Vergangenheit und Zukunft des Singens im Chor

Die Singstimmen Baselland feierten ihren 100. Geburtstag  

Die Singstimmen Baselland ganz in Rot gekleidet mit ihrem Dirigenten Jürg Siegrist und der Moderatorin Regi Sager.  Foto: A: Jegge
Die Singstimmen Baselland ganz in Rot gekleidet mit ihrem Dirigenten Jürg Siegrist und der Moderatorin Regi Sager. Foto: A: Jegge

Kann eine Gemeinschaft ihren hundertsten Geburtstag feiern, gibt es viel zu erzählen. Dafür ist die separate Festschrift zuständig. Viel interessanter ist jedoch, was die Singstimmen Baselland heute können, wohin ihr Weg geführt hat und wohin sie weiter gehen. Chorleiter Jürg Siegrist zeigte dies am Abend in der Liestaler Stadtkirche mit einer musikalischen Fahrt durch die Geschichte des Chores, der – ursprünglich als Männerchor gedacht – als Lehrergesangsverein das Chorleben im Baselbiet massgeblich mitgestaltete. Nicht wenige der ehemaligen Leiter waren selbst Komponisten und Arrangeure, so dass ein lebendiges Bild der Geschichte, aber auch des gegenwärtigen Könnens beim Konzert vermittelt wurde. Begleitet wurde der Chor von der Pianistin Elena Krasnoselskaya und durch das Konzert führte die Moderatorin Regi Sager.

Nach der Konzerteröffnung mit Haydns «Alles hat seine Zeit» musste die Moderatorin die vielen anwesenden Offiziellen begrüssen, was der Bedeutung des Chores entsprach. Nach dem zweiten Stück «Black Orpheus» von 1952 konnte die Baselbieter Ständerätin Maya Graf ihre lebendige Verbundenheit mit der Chormusik darlegen.

Mit Freude wurde festgestellt, dass der Chor eine beachtliche Grösse hat und gut geführt ist. Die jahrelange Feinarbeit mit dem Chor, wie Stimmbildung, Proben nach Register getrennt und so weiter trugen schöne Früchte. Intonation und Präzision waren denn auch notwendig, um den grossen Stilmix zu beherrschen. Delikat waren die Volkslieder von Bartok oder die «Klänge aus Mähren» von Dvorak. Die für unsere Ohren eher fremde Melodik wurde mit einer Freude am Singen vorgetragen, die immer wieder auf die Zuhörerinnen und Zuhörer übersprang. Der Chor sprühte spürbar vor lauter Sangesfreude. Auch ein offenes Singen wurde angeboten, Jürg Siegrist komponierte dafür, von Haydn angeregt, einen Kanon, der es in sich hatte.

Nun ist der Chor, wie die meisten heutzutage, nahe am Überaltern. Dies ist keine Kritik, sondern leider Realität. Man bekommt fast ein bisschen Angst um seine Zukunft. Aber auch hier hat Jürg Siegrist grosse Umsicht gezeigt und den Jugendchor beider Basel ins Leben gerufen. Dieser Chor setzte am Ende des ersten Teils ein, indem er «die Alten» tatkräftig unterstützte. Unter der abwechselnden Leitung von Julia Baumgartner und Timo Waldmeier brachten sie eine frische Brise ins Konzert. Die erste Hälfte schloss mit einem von Jürg Siegrist komponierten augenzwinkernden «Crowd Sound», der sich an den Fan-Gesängen des FCB orientierte, ein anspruchsvolles Stück Gegenwartsmusik.

Nach kurzer Pause ging das Potpourri weiter. Nostalgisch intonierte der Jugendchor «Luegit vo Bärg und Tal» und bewies, dass Jugendliche auch ein Lied von 1822 mit viel Frische und musikantisch darbieten können.

Neben einem Volksliedsatz von Max Reger, dem «Truurige Maitli» und einem Georgischen Volkslied kam auch das Simmelibärg-Lied zu melancholischem Glanz. Dass der Chor auch grosse Musik interpretieren kann, zeigte sich im wunderbaren Vortrag von Mendelssohns «Und er hat seinen Engeln». Mit Mani Matters «Dr Noah», arrangiert von Jürg Siegrist, war man wieder im 20. Jahrhundert und nach einem weiteren offenen Singen endete der Abend mit dem «Baselbieterlied» – aber in der Version von Hugo Dudli aus dessen Volksliederkantate. Und noch einmal zeigten die vereinigten Chöre, was hohe Chormusikkunst sein kann. Und wie Regi Sager bemerkte, muss man vor der Zukunft keine Angst haben, wenn sie so klingt, wie der Jugendchor beider Basel. Der Jubilierende Chor, die Singstimmen, stehen für die Vergangenheit und Gegenwart. Der Jugendchor nimmt im Hier und Jetzt diese Tradition auf und führt sie lebendig in die Zukunft.

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