Gegen den Zerfall und das Vergessen
Militärhistorische Anlage Verein zur Rettung der Fortifikation Hauenstein gegründet

Die wichtigsten Anlagen der Fortifikation Hauenstein aus dem Ersten Weltkrieg sollen unter Schutz gestellt, instandgesetzt und für die breite Bevölkerung wie auch für Schulklassen als Mahnmal sichtbar und erlebbar werden. Auch Baselland Tourismus sieht Potenzial und hat bereits ein Konzept für die sanfte touristische Nutzung vorgelegt. Nun übernimmt ein eigens dafür gegründeter Verein die Federführung und Koordination.
Mit der Fortifikation Hauenstein aus dem Ersten Weltkrieg zerfällt auf den Jurahöhen ein wichtiges Stück europäischer, Schweizer und regionaler Geschichte. Das über 40 Kilometer lange Bollwerk aus dem Ersten Weltkrieg mit seiner grossen zeitgeschichtlichen Bedeutung soll gerettet und unter Schutz gestellt werden. Das fordert das Postulat aus dem Jahr 2018 des Baselbieter Landrats und Präsidenten der Bildungs-, Kultur- und Sportkommission Pascal Ryf. Mit diesem Vorstoss wurde auf kantonaler Ebene der politische Prozess zur Rettung der historisch interessanten Verteidigungsanlagen in Gang gesetzt.
Historiker, Tourismusspezialisten, Medienschaffende und Politikerinnen und Politiker haben nun am 11. Februar 2021 den «Verein Fortifikation Hauenstein» gegründet. Dieser soll ab jetzt die Federführung und Koordination des komplexen Projektes übernehmen, in Kooperation mit den Gemeinden, den Kantonen Baselland und Solothurn, mit dem Bund sowie mit Baselland Tourismus, Universitäten, Fachhochschulen, lokalen Vereinen und Gesellschaften, Unternehmen und Privaten.
Konzentrieren will sich der Verein auf die besonders erhaltens- und schützenswerten Teile der Fortifikation Hauenstein, insbesondere auf die noch sichtbaren Schützengräben und Anlagen rund um den Wisenberg sowie im Bereich Belchenflue, Chilchzimmersattel, Spitzenflüeli bis Lauchflue (Panzertürmli). Diese sollen zum Mahnmal werden. Sie sollen das historische Bewusstsein schärfen und uns vor Augen führen, dass Sicherheit und Selbstbestimmung nichts Selbstverständliches sind.
In einem ersten Schritt will der Verein in Abstimmung mit den Eigentümern dafür sorgen, dass Wege und Anlagen gesichert werden, damit ausgewählte Anlageteile für alle gefahrlos besichtigt werden können. Parallel wird bereits jetzt am Aufbau einer Rundwanderung gearbeitet. Schautafeln mit interessanten und anschaulich dargestellten Informationen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs und der Bedeutung der Fortifikation sollen eine konkrete thematische Auseinandersetzung ermöglichen.
Baselland Tourismus plant im Rahmen des bereits vorliegenden, umfassenden Tourismuskonzeptes «Fortifikation Hauenstein» schon während der Instandstellungsarbeiten Führungen für interessierte Gruppen, geleitet von spezialisierten Historikerinnen und Historikern. Eine Leserwanderung des Tourismusmagazins ist bereits für den Sommer 2021 terminiert. Mittelfristiges Ziel ist, einem interessierten Publikum, einschliesslich Familien, die sanfte touristische Nutzung der Fortifikation Hauenstein zu ermöglichen. Dies ist insbesondere auch für die Gastronomie und Hotellerie im Gebiet attraktiv.
Was jedoch für die weitere Planung zur langfristigen Rettung der in rund zwei Millionen Arbeitsstunden errichteten Kette von Verteidigungsanlagen fehlt, ist eine Dokumentation der Gesamtanlage, deren Bauphasen sowie eine kultur- und militärhistorische Bewertung der einzelnen Anlageteile respektive Baugruppen. Diese bildet auch die Voraussetzung für den Eintrag ins Schweizerische Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung. Bis jetzt wird die Fortifikation Hauenstein, die selbstverständlich unbestritten als militärhistorisch bedeutende Anlage gilt, nur im Inventar der Kampf- und Führungsbauten geführt.
Für die Finanzierung einer solchen Dokumentation steht dem Kanton Basel-Landschaft aktuell kein Budget zur Verfügung. Allerdings konnte zwischenzeitlich das Amt für Geoinformation wertvolle Vorarbeit leisten: Im LiDAR-Prinzip (light detection and ranging), einem Radar ähnlichen Verfahren, wurden systematisch Schützengräben, Mannschaftsunterkünfte und weitere Objekte der fast schon versunkenen Fortifikation lokalisiert. Auch wurden bereits 4700 Drohnen-Fotos für ein 3-D-Punktmodell aufgenommen.
Der Verein prüft nun, ob und in welcher Form eine wissenschaftliche Gesamtdokumentation in Zusammenarbeit mit einer Fachhochschule oder Universität erstellt werden kann. Nicht zuletzt bildet eine solche Dokumentation auch die Basis für die Einbettung der Fortifikation Hauenstein in den Geschichtsunterricht und für die Vorbereitung pädagogisch wertvoller Schulexkursionen zu den Zeitzeugnissen vor Ort.
Die Mitgliedschaft im Verein Fortifikation Hauenstein steht auch der Bevölkerung offen.
Verein Fortifikation Hauenstein