diegten sogar neue Kirschen-Hochstammbäume gepflanzt, was mich als überzeugten Bio Landwirt natürlich freut.»

Erste Schweizer Biolandbau-Ausbildung

Robert Wenger wurde 1973 als Leiter der Landwirtschaftlichen Berufsschule Ebenrain und 2000 als Gesamtschulleiter gewählt. Er betreute über die Jahre rund 1000 Lehrverhältnisse. Die Oberbaselbieter Zeitung stellte ihm ein paar Fragen zum Bio-Landbau in Baselland.

ObZ: Weshalb erlangte der Bio-Landbau vor 50 Jahren im Baselbiet rasch eine grössere Bedeutung?

Robert Wenger: Ausgelöst wurde dies durch die Umstellung des Gutsbetriebes Ebenrain auf biologischen Landbau. Dass erstmals ein Schulgutsbetrieb auf Bio-Landbau umgestellt wurde, fand schweizweit, ja europaweit, grosse Beachtung. Eine Diskussionswelle innerhalb und ausserhalb der Landwirtschaft war die Folge. Viele meinten, am Ebenrain werde nur noch Bio-Landbau unterrichtet. Das war aber nie der Fall, denn am Anfang wurde die Bio-Ausbildung, aufbauend auf der Landwirtschaftsschule, als Weiterbildung gesehen.

Ab wann bot das Ebenrain-Zentrum als erste landwirtschaftliche Schule in der Schweiz die Ausbildung für Landwirt/-in EFZ in Spezialrichtung Bio-Landbau an? Erinnern Sie sich als ehemaliger Schulleiter, wie diese neue Idee ankam bei der Bauernschaft?

Eine anerkannte Bio-Ausbildung lag zuerst in weiter Ferne; am Ebenrain wurden parallel zum normalen Lehrplan auch Bio-Inhalte vermittelt. Alle Schüler/-innen sollten etwas über Bio-Landbau erfahren und selbst beurteilen können, ob Bio-Landbau für sie eine Lösung wäre. Es gab Diskussionen auf den Bauernhöfen, wenn die Jungen mit solchen neuen Ideen nach Hause kamen. Deshalb wurden Elternabende durchgeführt, um alle auf denselben Kenntnisstand zu bringen. 1997 wurde mit dem FiBL zusammen erstmals ein «Lehrgang Biolandbau» mit kantonalem Ausweis durchgeführt und im Jahr 2000 erstmals die Ausbildung «Spezialrichtung Biolandbau EFZ» angeboten.

Interview: Benildis Bentolila

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