Baselbieter Weine auf der grossen Bühne
Basel Das Jahr 2020 war für den einheimischen Rebensaft ein guter Jahrgang

Was gibt es aktuell Schöneres, als dem verkorksten Jahr 2020 – eine einzige «Katastrophe» – im Nachgang doch noch gute Seiten abzuringen. Dazu haben insbesondere die einheimischen Winzer allen Grund. Denn dieses Corona-Jahr 2020 ist nämlich aus ihrer Sicht ein gefreuter Weinjahrgang. Das war denn auch der Tenor an der Medienorientierung des Verbands der Weinproduzenten Region Basel-Solothurn vom letzten Dienstag.
Und das taten sie unter dem Vorsitz des Tenniker Präsidenten Paul Leisi und dem Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, Lukas Kilcher, nicht einfach irgendwo «im Gelände», sondern sozusagen auf der grossen Bühne des Basler Restaurants Ackermannshof. Ein Gourmet-Tempel, in dem der bekannte Michelin- und Gault Millau-prämierte Top-Koch Flavio Fermi aus der Bad Bubendörfer «Osteria TRE» nun das Sagen hat. Den Feinschmeckern will er zusammen mit Gastgeber Roland Tischhauser fortan zu seiner mediterranen Küche nicht nur die edlen Tropfen aus der grossen Wein-Welt kredenzen, sondern auch qualitativ hochstehende Erzeugnisse aus einheimischer Produktion.
«Und da stehen die Baselbieter Weine auch bei anspruchsvollen Geniessern hoch in der Gunst», so Tischhauser. Deshalb Grund genug für das präsidiale Lob von Paul Leisi: «Wir müssen uns vor der mächtigen Konkurrenz überhaupt nicht verstecken.»
Die Traubenernte 2020 in der Region Basel/Solothurn fällt mengenmässig um elf Prozent tiefer aus als der Durchschnitt der letzten zehn Jahre. So wurden insgesamt 752 Tonnen Trauben zur Weinerzeugung geerntet.
«Qualität kommt aber vor Quantität», sagte Rebbaukommissär Urs Weingartner vom Ebenrain-Zentrum in seiner Betrachtung zum Weinjahr 2020. Dazu beigetragen habe insbesondere das ziemlich ideale Wetter mit dem wärmsten Winter seit Messbeginn 1864. Zwar war es vom Januar bis September äusserst trocken, was aber im nassen August wieder kompensiert wurde. Nach Weingartners Analyse hat auch der übliche Pilzbefall zu keinen grösseren Problemen geführt. Im Weiteren konstatierte Ueli Bänninger vom Aescher Weingut «Tschäpperli» beim letztjährigen Traubengut eine hervorragende Aromen-Vielfalt, die sich natürlich auch im Wein niederschlägt. Wobei der durchschnittliche Zuckergehalt von 100,4 Grad Öchsle bei der häufigsten Rebsorte Blauburgunder ebenfalls ein Hinweis auf einen grossartigen Weinjahrgang ist.
Den regionalen Winzern winkt nun die Chance, mit ihren Spitzenerzeugnissen am Wettbewerb um die Staatsweinkürung 2021 teilzunehmen. Dazu hat eine neutrale hochkarätige Jury aus 70 eingereichten Weinen bereits eine Vorauswahl getroffen und je drei Kandidaten pro Rebsorte zum Finale vom 15. Juni im Schloss Ebenrain auserkoren. Ein weiterer grosser Auftritt also für die Baselbieter Weine.