Freiräume sind Lebensqualität

Heimatschutz Aussenräume waren das Thema am Forum für Baukultur

Ueli Mäder, Céline Baumann und Regierungsrat Isaac Reber (v.l.) gaben Inputreferate am Forum für Baukultur.Foto: M. Schaffner
Ueli Mäder, Céline Baumann und Regierungsrat Isaac Reber (v.l.) gaben Inputreferate am Forum für Baukultur.Foto: M. Schaffner

Verdichtetes Bauen ist notwendig, aber gleichzeitig brauchen wir genug und qualitativ hochwertige Freiräume. Die drei Referierenden am Forum für Baukultur, das am Montag in der Kantonsbibliothek in Liestal stattfand, waren sich einig, dass beides nicht gegeneinander ausgespielt werden darf.

Ueli Mäder erinnerte sich an seine Kindheit in Sissach zurück: «Wir hatten Freiräume und das hat uns enorme Lebensqualität gebracht.» Als Soziologe beleuchtete er am Forum die gesellschaftlichen Aspekte der Bau- und Aussenraumkultur. Es gebe Menschen in der Gesellschaft, die jetzt schon sehr verdichtet wohnten: je tiefer das Einkommen, desto geringer die Anzahl Quadratmeter und Zimmer pro Person. Gerade in belasteten Wohnsituationen seien Freiräume wichtig. Ueli Mäder verwehrt sich deshalb dagegen, dass immer mehr Aussenräume privatisiert werden: «Das ist ein Verbrechen an den Kindern, die im ihrem Lebenstraum eingeschränkt sind.» Das Café Spillmann in Basel sei beispielsweise für ganz viele Leute Gold wert gewesen. Jetzt hätten nur noch Mitglieder des Club de Bâle exklusiven Zugang. Mäder nannte aber auch positive Beispiele für Verdichtung, etwa die Roche, die ihr Areal für die Bevölkerung öffne. «Wir müssen Freiräume schützen, sonst geht der gesellschaftliche Zusammenhalt verloren», betonte er.

Ueli Mäder ist aber zuversichtlich, dass in unserer individualisierten und ökonomisierten Gesellschaft ein «widerständiger Kern» existiert: «Es gibt ganz viele Menschen, die ein gutes Leben führen möchten und denen es wichtig ist, sich sozial zu verhalten.» Aus soziologischen Studien wisse man, dass das zumeist «sogenannt einfache Menschen» seien. In Interviews mit CEOs und anderen «mächtigen Personen» habe er aber festgestellt, dass mittlerweile auch bis in die Chefetagen der Finanzbranche ein Umdenken stattfinde: «Wir brauchen mehr Regulativ». Auch wenn sich die meisten noch nicht getrauen würden, das öffentlich zu sagen. Mit Regulativ meint Ueli Mäder nicht, dass der Staat von oben nach unten regiert, sondern: «Ein demokratisches Korrektiv, um auszuhandeln, wie wir leben wollen.» Wir müssten wieder mehr soziale Verbindlichkeiten eingehen. «Ich habe das Gefühl, daran lässt sich anknüpfen», meinte Ueli Mäder hoffnungsvoll und schlug damit wieder den Bogen zum Forumsthema, den Aussenräumen.

Landschaftsarchitekten einbeziehen

Ruedi Riesen, Präsident des Baselbieter Heimatschutzes, der zum Forum eingeladen hatte, zog den Bogen gleich weiter zum Heimatschutz. Auch hier gehe es nicht um ein Aufoktroyieren: «Wir wollen nicht einfach mit Einsprachen kommen!» Heimatschutz sei für ihn sowohl ein Fördern als auch ein Fordern.

Landschaftsarchitektin Céline Baumann warf einen Blick auf frühere, zum Teil nicht immer geglückte Versuche, Verdichtung und Grünraum zu kombinieren, etwa die Gartenstadt-Bewegung, das Freidorf, das Liebrüti oder Parks, wie sie Le Corbusier im Sinn hatte. Für die heutige Zeit gab sie einige einfache Empfehlungen ab, beispielsweise Erdgeschossnutzungen und Vorgärten mit dem Aussenraum zu verbinden. Wenn beim Übergang von privat zu öffentlich Hand in Hand gearbeitet werde, könne das einen riesigen Einfluss haben. Oft werde zu spät an die Landschaftsarchitekten gedacht: «Ich hoffe, dass sie mehr in den Prozess einbezogen werden», meinte Céline Baumann.

Baudirektor Isaac Reber präsentierte in seinem Referat eine ganze Reihe von erfolgreichen Verdichtungen, beispielsweise den Kirchgarten in Laufen, das Areal Steinreben in Reinach, das Guggenheim in Liestal oder die Kernzonenplanung in Ziefen. Chancen sieht Reber auch beim Lüdin-Areal und beim Masterplan Rheinstrasse.

Alarmknopf für Heimatschutz

Im Vorfeld des Forums hielt der Baselbieter Heimatschutz eine Medienkonferenz, an der er unter anderem die neue Website vorstellte – inklusive Alarmknopf, mit dem schützenswerte, von Abbruch bedrohte Objekte gemeldet werden können. www.heimatschutz-bl.ch

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