«Ihr müsst euren Kunden Stallgeruch vermitteln!»
Lausen Der Referent an der GV Landi-Reba rief auf, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen
Es herrschte eine fast übermütige Stimmung am letzten Donnerstagvormittag beim Eintritt in die MZH Stutz in Lausen. Aktionär/-innen der Landi Reba (Reba bedeutet Region Basel) begrüssten sich überschwänglich. Mitten unter ihnen Beat Gisin, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Er strahlte mit der Sonne vor der Eingangstür um die Wette. Nicht erstaunlich, denn er konnte den Besitzer/-innen des Unternehmens mitteilen: «Wir haben letztes Jahr erstmals, seit es Landi Reba gibt, und das sind 22 Jahre, die Umsatzmarke von 100 Millionen Schweizerfranken geknackt.»
Der dabei erarbeitete Gewinn würde nicht irgendwo verschwinden, sondern einerseits in Fortschritte an allen Standorten (Aesch, Laufen, Bubendorf, Gelterkinden) investiert, und andererseits den Aktionären rückvergütet, fuhr er weiter. «Im Jahr 2021 vergüteten wir 360000 Franken wie folgt: drei Prozent auf Umsatz Hilfsstoffe, ein Prozent auf Anlieferung Steinobst, 30 Rappen auf Annahmekosten Getreide, ein Rappen auf Kundentank Diesel.» Das gute Ergebnis sei, zusätzlich zur treuen bäuerlichen und nichtbäuerlichen Kundschaft, auf die engagierten Mitarbeiter/-innen zurückzuführen. «Unser Personal hält uns durchs Band viele Jahre die Treue und identifiziert sich mit uns», hielt er fest. «Das ist für Landi Reba ein grosser Gewinn.»
Warenverfügbarkeit vorläufig gut
«Wir Bäuerinnen und Bauern sind mittendrin und von den gleichen Herausforderungen betroffen, welche auch die nichtbäuerliche Gesellschaft beschäftigt», sagte Christian Banga, Bauer und Präsident Landi Reba. Um Klimawandel, steigende Preise, Dichtestress und Verfügbarkeit der Rohstoffe würde auch die Landwirtschaft nicht herumkommen. Die Versorgung durch die schweizerische Landwirtschaft sei für Fenaco, die Muttergesellschaft, und somit für Landi Reba, enorm wichtig.
Nadja Schütz, Leiterin Agrar, sprach über die Umsatzentwicklung der Landwirtschaftlichen Produktionsmittel sowie die aktuelle Lage in der Ukraine. Zuversichtlich sagte sie, aktuell sei die Warenverfügbarkeit gut. In naher Zukunft müsste allerdings mit steigenden Preisen bei Ölsaaten (Pflanzensamen, die zur Gewinnung von Pflanzenöl genutzt werden können), Brot- und Futtergetreide gerechnet werden.
Emotionen, nicht Uni-Ausbildung, sind wichtig
Nach dem geschäftlichen Teil lockte die Sonne ins Freie, wo die Cateringfirma Rutschmann Bubendorf unter grosser Unterstützung des Landi Reba Personals den Apéro aufgetischt hatte. Der gute Landi-Geist zeigt sich auch an den GVs, wenn Kaderleute sich aktiv unters Servicepersonal mischen.
Zurück im Saal wartete Referent Beat Krippendorf, um über «Die Kraft der Emotionen, die Wichtigkeit der Kundenbeziehung im digitalen Zeitalter» zu reden. «Reden» ist kein Ausdruck für das sprachliche Feuerwerk, das Krippendorf zündete. «Ihr müsst euren Kunden Stallgeruch vermitteln», stieg er ein, «wenn ihr eine gute Beziehung zu ihnen aufbauen wollt.»
Humorvolle Aussagen wechselten mit ernsten Ratschlägen. Er zeigte auf, dass «Ausbildung» nicht mit «Bildung» gleichzusetzen ist, denn die «Bildung» beziehe sich auf die ganze Person, also Persönlichkeit, geistiges Profil, Weltsicht, moralische Sensibilität, ethisches und soziales Gewissen und empathische Intelligenz.
Er empfahl: «Nehmt euch selbst nicht zu ernst und zu wichtig. Nicht wie jene, die glauben, die Sonne gehe ihretwegen auf.» Lebenswichtig sei es, Beziehungen herzustellen, überall und im Geschäft für einen hohen Dienstleistungsgrad zu sorgen. Untersuchungen hätten ergeben, dass 68 Prozent der Kunden den Anbieter wechselten wegen Dienstleistungsmangel.