Am weitesten fliegt die Honigbiene
Ebenrain Forum Obstbau und Imkerei

Sollen aus den Blüten von Obstbäumen Früchte gedeihen, so müssen die Blüten bestäubt werden, das weiss jedes Kind. Obstkulturen müssen geschützt werden, es lauern jede Menge Schädlinge und Krankheiten, dagegen helfen Pflanzenschutzmittel, das wissen nahezu alle Konsumentinnen und Konsumenten. Dabei können Vorurteile und Missverständnisse auftreten, die am besten mit Kommunikation vermieden und ausgeräumt werden können. Das war das Ziel des 4. Forums zur Verständnisförderung zwischen Obstbau und Imkerei. Marcel Strub von der Fachstelle Bienen am Wallierhof konnte am vergangenen Donnerstag einer stattlichen Anzahl Obstbauern und Imkern zwei Referenten vorstellen, die mit den beiden Handlungsfeldern bestens vertraut sind.
Klaus Wallner ist Agraringenieur und Imker, er forscht und lehrt an der Universität Hohenheim in Stuttgart, er gehört im deutschsprachigen Raum zu den bekanntesten Referenten bezüglich Bienenhaltung. Franco Weibel ist im Ebenrain zuständig für den Obstbau, er kennt sich auch bestens aus mit allen möglichen Schädlingen und Krankheiten, die den Obstbauern das Einkommen streitig machen.
Beide Referenten nahmen auch die Konsumentinnen und Konsumenten in die Pflicht. Die Früchte müssen günstig sein, landwirtschaftliche Produkte werden verramscht, sagte Wallner. Für die Obstbauern wird der Handlungsspielraum durch Preisdruck und gleichzeitig starke Restriktionen bei den erlaubten Pflanzenschutzanwendungen immer enger. «Keiner betreibt Pflanzenschutz zum Spass, sondern zur Einkommenssicherung», sagte Weibel. Beide Referenten plädierten dafür mit Pflanzenschutzmitteln sehr gezielt und sorgfältig umzugehen, sie z. B. nur dann auszubringen, wenn keine Bienen fliegen. Die Obstbauern halten sich an diese Vorgaben. Es bewährt sich dabei, wenn sie mit den ansässigen Imkern im Gespräch sind. Es sei innerhalb einer Generation zu grossen Veränderungen gekommen, wurde gesagt. Heutzutage sind Obstbauern nur noch selten zugleich Imker, einer der Gründe für dieses Forum im Ebenrain.
Viele Arten von Bestäubern
Bei den Bestäubern sind ausser den Honigbienen noch viele weitere Insekten beteiligt. Hunderte von Wildbienenarten sind auch in unseren Breitengraden unterwegs. Zu ihnen werden auch die Hummeln gerechnet. Manche sind Spezialisten, sind auf eine bestimmte Pflanzenart angewiesen, gibt’s die nicht, so gibt’s auch die entsprechende Biene nicht und umgekehrt. Die eine ist auf Glockenblumen angewiesen, eine andere wird erst aktiv wenn der Efeu blüht, also dieser Tage. Eine grosse Anzahl an Wildbienen werden zu den Generalistinnen gerechnet, sie bedienen sich querbeet an Blüten wo Nektar und Pollen geholt werden können. Dazu zählt auch die Hummel, die sehr anspruchslos und sozusagen wunschlos glücklich ist, sie ist nebst der Honigbiene die einzige, die einen kleinen Staat gründet. Die Wildbienen werden auch als Solitärbienen bezeichnet, sie leben allein, legen Eier ab an unterschiedlichen Orten. Alle erleben die Geburt ihrer Kinder nicht, so wie die geschlüpften Wildbienen ihre Mutter nie sehen werden. Diese Bienen leisten einen nicht unerheblichen Beitrag bei der Bestäubung von Obstkulturen.
Den grössten Anteil leistet die Honigbiene, sie lebt in einem grossen Staat und überwintert in ihrem Volk. Sie ist trachttreu, was bedeutet, dass sie solange Kirschblüten anfliegt, wie sie blühen. Dann wechselt sie vielleicht auf Apfelblust. Das Bienenvolk kennt ein effizientes Kommunikationssystem, Kundschafterinnen informieren ihr Volk über lohnende Blütenvorkommen. Dafür nimmt sie lange Wege in Kauf, ihre Reichweite liegt bei mehreren Kilometern, wenn Nektar und Pollen locken. Wildbienen und Hummeln geben sich mit einem wesentlich geringeren Aktionsradius zufrieden.