Im Zeichen des Brauchtums
Reigoldswil Das 33. Nordwestschweizerische Jodlerfest war ein unvergessliches Erlebnis
Lange 15 Jahre musste die Region auf dieses Grossereignis warten – das letzte Mal, als es auf Baselbieter Boden stattfand, war 2010 in Laufen. Am vergangenen Wochenende war es dann wieder soweit. Geschätzte 20000 Besucherinnen und Besucher waren ins Fünflibertal nach Reigoldswil gezogen, um das 33. Nordwestschweizer Jodlerfest, das alle drei Jahre in den Kantonen Baselland, Basel-Stadt, Aargau oder Solothurn stattfindet, zu erleben.
Drei Tage lang gehörte das Dorf mit dem «Jodlerdörfli» als eigentliches Festgelände den Liebhabern vom bodenständigen Schweizer Brauchtum mit sanftem Jodel, Fahnenschwingen, Alphorn- und Büchelklängen. Bereits auf dem Weg ins «Föiflyybertal» begrüssten drei grosse geschnitzte Holzfiguren – eine Jodlerin, ein Alphornbläser und ein Fahnenschwinger, wobei es sich bei den Figuren um das dreiköpfige OK-Präsidium handelt – am Kreisel in Bubendorf die Gäste und zeigten ihnen das Tor zur zeitweiligen Jodlerhochburg am Fusse der Wasserfallen. Die vielen Auftrittsorte mit dem Dorfplatz als Festzentrum erstreckten sich über den ganzen Perimeter bis zur Nachbargemeinde Ziefen. Ein stark ausgebauter Busfahrplan sorgte dafür, dass die Besuchenden bis 800 Meter vor dem Festgelände staufrei anreisen konnten.
Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm
Organisiert von den Jodlerklubs «Hohwacht» aus Lauwil und «Spitzeflüeli» aus Waldenburg und dank der Mithilfe von zahlreichen Helferinnen und Helfern aus der Bevölkerung und benachbarten Vereinen war das Jodlerfest unter dem Motto «Mir wei luege und loose» an drei Tagen auf mehreren Bühnen und Plätzen im «Jodlerdörfli» eine Mischung aus Vokalität, Instrumentalität, Erlebnissen und vielen spontanen Begegnungen.
Etwa 1700 aktive Jodlerinnen und Jodler mit rund 150 Darbietungen, Alphornbläserinnen und -bläsern, Fahnenschwingerinnen und -schwingern aus den angrenzenden Kantonen und aus Nidwalden, Genf, Waadt, Wallis und St. Gallen präsentierten mit überregionaler Ausstrahlung und bei herrlicher Witterung die vielen Facetten der schweizerischen vokalen und instrumentalen Brauchtümer. Dies unter den Augen und Ohren von vielen Gästen aus Politik und Behörden aus der ganzen Schweiz.
Es war dem OK-Komitee um Nationalrätin Daniela Schneeberger, Raymond Tanner und Werner Thommen gelungen, ein abwechslungsreiches und randvolles Rahmenprogramm zusammenzustellen. Ohne Unterbruch drangen insbesondere am Samstag aus den gut besuchten Turnhallen, Lokalitäten und Festzelten die differenziertesten Jodelkompositionen der stimmgewaltigen Chöre nach draussen. Zwar weit hörbar war das Alphorn- und Büchelblasen auf dem Tennisplatz nicht gerade ein Besuchermagnet. Dreissig von Vereinen betriebene und selber aufgebaute Verpflegungsstände in volkstümlichen Holzhütten mit dem «Chalet Zermatt» als grösste Hütte im Zentrum lockten mit unterschiedlichen kulinarischen Angeboten.
Im Zentrum des Jodlerfestes standen die vielen Wettvorträge, welche für Spannung und Unterhaltung sorgten. Die Klassierungen 1 (sehr gut) und 2 (gut) konnten sich dabei für das eidgenössische Jodlerfest vom 26. bis 28. Juni 2026 in Basel qualifizieren. Fahnenschwinger wirbelten in Ziefen ihre flatternden Geräte durch die Lüfte, zauberhaft tönten die Jodellieder in den Vortragshallen und an allen Ecken auf dem Festgelände und klangvoll spontan die berührenden Alphorn- und Büchelklängen. Angefangen hatten die Feierlichkeiten am späteren Freitagnachmittag mit ersten Auftritten der Jodler und Alphorn- und Büchelbläser. Ein erstes Highlight war zweifellos die Präsentation einer eigens für das Jodlerfest arrangierten Version des Baselbieterlieds.
Gelegentlich kein Durchkommen
Auf der offenen Bühne im Jodlerdorf lief ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit der Möglichkeit für spontane Vorträge, das ausschliesslich der Unterhaltung diente, und auch in der Kirche wurden freie Vorträge geboten. Jodeln als traditionelles Kulturgut ist schliesslich Herzenssache und kann überall ausgelebt werden. Das Jodlerfest bot auch angehenden jungen Jodlerinnen und Jodlern eine ideale Gelegenheit, bisherige Kenntnisse zu vertiefen und Erfahrungen im Auftritt vor grossem Publikum zu sammeln.
Das Publikumsinteresse war insbesondere am Abend manchmal dermassen gross, dass es im Jodlerdörfli gelegentlich fast kein Durchkommen mehr gab. Vor den Festwirtschaften bildete sich immer wieder ein Menschenstau. Die Wettkämpfe und Feierlichkeiten wurden am Sonntagmorgen von einem beeindruckenden Festakt und am Nachmittag von einem bunt-fröhlichen, lange nachklingenden Festumzug feierlich abgerundet.
Weitere Berichte auf Seite 3 und Seite 14