Der berühmteste wilde «Chiirsibaum»

Verein Ehemalige Ebenrain Johannes Hostettler trat nach 19 Jahren Vorstandsarbeit zurück

Biologin und Phänologin Susanne Kaufmann. Foto: B. Bentolila

Rund 45 Personen versammelten sich in der Aula der Landwirtschaftlichen Schule am Ebenrain in Sissach zur 23. Generalversammlung des Vereins Ehemalige Ebenrain. Traditionell findet sie Mitte Januar statt und es nehmen jeweils über 100 Personen teil. Präsident Michael Sutter nimmt an, die diesjährige Verschiebung hatte Einfluss auf die Teilnehmerzahl. Auffallend war, dass mehrere ehemalige Lehrpersonen an den Tischen sassen. Das freute ehemalige Schülerinnen und Schüler.

Angesichts des Klimas wird Ausbildung wichtiger

Michael Sutter wies in seiner Begrüssung auf das Hauptthema des Tages hin, nämlich auf die Veränderung des Klimas bis Mitte dieses Jahrhunderts. «Die Temperatur wird steigen, Niederschläge im Sommer nehmen ab, im Winter zu, der Frosttage werden weniger und die Vegetationsdauer wird zunehmen», hielt er fest. Die Auseinandersetzung mit dem Klima werde für Bauernfamilien zur grossen Herausforderung. Sie müssten danach trachten, im veränderten Umfeld erfolgreich zu arbeiten. Deshalb werde Bildung immer wichtiger. «Und deshalb braucht es unseren Verein!», rief er den Anwesenden zu.

Kassierin Rahel Ritzmann präsentierte die fast ausgeglichene Vereinsrechnung sowie zum ersten Mal den Abschluss des Betriebshelferdienstes (BHD), der anfangs 2023 von ihr und Tabea Berger übernommen wurde. Die Tageseinsätze konnten gesteigert werden. Allerdings sind sie noch weit entfernt von den guten Zeiten wie in den Jahren vor 2020. Ralf Keller, Lehrperson Betriebswirtschaft sowie Weiterbildung und Beratung an der Berufsschule, referierte über das turbulente letztjährige Schuljahr mit Abgängen von Lehrpersonen und vom Dienststellenleiter Lukas Kilcher. Die Klassen seien alle voll besetzt und die Schülervorträge fänden Anklang wie nie. Für dieses Schuljahr sind sie abgehakt. Nach 19 Jahren aktiver Vorstandsarbeit wurde Johannes Hostettler als Vizepräsident und Reiseleiter verabschiedet.

Es sollte mehr aus dem Fenster geschaut werden …

Jetzt kam die Stunde der Biologin und Phänologin Susanne Kaufmann. Phänologie bedeutet «Die Lehre der Erscheinungen», und definiert «Einfluss der Witterung und des Klimas auf die jahreszeitliche Entwicklung der Pflanzen und Tiere». Bauernregeln würden sich mit phänologischen Beobachtungen befassen, seien aber wenig zuverlässig wegen der starren Termine (wie Eisheilige). Da seien Betrachtungen von Pflanzenarten und deren Beschreibung der Vegetationsentwicklung zutreffender.

Das phänologische Beobachtungsnetz von Meteo Schweiz umfasst 160 Stationen, wo 26 Pflanzenarten beobachtet werden. Susanne Kaufmann betreut die Station Liestal und beobachtet seit 2019 das Aufblühen des am Waldrand stehenden wilden Weideli-Kirschbaums auf der Burgholden.

«Der Baum ist nicht wegen seiner Schönheit berühmt; es gibt im Baselbiet attraktivere», erzählte sie. «Der Baum ist prominent, weil seit 1894 sein Aufblühen aufgezeichnet wird.» Angefangen hatte Familie Heinis. Während des zweiten Weltkriegs gingen die Daten an die Kantonale Obstbauberatungsstelle. 1968 starb der Baum. Die Aufzeichnungen wurden fortgeführt anhand eines benachbarten Baums.

Von 1969 bis 2001 führte Ernst Schläpfer, ehemaliger Leiter Obst- und Weinbau Ebenrain, die Chronik. Er und die Rednerin glauben aufgrund ihrer Erfahrungen, es wäre oft praxisorientierter, wenn auch heutzutage mehr aus dem Fenster geschaut würde, um die Reaktion der Vegetation auf das Klima festzustellen. Der Vorgänger von Ernst Schläpfer sagte schon 1969: «Hätten die Verantwortlichen in Bern und Brüssel neben ihrer grossen Arbeit hin und wieder einen Blick aus dem Fenster geworfen, so wäre die sich entwickelnde Lage früher erkannt worden. Die Ergebnisse der Phänologie müssen auch von den Wissenschaftern ernst genommen werden.»

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