Ein Heiligtum voller Schätze

Kelten- und Römerzeit Archäologie gibt Details über den «Büechlihau» preis 

Der «Büechlihau»: Der nördliche Abhang des Hügelzuges erhebt sich wie eine Pyramide über dem Tal der Rheinebene. Fotos: Archäologie Baselland, Tom Schneider

Der «Büechlihau»: Der nördliche Abhang des Hügelzuges erhebt sich wie eine Pyramide über dem Tal der Rheinebene. Fotos: Archäologie Baselland, Tom Schneider

Der spätkeltische Münzhort vom «Büechlihau» umfasst 355 Silbermünzen.

Der spätkeltische Münzhort vom «Büechlihau» umfasst 355 Silbermünzen.

Der 2011 entdeckte «Keltenschatz von Füllinsdorf» war eine archäologische Sensation: Es handelte sich um den grössten keltischen Hort mit Edelmetallmünzen in der Schweiz. 2012 wurde er im Museum.BL in Liestal ausgestellt. Der genaue Fundort wurde aber eine Zeit lang geheim gehalten – aus Angst vor Hobby-Schatzjägern. Denn der isolierte Fund warf Fragen auf: Warum lag er mitten im Gelände? Was war dort – etwa eine keltische Siedlung?

Ein Jahr später lüftete die Archäologie Baselland zwar das Geheimnis um den Fundort. Ein sogenannter «Späher», ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, hatte die Münzansammlung auf dem «Büechlihau», einem bewaldeten Hügel bei Füllinsdorf, entdeckt. Und in der Umgebung lagen weitere Fundstücke im Boden – offenbar war der «Späher» auf einen keltischen Kultort gestossen.

Es sollte aber weitere elf Jahre dauern, bis die ganze Geschichte erzählt werden konnte. Der aktuelle Band 56 der «Schriften der Archäologie Baselland» erklärt nun, was es mit dem «Büechlihau» genau auf sich hat. Das Autorenkollektiv Rahel C. Ackermann, Andreas Fischer, Reto Marti, Michael Nick und Markus Peter beschreibt den Hügel detailreich als eine heilige Stätte der Kelten und Römer, eine Art Naturheiligtum.

Das Besondere daran ist, dass dieser «heilige Hain» während eines Zeitraums von rund 500 Jahren, von der späten Latènezeit bis ans Ende der Römerzeit, benutzt wurde. Immer wieder deponierten die damaligen Menschen dort Münzen und andere kleine Gegenstände, «wohl als Gaben an eine übergeordnete Macht», wie die Autor/-innen schreiben. Darunter waren Ringe, Fibeln, eine Lanzenspitze, römische Münzen, aber auch Schlüssel, Schuhnägel oder der Sockel einer Statuette. Unter den 517 archäologisch relevanten Funden hat es auch solche, die nicht in die 500-jährige Zeitspanne gehören, etwa eine Pfeilspitze aus der Bronzezeit, ein Messer aus dem Hochmittelalter oder land- und forstwirtschaftliche Geräte aus der Neuzeit.

Eine neue Kategorie von Fundstätten

Für die Archäologie Baselland stellt der «Büechlihau» eine ausserordentliche Gelegenheit dar: «Es ist eine neue Kategorie von Fundstätten, die man gar nicht so kennt», sagt Kantonsarchäologe Reto Marti. Im Kanton Baselland, wie auch in anderen Kantonen, befänden sich archäologische Fundorte meistens in den Bauzonen, «dort, wo gebaggert wird».

Dass im Baselbiet eine derart ergiebige Fundstelle ausserhalb des Siedlungsraums zum Vorschein gekommen ist, liegt laut Reto Marti daran, dass die Archäologie Baselland eine sehr enge Zusammenarbeit mit den erwähnten freiwilligen «Spähern» pflegt. «Sie finden Fundstellen, an die wir nie heran kämen», erklärt der Kantonsarchäologe. Es sei aber nur eine Sache der Zeit, bis auch in anderen Kantonen ähnliche Funde gemacht würden. Eine ähnliche Stelle wie in Füllinsdorf, wenn auch nicht in derselben Qualität, gebe es beispielsweise im Kanton Jura.

Viele neue Erkenntnisse

Die Forschenden präsentieren in ihrem Buch zahlreiche neue Erkenntnisse. So lässt sich die Geschichte der diversen Münzen ziemlich genau rekonstruieren. Ein Unterkapitel im Buch ist auch dem Verhältnis zur nahe gelegenen römischen Stadt Augusta Raurica gewidmet, ausserdem werden Parallelen zu anderen siedlungsfernen Fundorten im Kanton Baselland gezogen. Und nicht zuletzt gibt das Buch einen Einblick in die minutiöse archäologische Arbeit, die nötig ist, damit am Schluss eine Interpretation möglich ist.

Rahel C. Ackermann, Andreas Fischer, Reto Marti, Michael Nick, Markus Peter: Der Büechlihau bei Füllinsdorf. Ein heiliger Ort der Kelten und Römer, Schriften der Archäologie Baselland Bd. 56, Schwabe Verlag Basel

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