Der grosse Track der Amphibien startet bald

Oberbaselbiet Frösche, Kröten und Molche machen sich auf ihren gefährlichen Weg zu den Laichgewässern 

Bethli Stöckli leitet seit 30 Jahren die Amphibiengruppe der Pro Natura Baselland..

Bethli Stöckli leitet seit 30 Jahren die Amphibiengruppe der Pro Natura Baselland..

Eine Unterführung auf der Strasse zwischen Rothenfluh und Anwil sorgt für eine sichere Überquerung.Fotos: S. van riemsdijk

Eine Unterführung auf der Strasse zwischen Rothenfluh und Anwil sorgt für eine sichere Überquerung.Fotos: S. van riemsdijk

Das Wolfsloch ist ein beliebtes Laichgebiet.

Das Wolfsloch ist ein beliebtes Laichgebiet.

Sobald sich die Nachttemperaturen gegen Frühling etwas über dem Gefrierpunkt einpendeln, macht sich eine Herde von Amphibien, wie Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche, auf ihren Weg von ihrem Winterquartier zu den Laichplätzen. Insbesondere die Erdkröten sind angetan von den letzten warmen, frühlingshaften Tagen und einzelne haben sich als Erste bereits auf ihre jährlich wiederkehrende Wanderung begeben. Bis die Amphibien in Zügen bei ihren Laichgewässern eintreffen, müssen mehrere hundert Meter bis zu einigen Kilometern zurückgelegt werden. Und überall lauern Gefahren. Sie sind oft gezwungen, Strassen und Wege zu überqueren, und werden dabei nicht selten überfahren. Da sie in grossen Gruppen unterwegs sind, kann ein einzelnes Fahrzeug ein Massaker verursachen.

Um solch ein Massensterben zu verhindern, werden dort, wo möglich, an den Strassenabschnitten Amphibienschutzanlagen in Form von kleinen Krötenzäunen oder Gittern angebracht wie zwischen Bubendorf und Arboldswil; während bei den Anwiler Weihern eine Unterführung für die sichere Querung der Strasse sorgt. Gelegentlich werden sogar Strassen vorübergehend gesperrt, wie der Radweg zwischen Münchenstein und Muttenz. Einige Gemeinden wie auch der Kanton versuchen mittels Warntafeln, die Autofahrer auf die nächtlichen Amphibienzüge aufmerksam zu machen.

Pionierin der ersten Stunde

«Die Amphibien haben nebst dem Verkehr auch natürliche Feinde, wie Krähe, Katzen oder Reiher», wie Bethli Stöckli erläutert. Und schiebt sofort nach, «nicht zu vergessen sind die vielen Abwasserdolen. Wenn die Amphibien den Trottoirrändern entlanglaufen, die für sie ein unüberwindbares Hindernis bedeuten, weil sie zu hoch sind, fallen sie in die Dolen.» Als Pionierin der ersten Stunde und profunde Kennerin der wandernden Amphibien leitet Bethli Stöckli seit der Gründung vor 30 Jahren die Amphibiengruppe von Pro Natura Baselland. Die Gruppe, die sich aus 24 Personen und vielen Helferinnen und Helfern aus den verschiedenen Gemeinden zusammensetzt, kennt die vielen Gefahrenherde für die Amphibienzüge und sucht in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Kanton und Gemeinde nach innovativen Lösungen. So begegnet sie der tückischen Gefahr der Dolen mit Aussteckhilfen, wie speziellen Netzen, die die Tiere vor dem Fall in die Dole schützen sollen. Und eingegrabene Kessel entlang der Schutzzäune sorgen dafür, dass die am Zaun laufenden Tiere dort hineinfallen. Zwei Mal am Tag werden sie dann von Freiwilligen sicher auf die andere Strassenseite überführt, wo sie ihren Track fortsetzen können. Nicht weniger als 150 Strassen und Wege sind im Amphibien-Zugstellen-Inventar Baselland aufgeführt, wobei je nach Strassenabschnitt die jeweiligen Gemeinden, Privatpersonen oder der Kanton verantwortlich ist.

Die Feuchtigkeit fehlt

Noch sind die meisten Tiere nicht aus ihrer Kältestarre erwacht. Der grosse Track hat noch nicht angefangen, wie Bethli Stöckli erklärt: «Es ist zwar schon recht warm, aber die Feuchtigkeit fehlt und dabei darf der Boden nicht kalt sein und kein Bodenwind vorherrschen.»

Das Naturschutzgebiet Wolfsloch, das geschützt in einer Mulde zwischen Sissach und Böckten liegt, wird in der Regel fast traditionell von den kleinen Wildtieren als erstes Laichgebiet im Baselbiet mit ihrem Besuch geehrt. Über das Warum kann nur spekuliert werden. Dazu Daniel Schmutz, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Heimatschutz Sissach, der das Naturschutzgebiet pflegt: «Wir vermuten, dass die konstante Wassertemperatur zwischen acht und zehn Grad der Grund ist.» Und ergänzt, dass «die geringe Distanz zu den Laichgebieten – die Tiere haben ihren Lebensraum nur einige hundert Meter von den Weihern entfernt – sicher eine Rolle spielt». Da der Track von Norden her startet, müssen die Tieren keine belebten Strassen überqueren. Bei einem plötzlichen Kälteeinbruch, der Anfang Frühling nicht selten ist, kehren die Amphibien vor Ort wieder in ihre Kältestarre zurück und warten, bis die Wetterlage eine Fortsetzung ihres Tracks wieder erlaubt. Die Gefahren auf ihrem Weg in das Laichgebiet sind aber geblieben.

Am Zaun auf der Strasse zwischen Bubendorf und Arboldswil fallen die Amphibien in den Kübel.

Zwischen Lausen und Ramlinsburg warnt ein Schild die Autofahrer.

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