Lockerungen für Gastronomen nicht nur ein Segen

Offene Gartenbeizen Beschränkte Platzzahl, Abhängigkeit vom Wetter, Zusatzaufwand für Massnahmen, weiterhin Nachteile für Personal  

Bei schönem Wetter füllen sich die Gartenbeizen wieder. Foto: B. Eglin

Bei schönem Wetter füllen sich die Gartenbeizen wieder. Foto: B. Eglin

Trennwände, Windschutz und Heizung in der Liestaler Farnsburg.Foto: zvg

Trennwände, Windschutz und Heizung in der Liestaler Farnsburg.Foto: zvg

Der Bundesrat beschloss letzte Woche die lang ersehnte Teilöffnung der Restaurants. Den grössten Nutzen hat die Bevölkerung. Endlich darf man sich in den Gartenwirtschaften und auf den Terrassen wieder legal ausruhen und etwas konsumieren. Die erzwungene Picknickzeit ist vorbei.

Bei den Gastronomen gibt es unterschiedliche Meinungen. Wer keine oder zu kleine Aussenplätze hat wird von der Lockerung nicht profitieren. Die anderen können die Chance nutzen, um wenigstens bei schönem Wetter Umsatz zu generieren. Wegen den Fixkosten wird aber ein kostendeckendes Arbeiten trotzdem kaum möglich sein. Immerhin ging die Landesregierung einen mutigen Schritt vorwärts, der so nicht unbedingt erwartet wurde.

Gastro Baselland ist skeptisch

Der Verband Gastro Baselland betont in einer Mitteilung an die Mitglieder, dass «der Aufwand nicht unterschätzt werden darf». Zudem müssten die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden. Dazu sagt Co-Präsidentin Fabienne Ballmer: «Die Planung gestaltet sich sehr schwierig wegen dem unbeständigen Wetter. Enttäuschend ist, dass der Bundesrat keinen konkreten Fahrplan für die gesamte Öffnung bekannt gegeben hat und noch einige Fragen bezüglich Umsetzung des derzeitigen Schrittes offen sind.»

Eine Teilöffnung könne sich für Betriebe lohnen, die schon Take-Away angeboten hätten. Wer eine gedeckte Terrasse und eine Kleine Karte zu reduzierten Zeiten anbiete, habe sicher Vorteile: «Dadurch verringert sich der Personalaufwand», so Ballmer. Auch Ausflugsrestaurants könnten am Wochenende und bei schönem Wetter rentieren. Zu den Schutzmassnahmen meint sie: «Dass man eine Maske am Tisch tragen muss, ist ein Witz und realitätsfremd. Zudem darf ein Hotelgast ohne Maske auf einer Terrasse sitzen und der Restaurantgast braucht eine Maske. Diese Massnahme ist absolut unrealistisch.»

Nur schwer verständlich sei auch, dass man ins Fitnesszentrum dürfe, aber noch nicht ins Restaurant. Vierertische sind für die Präsidentin in den ersten Wochen vertretbar, doch für eine Planung «muss ganz klar kommuniziert werden, ab wann wieder grössere Tische und Veranstaltungen im Innenbereich stattfinden können. Es kommen Konfirmationen, Hochzeiten und weitere Anlässe. Für die Gastronomie ist es dringend notwendig, dass endlich wieder gewinnbringend gearbeitet werden kann. Darum braucht es eine Perspektive und einen klaren Fahrplan!»

Stimmen von der Front

Deutlich sind auch die Meinungen von zwei Wirten, die wir befragten. Erdal Koyuncuer von der Liestaler Farnsburg meint, dass sich die Teilöffnung nicht lohnt, da die Platzzahl beschränkt ist und noch viele Leute im Homeoffice arbeiten. Zudem hängt die Gästezahl stark vom Wetter ab. Alain Goepfert von der Bergwirtschaft Sissacher Fluh meint dazu: «Ich dänk, me schafft uf null. Dr Gwünn wird chlyner si, aber s isch schön, dass mer für eusi Gescht wieder öppis mache chönne.» Für beide Wirte gibt es Zusatzaufwand. Zusätzliche Trennwände und beheizte Terrasse im Stedtli und mehr Personal auf der Fluh wegen weiteren Wegen als Folge der Abstandsregel und Vierertische verursachen Kosten.

Gut eingehalten werden können in beiden Betrieben die Hygienemassnahmen. Desinfektionsmittel ist auch für das Personal immer vorhanden. Für Goepfert sind die Massnahmen nichts Neues, da in der Gastronomie sowieso sauber gearbeitet werden muss und die Hände viel öfter gewaschen werden als in anderen Betrieben.

Trotz der Öffnung bleiben die Nachteile für die Belegschaft. Die Kurzarbeit mit 20 Prozent Lohnreduktion hinterlässt nach so langer Zeit immer mehr Spuren. Gekündigtes Personal zurückholen lohnt sich noch nicht. In der Farnsburg arbeitet man mit möglichst wenig Personal und die Speisekarte wurde reduziert, aber auch ergänzt. Wichtig für Koyuncuer ist, «dass nun auch die Kundschaft wieder kommt».

Für Goepfert ist es «immerhin besser, als wenn nichts offen ist». Personal in der Ausflugsbeiz braucht es aber vor allem, wenn das Wetter schön ist. Dann gibt es bei genügend Gästen sogar den vollen Lohn!

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