Danke ESAF 2022

Pratteln Die knapp 400000 Schwingfest-Besucherinnen und -Besucher durften ein Fest der Superlative erleben 

Adrian Odermatt führte nach dem ersten Tag. Fotos: M. Herrmann

Adrian Odermatt führte nach dem ersten Tag. Fotos: M. Herrmann

Lars Voggensperger holt einen eidgenössischen Kranz für den Gastgeberverband.

Lars Voggensperger holt einen eidgenössischen Kranz für den Gastgeberverband.

Das Finale war ein Thriller zwischen Joel Wicki und Matthias Aeschbacher.

Das Finale war ein Thriller zwischen Joel Wicki und Matthias Aeschbacher.

Steinstösser Remo Schuler gewann zum dritten Mal.

Steinstösser Remo Schuler gewann zum dritten Mal.

Joel Wicki besiegt Adrian Odermatt.

Joel Wicki besiegt Adrian Odermatt.

Zehntausende Leute säumen das Festgelände.

Zehntausende Leute säumen das Festgelände.

Mit dem ESAF-Open-Air am Donnerstag begannen die Feierlichkeiten rund um Pratteln und dem grossen Festgelände. Lo & Leduc mit ihrem 079-Ohrwurm, Les Touristes aus Basel und viele weitere Acts heizten dem Publikum ordentlich ein. Der Fahnenempfang und der Festumzug durch Pratteln, dem über 25 000 Zuschauerinnen und Zuschauer beiwohnten, lancierten dann das ESAF endgültig und sorgten für einen ersten Höhe­punkt.

Mit dem Hornussen am Freitag begannen dann auch die sportlichen Aktivitäten rund ums ESAF, die jedoch ausserhalb in Giebenach stattfanden. Das Organisationskomitee mit seinen über 6000 Helferinnen und Helfer, viele aus Vereinen aus dem ganzen Kanton, war somit auf Kurs und die bestens aufgebaute Infrastruktur inklusive den vielen Bussen und Extrazügen half, dass alles reibungslos funktionierte.

Hühnerhaut am Samstagmorgen

Wer das erste Mal an einem Schwing- und Älplerfest ist, wird den Einmarsch der Schwinger nie wieder vergessen. Bevor der Einmarsch stattfindet, herrscht überall emsiges Treiben für die Anreise und das Suchen des nummerierten Sitzplatzes, aber in einer bedächtigen Stille und Ruhe. Nun gilt es, sich bequem einzurichten, seine Sitznachbarn zu begrüssen, einen kleinen Schwatz über Gott und die Welt zu halten und sich bereitzuhalten für den Einmarsch.

Pünktlich um 7.30 Uhr marschieren die einzelnen Kantonalverbände in die Arena ein und stellen sich in der Mitte auf. Mit dem Ertönen der National­hymne ist die Hühnerhaut-Stimmung auf ihrem ersten Höhepunkt. Der erste Gang, das sogenannte Anschwingen, startet und die Männer gehen an ihre Arbeit. Auf den insgesamt sieben Sägemehlkreisen mit einem Durchmesser von 14 Metern wird nun im Eilzugs­tempo geschwungen. Die «Täfeli»-­Frauen und Männer zeigen mit der Startnummer und einem Plus, Minus oder Kreis das Resultat nach getaner Arbeit an. Das Publikum verfolgt aktiv das Geschehen mit Feldstechern zu Jodelklängen, schneidet Käse und Fleisch mit dem eigenen Sackmesser auf einem kleinen Brettli und gibt es artig in die Runde, wo jeder ein Mümpfeli isst. Das ist Schwingfest, wie es seit Jahren Tradition ist und so viele Zuschauer alle drei Jahre immer wieder in die Arena lockt.

Schwingen auf höchstem Niveau

Nach dem ersten Tag zeigte sich ein sehr erfreuliches Bild für den gastgebenden Schwingverband Nordwestschweiz. Mit Adrian Odermatt aus Liesberg steht ­einer aus der Region an der Spitze, der mit vier glatten Siegen zu überzeugen wusste. Die Favoriten um Samuel Giger, Kilian Wenger, Joel Wicki und Christian Stucki hatten entweder gestellte Gänge (Unentschieden) oder wurden gar wie im Fall von Samuel Giger aufs Schulterblatt gelegt. Eine Entscheidung war noch längst nicht gefallen und es war für den Sonntag alles offen. Das Niveau am diesjährigen Schwingfest war, aus sportlicher Sicht gesehen, überragend und wird als eines der besten Schwingfeste in die Geschichte eingehen.

