Bunte Federviecher faszinieren

Liestal Ausstellung «Auf der Suche nach dem Paradiesvogel» im Museum.BL

Pit Schmid und Lukas Künzli in ihrer Paradiesvogel-Ausstellung (v. l.). FOTO: M. SCHAFFNER
Pit Schmid und Lukas Künzli in ihrer Paradiesvogel-Ausstellung (v. l.). FOTO: M. SCHAFFNER

«Die Sehnsucht nach exotischen Vögeln war riesig, man wollte sie entdecken und
ihnen Namen geben. So war es auf der ganze Welt und auch bei uns.» Pit Schmid, Projektleiter der Ausstellung «Auf der Suche nach dem Paradiesvogel», kann sich gut in die Mentalität des 19. Jahrhunderts hineinversetzen. Viele der rund tausend Vogelpräparate im Museum.BL in Liestal stammen aus der Zeit, als Benedikt Banga (1802–1865) sein «Naturaliencabinett», die Vorgängerinstitution des heutigen Museums, zusammenstellte.
Die aktuelle Ausstellung ist so konzipiert, dass die Begeisterung für die bunte Vogelwelt, von der Pit Schmid spricht, fast automatisch aufkommt. In mit Plexiglas verkleideten Holzregalen warten rote, grüne, blaue, schillernde, matte, filigrane, plumpe, kurz- und langschnäblige Federtiere darauf, von den Besucher/-innen entdeckt zu werden. Ihre Namen sind nicht direkt angeschrieben, sondern müssen anhand von historischen Postkarten zugeordnet werden. Zum spielerischen Charakter passt auch das «Beobachtungsheft», das am Eingang bezogen werden kann und das dazu anregt, Körperformen, Federn oder Vogelfüsse abzuzeichnen. «Zeichnen hilft, Körperteile zu verstehen», erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Lukas Künzli. Auf der letzten Seite des Hefts kann aus den unterschiedlichen Flügeln, Köpfen und Schnäbeln ein selbst erfundener «Paradiesvogel» zusammengebaut werden. «Es geht uns
darum, eine spielerische Manier ins Naturwissenschaftliche hineinzubringen», so Künzli. Auf den Fenstersimsen befinden sich zudem Feldstecher, mit denen das Publikum «Birdwatching» betreiben und einheimische Vögel auf den Altstadtdächern rund ums Museum erspähen kann.
Ein echter Paradiesvogel – die Vogelfamilie Paradisaeidae existiert wirklich – ist in der Ausstellung natürlich auch anzutreffen. Auf Neuguinea seien diese Vögel als Eintauschobjekt verwendet worden, erzählt Pit Schmid. Damit die wertvollen Federn keinen Schaden genommen hätten, seien die Füsse abgeschnitten worden; das wiederum habe zu zahlreichen Legenden geführt, weil die Leute in Europa damals gedacht hätten, dass diese Vögel keine Füsse hätten und die ganze Zeit in der Luft fliegen würden.
Die problematischen Seiten der Faszination für exotische Vögel werden in der Ausstellung auch angesprochen, aber eher am Rande. Zu erfahren ist, dass das wertvollste Gut auf der «Titanic» Kisten mit Vogelfedern waren, die für die Modeindustrie bestimmt waren. Eine andere Schautafel ist dem illegalen Vogelhandel gewidmet.
Über historische Forschende oder die Kunst des Präparierens ist viel Interessantes zu erfahren, und wer eines der Videointerviews mit Fachpersonen – von der Vogelschützerin bis zur Präparatorin – in Ruhe anschauen will, kann sich in einem gemütlichen «Vogelnestli»
niederlassen.

Geordnet ist die Ausstellung nach Lebensräumen, beispielsweise Meeresküste oder Grasland, wobei jede Abteilung ihren «Leitvogel» hat. Für jeden von diesen hat das Museums-Team einen Song eingespielt, musikalisch begleitet durch den Gitarristen Mauro Bodio, und die Paradiesvogel-Legende hat sogar ein Video mit Animationen von Lukas Künzli bekommen. An solchen Details zeigt sich, wie viel persönliche Begeisterung die Ausstellungsmacher/-innen mitbringen.
Die Ausstellung dauert noch bis Ende Sommer nächsten Jahres. Begleitend werden öffentliche Führungen angeboten (2. April, 17. September) sowie eine Theaterführung an der Lichtblicke Kulturnacht im November. Die Führungen sind für Schulklassen und Gruppen buchbar, die Theaterführungen für Kindergärten und 1./2. Primarklassen.
www.museum.bl.ch

 

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