Naturpark Baselbiet wird neu aufgegleist
Sissach Verein «Erlebnisraum Tafeljura» informiert über ehrgeiziges Projekt

Bei ihrem Antritt vor etwa vier Jahren als Präsidentin des Vereins «Erlebnisraum Tafeljura» hat Nationalrätin Florence Brenzikofer bereits zu erkennen gegeben, das Vorhaben eines Naturparks mit dem Namen «Jurapark Baselland» erneut aufnehmen zu wollen. Erneut, da ein Versuch vor zehn Jahren am Widerstand von Landwirten und Verbänden gescheitert war. In den Statuten jedoch blieb das Vorhaben unverändert. Als erster Schritt zur Wiederaufnahme eines solchen Naturparks hatte der Verein vor mehr als einem Jahr verschiedene Interessengruppen und Verbände zu einer Diskussionsrunde zum Thema «Jurapark, quo vadis» («Jurapark, wohin gehst du?») eingeladen. Daraus resultierte, dass sich der Verein in seinem Anliegen bestärkt fühlte und sich im Rahmen einer Vorprojektierung für ein abermaliges Angehen eines regionalen Naturparks entschied. Unterdessen ist der Name des Projekts in «Regionaler Naturpark Baselbiet» umgewandelt. Damit das Projekt überhaupt realisiert werden kann, braucht es ein Zusammenspiel von mehreren politischen und wirtschaftlichen Teilnehmern und eine breit abgestützte Unterstützung in der Bevölkerung.
Neuaufgleisung des Projekts
An einem Medienanlass am letzten Montag im neu eröffneten Restaurant Sonne in Sissach wurde über die Neuaufgleisung des Projekts und über die geplanten weiteren Schritte durch die Projektgruppe um Florence Brenzikofer informiert. Die Wahl für das Hotel-Restaurant Sonne als Austragungsort für die Projektpräsentation war ein symbolischer Akt, ist doch das bekannte Hotel neu konzipiert und umfangreich renoviert worden und steht quasi wie das Projekt Naturpark vor einem Neustart. «Einen geeigneteren Ort gibt es derzeit wohl nicht», sagte Florence Brenzikofer. Bei ihrer Eröffnungsrede wies sie darauf hin, dass nebst der unterdessen erfolgten Etablierung von regionalen Naturpärken – in der Schweiz gibt es insgesamt 16 regionale Naturpärke, wie die Pärke Jurapark Aargau und Naturpark Thal – bei der Bevölkerung, bedingt auch durch die Pandemie, das Bewusstsein gewachsen ist, wie wichtig die direkte Umgebung ist. Mit diesen Erkenntnissen sieht sie nun einen idealen Zeitpunkt für einen neuen Anlauf. Und vergass dabei als Sekundarlehrerin nicht den pädagogisch-didaktischen Wert eines solchen Parks zu betonen: Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich in der direkten Umgebung mit den vielen Naturfacetten auseinanderzusetzen.
Wertschöpfung als grosser Gewinn
Vorzüge für einen regionalen Naturpark sieht die Projektgruppe auch in den hohen und natürlichen Werten im oberen Baselbiet. Projektleiterin Barbara Saladin ist überzeugt, dass die ganze Region Oberbaselbiet von solch einem Naturpark in vielerlei Hinsicht profitieren kann. Aus den Fehlern beim ersten Vorstoss habe man gelernt, sagte sie: «Im Vergleich zum ersten Anlauf werden die Wünsche aller Betroffenen im Perimeter intensiver berücksichtigt und von Grund auf zusammen mit den Beteiligten entwickelt.» Auch die Wertschöpfung des Gebiets wird als grosser Gewinn eingestuft, «da die Region mit einem Naturpark gezielt gestärkt und gefördert werde», wie Saladin verlauten liess. Die Projektgruppe wird momentan in der Vorprojektierungsphase mit vielen offenen Fragen und Unsicherheiten konfrontiert und ist sich darum bewusst, dass «der Weg zu einem Naturpark ein langer Weg ist». Die Grösse des Parks ist zwar noch nicht definiert, sollte jedoch im Gegensatz zum früheren Projekt «Jurapark Baselland» über einen deutlich grösseren Perimeter verfügen und etwa die Hälfte der Kantonsfläche umfassen: die Bezirke Sissach und Waldenburg, allenfalls auch den südlichen Teil des Bezirks Liestal. Und damit die vom Bund geforderte Grösse von 100 Quadratkilometern haben.
Präsenz markieren
Im Wissen, dass die Umsetzung eines solchen Naturparks nur mit breiter Abstützung in der Bevölkerung und mit der Unterstützung von den lokalen und regionalen Behörden gelingen kann, hat sich die Projektgruppe im Sinne einer Vorwärtsstrategie vorgenommen, in diesem Jahr ihr Anliegen mittels Präsenz an Märkten, Diskussionsveranstaltungen und Gesprächen mit kommunalen Politikern kundzutun.
Damit das Projekt mittels einer zwingenden Machbarkeitsstudie beim Bund eingereicht werden kann, braucht es die Zustimmung des Kantons und der betroffenen Gemeinden.
Im vierten Quartal 2022 sollen die Perimeter-Gemeinden an ihren Gemeindeversammlungen entscheiden, ob sie sich finanziell an der Machbarkeitsstudie beteiligen wollen. Über die Grösse eines Gesamtbudgets konnte die Projektgruppe noch keine konkrete Auskunft geben.
Gemäss Matthias Buchenhorner und Sandra Strübin soll etwa gleich viel Geld zur Verfügung stehen wie dem Park im Kanton Aargau, nämlich etwa 1,7 Millionen Franken pro Jahr. Der Verteilschlüssel liegt bei 18 Prozent für den Kanton und 12 Prozent für die Gemeinden. Der Bund wird sich mit 50 Prozent beteiligen und der Park selber mit unter anderem dem Verkauf von regionalen Produkten mit 20 Prozent. Die potenziellen Gemeinden müssten einen jährlichen Beitrag von fünf Franken pro Einwohner leisten.
Bei positivem Verlauf im Sinne eines zeitlichen Fahrplans rechnet die Projektgruppe im Herbst 2024 mit einem Entscheid vom Bundesamt für Umwelt (Bafu). Der lange Weg zur Realisierung eines Naturparks Baselbiet findet dann in der Periode 2025 bis 2028 mit einer dreijährigen Errichtungsphase des Parks seine Fortsetzung. Die erste Betriebsphase ist in der Periode 2029 bis 2038 geplant.