Kurzer Regeneinbruch

Gerade als die letzten Schwinger beim vierten und letzten Gang vom Samstag waren, brach ein Regen über die Arena ein und brachte eine doch eher ungewollte Abkühlung. Wer konnte, brachte sich in Deckung, für den Rest blieb nichts anderes übrig, als die Regentropfen einfach über sich ergehen zu lassen. Dem Fest gab dies ­jedenfalls nur kurz einen Dämpfer, kurz später gingen die Festaktivitäten in den Zelten unvermindert weiter und bei ­einem Bier oder anderen Getränken war der kurze Zwischenfall schnell ­vergessen.

Tag der Entscheidung

Mit dem Sonntag brach nun der Tag der Entscheidung um den Schwingerkönig 2022 an. Pünktlich um 7.45 Uhr gingen die Mannen wieder an die Arbeit und wollten den Fans aus ihrer Region den Sieg bringen. Nick Alpiger, ebenfalls aus dem Nordwestschweizer Kantonal­verband, setzte mit einem Sieg gegen Steffen Konrad und einem heroischen Sieg über Christian Stucki ein Ausrufezeichen und konnte sich auf dem zweiten Platz hinter Joel Wicki an der Spitze etablieren. Für Adrian Odermatt lief es am zweiten Tag leider nicht mehr wie gewünscht. Im fünften Gang traf er auf Joel Wicki, gegen den er keine Chance hatte. Mit einem gestellten Gang im sechsten und einer weiteren Niederlage gegen Matthias Aeschbacher war es somit aus dem Rennen. Mit einem gestellten Gang gegen Curdin Orlik brach sich Nick Alpiger um die Chance, den Schlussgang zu bestreiten und für Joel Wicki reichte ein gestellter Gang, um gegen Matthias Aeschbacher den Final zu bestreiten.

Da der nun am Sonntag gross kämpfende Samuel Giger und die beiden weiteren Schwinger Bernhard Kämpf und Domenic Schneider noch lauerten, war klar, dass es im Schlussgang einen Sieger braucht, sonst gäbe es drei Erst­gekrönte, was in Schwingerkreisen ­niemand wollte.

Im Steinstossen am Nachmittag, bei dem der Unspunnenstein mit einem Gewicht von 83,5 Kilogramm gestossen wird, konnte Remo Schuler einen Hattrick feiern. Nach Estavayer und Zug feierte er auch in diesem Jahr in Pratteln und warf den Stein am weitesten.

Die Feierlichkeiten gingen auch am Sonntag weiter und nicht nur Bundespräsident Ignazio Cassis machte seine Aufwartung und lobte die Tugenden der Schweiz in seiner Rede, sondern auch der Musikverein Bubendorf, Turnerinnen und Turner, Alphornbläserinnen und -bläser, Trychler, Delegationen der Schwingverbände und Sängerin Francine Jordi wohnten dem Festakt in der Arena bei. Es war ein gigantisches Schauspiel und Regierungsrat Thomas Weber, OK-Präsident, durfte in seiner Rede von einem grossartigen Fest sprechen und die Fahne des Schwingfestes offiziell in Empfang nehmen und sie nun bis zum nächsten Schwingfest behalten.

Epischer Schlussgang

Am späteren Sonntagabend marschierten nun die beiden Schwinger Joel Wicki und Matthias Aeschbacher in die Mitte der Arena und boten einen epischen und überragenden Kampf. Matthias Aeschbacher hatte mehrere gute Chancen, sich zum König zu küren, doch Joel Wicki drehte sich abermals gekonnt ab und wendete die schon drohende Niederlage ab. In diesem intensiven Kampf konnte dann eine Kurz-Lätz-Kombination den Sieg für Joel Wicki bringen und dieser krönte sich nach der Niederlage im Schlussgang von Zug nun zum verdienten Schwingerkönig 2022 und gewann damit auch den Siegermuni Magnus.

Mit seinem Sieg ist er erst der zweite König aus der Innerschweiz nach Harry Knüsel. OK-Präsident Thomas Weber resümierte kurz nach dem Schlussgang: «Ich bin überwältigt von den positiven Emotionen, die das ESAF Pratteln im Baselbiet bei allen ausgelöst hat. Begeisterte Rückmeldungen von Sportlern, Funktionären und von unzähligen Besucherinnen und Besuchern sind der Lohn für unsere Arbeit. Schön, dass es euch so gut gefallen hat.»

Das Fest in Pratteln wird als eines der besten Schwingfeste in die Geschichte eingehen, nicht nur von der Organisation und der Stimmung, auch sportlich bot es über die drei Tage ein Fest der Superlative. Danke ESAF.

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