Spass haben und Fähigkeiten erwerben

Sportcamps Polysport, Gaming, Bike, Tanz standen in den drei Oberbaselbieter Camps von MS Sports auf dem Programm  

Die Camp-Teilnehmer traten in «Mario Kart» oder «Splatoon» (Bild) gegeneinander an. Foto: Valentina Sager
Die Camp-Teilnehmer traten in «Mario Kart» oder «Splatoon» (Bild) gegeneinander an. Foto: Valentina Sager




«Viel Spass mit der Banane!» – «Haha, bin nicht reingefahren!» – «Ooh, ich habe keinen Boost ...» – «Waaas? Mein Roter ist abgegangen, ohne Grund!» Die vier Jugendlichen am Gaming-Tisch schauen konzentriert auf ihre Monitore, unterhalten sich aber gleichzeitig ausgelassen über ihre Headsets. Viel Lachen ist zu hören, ab und zu ein enttäuschter Seufzer, und manchmal wird es ein bisschen laut. Dann kommt der erwachsene Betreuer an den Tisch und ermahnt die vier Jungs, angemessene Sprache zu benutzen. «Man muss ein bisschen schauen, dass es nicht zu viel Trash-Talk gibt», erklärt er dem ObZ-Journalisten.
Szenenwechsel: Gegenüber, in der Gelterkinder «Kopfstand-Turnhalle» tritt eine Gruppe von jüngeren Buben zur Lager-Olympiade an. Nachdem sie einen Parcours durchlaufen und Hindernisse übersprungen haben, ist jetzt das Unihockey-Zielschiessen an der Reihe. 
Drei Sportcamps im Oberbaselbiet
Was in der Osterwoche in Gelterkinden stattfand, war eine Premiere: das erste kombinierte Polysport- und Gaming-Camp von MS Sports. «In dieser Kombination gab es das noch nie in der Schweiz und wahrscheinlich auch weltweit noch nie», sagte Simon Rohrer, Chefprojektleiter Gaming und Polysport. Die von der «J+S»-Sportförderung unterstützte Sportagentur bietet seit 2007 jährlich Hunderte von Sportcamps für Kinder und Jugendliche an. Dieses Jahr sind es 409 in der ganzen Schweiz. Drei davon – mehr dazu weiter unten – fanden letzte Woche im Oberbaselbiet statt. 
In Gelterkinden stand von Montag bis Freitag je ein halber Tag Sport und ein halber Tag Gaming auf dem Programm. Der Gedanke dahinter war, die Kinder und Jugendlichen mit einer Mischung aus Spiel und Spass abzuholen, aber sie gleichzeitig zu fördern und zu fordern. «Sie wollen natürlich am liebsten gamen und schutten, und wir geben ihnen dieses Zückerchen, aber wir pushen sie auch, besser zu werden», erklärte Simon Rohrer. Unter anderem erhielten die Teilnehmenden eine Schulung zu den Chancen und Risiken von Computerspielen. Als Höhepunkt kam ein Profi-E-Sportler, also ein professioneller Gamer, der sein Geld mit Gaming verdient, ins Camp und beantwortete Fragen. 
Die Sechs- bis 15-Jährigen hatten sichtlich Spass an den Camp-Aktivitäten. Carlos, einer von ihnen, war von seiner Mutter angemeldet worden: «Normalerweise gibt sie mir Taschengeld, aber jetzt fand sie, sie will mir einen Ausflug gönnen.» Von den anderen Kindern habe er vorher niemanden gekannt, aber er habe schnell einen Freund gefunden. Was würde er wohl beim nächsten Mal wählen, wenn er zwischen Taschengeld und Camp auswählen dürfte? «Das Camp», ist sich Carlos sicher.


Freude am Tanzen
Waren in Gelterkinden nur Buben vertreten, so waren im Tanzcamp in Frenkendorf die Mädchen in der Überzahl. Mehrere Tanzlehrerinnen und -lehrer animierten sie zu Tanzspielen und brachten ihnen Choreografien bei, von Hip-Hop und Jazz bis zu Ballett, Breakdance und Akrobatik. Über Mittag spielten die 22 Kinder Lotto oder zeichneten, dann tanzten sie am Nachmittag noch einmal zwei Stunden. Florina fand das Camp «mega toll», wie sie mit strahlenden Augen erzählte. Sie hatte sich angemeldet, weil sie gern tanzt und in ihrer Freizeit eine Tanzschule besucht. «Man merkt schon, wenn manche als Hobby tanzen», meinte die Leiterin Marina Wasserfallen. 

Aber es seien auch andere dabei, die in der Freizeit beispielsweise Fussball spielen würden, fuhr Marina Wasserfallen fort. Diese Unterschiede würden jedoch keine Rolle spielen: «Es haben alle Spass und finden schnell neue Kolleginnen.» Unter den Fünf- bis Zwölfjährigen sei diesmal nur ein einziger Bub gewesen, «aber Buben wären auch willkommen», betonte die Leiterin.
Das dritte Sportcamp im Oberbaselbiet war ein Bike-Camp. Wie bei allen Camps setzte MS Sports Betreuungspersonen aus der ganzen Schweiz, aber auch aus der Region ein. Die erfahrenen Bike-Lehrer brachten den Sechs- bis 14-Jährigen spielerisch die Theorie und Praxis des Mountainbike-Sports bei. In der Frenkenhalle in Liestal wurde vormittags geübt, in Spurgassen und Kurven zu fahren sowie über Schanzen zu springen – alles dem jeweiligen Fähigkeitsgrad entsprechend. Nachmittags gingen die rund 50 Kinder meistens auf eine Ausfahrt, beispielsweise im Wald oberhalb der Frenkenhalle oder auf dem «Curry Trail» im Oristal. Einer der Höhepunkte war ein Besuch im Bikepark in Hölstein.
Neben dem Fahrtechnischen vermittelten die Campleiter wichtiges Wissen über die Schutzausrüstung und über das Verhalten im Wald und in der Natur. «Wir wollen den Kindern mitgeben, dass sie auf Wanderer, Velofahrer, Reiter und alle Anderen Rücksicht nehmen», sagte  Leiter Damien Hilty. Dazu gehöre auch, den Abfall mitzunehmen und keine grosse Erosion des Waldbodens zu verursachen.
Biken bedeutet für Damien Hilty viele Sachen, beispielsweise in der Natur zu sein und einen Sport gemeinsam mit Anderen auszuüben, was noch mehr Spass mache als alleine. Ein weiterer Aspekt sei, das man manchmal «beissen» müsse. «Wir wollen die Kinder dazu bewegen, dass sie sich etwas zutrauen und sehen: Ich schaffe es doch!», so Damien Hilty. Einer der Teilnehmer sei am Anfang noch etwas unsicher gewesen, aber mittlerweile fahre er recht stabil. «Es ist krass, wie das Selbstvertrauen innerhalb weniger Tage wachsen kann», staunt der Leiter.


Reflexion und Glücksgefühle
Ob beim Polysport, Gaming, Tanzen oder Biken – in allen Camps geht es darum, den Kindern und Jugendlichen ein tolles Erlebnis zu bieten und ihnen gleichzeitig zu ermöglichen, neue Fähigkeiten zu erwerben. Beim Gaming bedeutet das beispielsweise, mit Niederlagen umgehen zu lernen und das Verhalten in der Gruppe zu reflektieren. Oder, so Projektleiter Simon Rohrer: nach einigen Gaming-Stunden zu erleben, dass sportliche Bewegung auch glücklich mache.

 

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