Das Tandem-Prinzip: Zu zweit geht’s einfacher
zRächtCho NWCH Verein sucht Freiwillige, die sich einmal in der Woche mit Migrant/-innen treffen

Menschen mit Fluchthintergrund, die in der Schweiz leben, haben es oft schwer, in unserer Gesellschaft und Kultur «anzukommen». Sie erhalten zwar Sprachunterricht, aber das allein genügt nicht. Damit Integration gelingt, müssen sie die Möglichkeit haben, auch im Alltag Deutsch zu sprechen und mit der ansässigen Bevölkerung in Kontakt zu treten. Ein erfolgversprechender Weg, um dies zu erreichen, sind sogenannte «Tandems». Dabei treffen sich eine einheimische Person und ein/e Migrant/-in, in der Regel einmal pro Woche für etwa eine Stunde, um sich auszutauschen.
Der persönliche Kontakt erleichtert die Integration in die Gesellschaft und fördert den gegenseitigen Respekt und das Verständnis für die jeweils andere Kultur. In erster Linie geht es darum, miteinander zu reden und das im Deutschkurs Gelernte anzuwenden. Je nach Bedürfnis werden Alltagsfragen besprochen, und aus manchen Tandems entwickelt sich im Lauf der Zeit eine Freundschaft.
Der Verein «zRächtCho – soziale & wirtschaftliche Integration für Geflüchtete Nordwestschweiz» mit Sitz in Pratteln organisiert seit einigen Jahren solche Tandems. Offiziell wurde «zRächtCho NWCH» 2018 gegründet, im Raum Frenkendorf, Gelterkinden, Sissach wird das Tandem-Prinzip aber schon seit 2015 praktiziert. Laut Geschäftsführerin Mirjam Würth gibt es Geflüchtete, die sich von sich aus melden, andere werden von Sozialdiensten zugewiesen. «Sie kommen hierhin, wir lernen sie kennen und stellen fest, was sie brauchen, was ihre Interessen sind», erklärt Mirjam Würth. Alles wird in einem Fragebogen festgehalten, dann wird eine geeignete Person aus dem Pool von «zRächtCho NWCH» gesucht. Die beiden Seiten werden an den Vereinssitz in Pratteln eingeladen, wo sie sich persönlich kennen lernen und erklärt bekommen, wie das Tandem-Prinzip funktioniert. Danach treffen sie sich während drei, vier Wochen, bis die Tandemkoordination wieder Rücksprache mit beiden nimmt und nachfragt, ob sie Unterstützung brauchen. «In der Regel passt es», sagt Mirjam Würth.
Auch danach werden die Tandems alle fünf bis sechs Wochen kontaktiert, und viermal im Jahr wird ein Anlass durchgeführt, an dem Weiterbildung geboten wird und sich die Tandems untereinander austauschen können. Der nächste Tandemtreff findet am 15. September statt und ist dem Thema Migration gewidmet. Besprochen werden aber auch Dinge wie die AHV-Anmeldung, die Steuererklärung, wie der Umgang mit Geld geplant werden kann oder dass der Zahnarzt in der Krankenkasse nicht inbegriffen ist.
Verein begleitet Tandems
Die Begleitung durch den Verein soll auch sicherstellen, dass die einheimische Tandem-Person nicht plötzlich überfordert ist. Ein mögliches Thema sei die psychische Gesundheit, erläutert Mirjam Würth. Hier gelte es abzuklären, ab wann professionelle Hilfe nötig sei, beispielsweise bei Traumata oder Depressionen. Meistens geht es aber schlicht darum, zu «verstehen, wie das Leben hier ist», weiss Mirjam Würth. «Die geflüchteten Personen bekommen immer wieder Briefe, die sie nicht einordnen können, wie die Steuererklärung, und denken: ‹Ich habe eh kein Geld, das interessiert mich nicht.›» Die einheimische Person könne hier helfen, indem sie mitschaue, mitlese, erkenne und dafür sorge, dass Wichtiges nicht im Altpapier landet. Es werde jedoch nicht erwartet, dass sie als Berufscoach oder Sozialarbeiter/-in funktioniere. Die Geflüchteten wünschten sich vielfach einfach eine Kontaktperson, die an einem Austausch interessiert sei. Davon würden schliesslich beide profitieren, denn beide brächte ihre Geschichte und ihre Kultur mit.
Freiwillige gesucht
Als Dachverband arbeitet der Verein «zRächtCho NWCH» auch mit lokalen Organisationen wie Freiwillige für Flüchtlinge Gelterkinden und Umgebung (FFGU) zusammen. Ab und zu meldet sich Mirjam Würth telefonisch bei ihnen: «Wir haben hier eine Familienfrau, die jemanden sucht, habt ihr jemanden?» Aktuell sucht «zRächtCho NWCH» in der ganzen Nordwestschweiz nach neuen Freiwilligen, besonders auch im Oberbaselbiet.
Beispielsweise im Waldenburgertal warten mehrere Personen darauf, ihre zukünftige Tandem-Partnerin oder ihren zukünftigen Tandem-Partner kennen zu lernen.
Weitere Informationen sind auf zraechtcho.ch, telefonisch unter 061 823 73 24 oder per E-Mail an kontakt@zraechtcho.ch erhältlich.