Tabulos und risikofreudig

Baselbieter Konzerte Claire Huangci, Leonid Surkov, David Castro-Balbi, CHAARTS  

Pianistin Claire Huangci und die Minimalbesetzung der CHAARTS.Fotos: T. Brunnschweiler

Pianistin Claire Huangci und die Minimalbesetzung der CHAARTS.Fotos: T. Brunnschweiler

Makelloses Spiel auf schwierigem Instrument: Oboist Leonid Surkov.

Makelloses Spiel auf schwierigem Instrument: Oboist Leonid Surkov.

Wie soll man die berühmten Konzerte von Johann Sebastian Bach spielen? Im ersten Konzert der 42. Saison der Baselbieter Konzerte demonstrierten die CHAARTS, Claire Huangci (Klavier), Leonid Surkov (Oboe) und David Castro-Balbi (Violine) auf jeden Fall, wie man das Publikum von den Sitzen reisst. Alle fünf Konzerte wurden in minimaler Besetzung dargeboten, ein Instrument auf eine Stimme. Wo Bach ein Continuo vorsieht, wurde das Cembalo weggelassen. Hier erklang Bach tabulos, spontan, lebendig und risikofreudig; kurz: Bach groovte, aber ohne Abstriche bei der Virtuosität, der Präzision und dem musikalischen Gespür. Das kammermusikalische Setting erwies sich dem voluminösen Sound konzertanter Aufführungen überlegen, der oft weichgespülten barocken Wohlklang ergibt. Dazu kam die hellwache Interaktion aller Beteiligten. Die amerikanische Pianistin Claire Huangci hat schon mit der Einspielung der Toccaten bewiesen, wie dramaturgisch feinsinnig, akkurat und ziseliert sie Bach zu spielen vermag. Im Klavierkonzert BWV 1054 zeigte sich Huangcis Bravour im flockigen, gut akzentuierten Anschlag mit hingetupften Staccati. Ihre Finger tanzten schwerelos über die Tasten; jeder scheint eine ganz eigene dynamische Koordination zu besitzen.

Neuer Zugang zu Bach

Als zweites Stück erklang das «Italienische Konzert» F-Dur BWV 971 mit dem brillanten Oboisten Leonid Surkov. Auch dieses Konzert war transparent und äusserst frisch interpretiert. Es folgte das Violinkonzert a-Moll BWV 1041, dessen erster Satz mit David Castro-Balbi als Primgeiger schon wie ein wilder Ritt wirkte. Das Andante ähnelte einem musikalischen Gewebe, wie feine Spitze, filigran und differenziert. Im furiosen dritten Satz wurde etwa dasselbe hohe Tempo angeschlagen, wie weiland der Stargeiger Nigel Kennedy es anschlug, wobei der grossartige Castro-Balbi sich dessen selbstdarstellerischen Allüre enthielt, und der Gesamtklang weit durchhörbarer blieb als jener des grösseren Orchesters. Starke Innerlichkeit verströmte das Konzert für Oboe d’Amore und Streicher BWV 170 nach der Kantate «Vergnügte Ruh». Leonid Surkov überzeugte an der Oboe d’Amore mit einem makellosen warmen und lieblichen Klang. Nach dem fein gesponnenen Adagio folgte das Allegro moderato mit gutem Puls, groovig, aber nicht zu schnell. Im Klavierkonzert d-moll BWV 1052 konnte man nochmals Huangcis schöpferische Souveränität in den Phrasierungen bewundern, die zusammen einen Flow natürlicher wellenförmiger Bewegungen ergaben. Nach Standing Ovations spielten die CHAARTS und Claire Huangci als Zugabe den zweiten Satz von Bachs Klavierkonzerts in f-Moll BWV 1056. Musikalisch war dieses Bach-Konzert wie der erste Schöpfungstag eines neuen Zugangs zum Zentralgestirn der Musikgeschichte.

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