Konserviert für zukünftige Forschung

Archäologie Im Konservierungslabor werden archäologische Fundobjekte einer Erstversorgung unterzogen

Silvia Kalabis, die Leiterin des Konservierungslabors, erklärt die Blockbergung: Ein archäologischer Befund wurde zusammen mit dem umgebenden Erdreich in eine Gipsbinde verpackt, damit er unbeschädigt ins Labor gelangen konnte, wo er nun untersucht wird.

Silvia Kalabis, die Leiterin des Konservierungslabors, erklärt die Blockbergung: Ein archäologischer Befund wurde zusammen mit dem umgebenden Erdreich in eine Gipsbinde verpackt, damit er unbeschädigt ins Labor gelangen konnte, wo er nun untersucht wird.

Das Konservierungslabor an der Frenkendörferstrasse in Liestal ist Depot und Archiv zugleich.  Fotos: M. Schaffner

Das Konservierungslabor an der Frenkendörferstrasse in Liestal ist Depot und Archiv zugleich. Fotos: M. Schaffner

Archäologische Fundobjekte, die im Kanton Baselland geborgen werden, kommen als Erstes in das Konservierungslabor an der Frenkendörferstrasse in Liestal. Dort werden sie katalogisiert, fotografiert, gereinigt und soweit präpariert, dass sie die nächsten Jahre und Jahrzehnte überstehen, ohne weiter zu zerfallen. Aber nur ein Teil der Objekte wird vollständig restauriert – wenn etwa bei einer Grabung Dutzende von identischen Nägeln gefunden werden, reicht es, wenn einer restauriert wird. Alle Neueingänge wandern am Schluss ins Depot, wo sie der Forschung zur Verfügung stehen und manchmal auch den Weg in eine Ausstellung finden.

Viele Funde, die im Baselbiet in den letzten Jahren mediale Aufmerksamkeit erlangt haben, sind Metallfunde, wie beispielsweise die römischen Münzen, die 2019 auf dem Adlerberg bei Pratteln entdeckt wurden. Oder das Pfeffinger «Handrohr» aus dem 14. Jahrhundert, eine der ältesten bekannten Schusswaffen der Schweiz. Eisenobjekte sind oft so stark korrodiert, dass sie von einer dicken Kruste umgeben sind. Früher wurde diese entfernt, etwa mit Säure, um den Eisenkern freizulegen, wobei aber wertvolle Informationen verloren gehen. Heute gehen die Restauratorinnen und Restauratoren behutsamer zu Werk: «Es geht oft darum, die Korrosion zu erhalten, nicht das Eisen», erklärt Silvia Kalabis, die Leiterin des Konservierungslabors.

Das Korrosionsmaterial greift auf benachbarte Materiale wie Gewebe, Schnüre oder Holz über. Auch wenn solche Stoffe im Verlauf der Jahrhunderte komplett zerfallen, kann es sein, dass dank dem korrodierten Eisen ihre Struktur in mineralisierter Form erhalten bleibt, ähnlich wie bei versteinerten Knochen. Schriften, Muster, Prägungen und Arbeitsspuren bleiben somit sichtbar, beispielsweise auf einer Schwertscheide oder auf dem erwähnten Handrohr.

Röntgengerät und Entsalzungsbad

Dem Konservierungslabor stehen diverse technische Hilfsmittel zur Verfügung, um solche Objekte fachgerecht zu behandeln. Salze, die aus der Bodendüngung stammen, werden mit einem Alkalisulfid-Entsalzungsbad herausgewaschen. Manche Objekte liegen laut Silvia Kalabis monatelang im Bad. Wertvolle Dienste leistet ein Röntgengerät: «Korrodierte Eisenobjekte sind oft aufgeplustert, sodass man gar nicht sieht, was es ist», erläutert Silvia Kalabis. Das Röntgen erleichtere die Restaurierung, weil man dadurch wisse, was einen unter der Kruste erwarte.

Die Freilegung geschieht zum Teil auch mit speziellen Geräten, beispielsweise einem Feinsandstrahlgerät. Manche Funde gelangen mitsamt dem umgebenden Erdreich als «Blockbergung» ins Labor und müssen dann sorgfältig herausgearbeitet werden. Gipsbinden stellen bei dieser Art der Bergung sicher, dass die Funde unbeschädigt transportiert werden können. Bei einer Grabung in Reinach wurde im Winter 2019/2020 ein Männergrab entdeckt, das unter anderem ein Kurz- und ein Langschwert enthielt. Direkt am Fundort wären genauere Untersuchungen schwierig gewesen, aber als eingegipster Block konnte der Fund im Labor analysiert werden und dabei kamen Spuren von Trageriemen, Schnüren und einer verzierten Holzscheide zum Vorschein.

Das Konservierungslabor ist für die Restauration mit zwei mal 50 Stellenprozenten dotiert, zusätzlich kann es auf Zivildienstleistende und Praktikantinnen und Praktikanten zurückgreifen.

90 Späher im Gelände unterwegs

Die Entdeckungen, besonders die «spektakulären», werden oft nicht von bezahlten Archäologie-Mitarbeitenden gemacht – denn in der Regel gräbt die Archäologie nur im Siedlungsgebiet, nämlich wenn irgendwo gebaut wird, und oft unter Zeitdruck –, sondern von sogenannten ehrenamtlichen «Spähern». Rund 90 von ihnen sind regelmässig mit Metalldetektoren im Gelände unterwegs. Andreas Fischer, zuständig für Archäologische Sammlungen, ist froh um diese Hilfe: «Alles, was nicht Bauzone ist, sind für uns blinde Flecken, und die füllen sich jetzt langsam.»

Mit einem Ausweis ausgestattet, sorgen die offiziellen Späher auch dafür, dass sich in «ihrem» Gebiet keine illegalen Schatzgräber zu schaffen machen. Treffen sie Personen mit Metallsuchgeräten an, machen sie sie darauf aufmerksam, dass hohe Geld- und sogar Gefängnisstrafen drohen, wenn archäologische Funde nicht abgegeben werden. Den Spähern selber gehe es nicht darum, Fundstücke für die eigene Vitrine zu finden, ist Andreas Fischer überzeugt: «Es reicht ihnen schon, den ‹Kick› beim Finden zu haben und im Jahresbericht erwähnt zu werden.» Altersmässig könnten sie in drei Gruppen eingeteilt werden: Mehr als die Hälfte seien Pensionierte, ein harter Kern bestehe aus Berufsleuten, die Archäologie als Hobby betrieben, und daneben gebe es Jüngere, die zum Teil auf dem Weg zu einem Archäologiestudium seien.Mehr zum Thema: Seite 3

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