Von Schlungg bis Tango

«mini Tradition läbt» Fest der lebendigen Traditionen im Theater Augusta Raurica 

Schlungg, eine Performance übers Schwingen.Fotos: E. Gysin

Schlungg, eine Performance übers Schwingen.Fotos: E. Gysin

Michael Zisman, der Meiser des Bandoneon, spielte auch Tangos.

Michael Zisman, der Meiser des Bandoneon, spielte auch Tangos.

Vom Tanz um den Bänderbaum wurde reichlich Gebrauch gemacht.

Vom Tanz um den Bänderbaum wurde reichlich Gebrauch gemacht.

Während die einen Schwingen, pflegen andere das Tangotanzen. Beides gehört zum immateriellen Kulturerbe, der Ausdruck ist angelehnt an die Definition der Unesco, der Begriff «Lebendige Traditionen» ist in unserem Sprachgebrauch hingegen etwas geläufiger als die sperrige international geläufige Bezeichnung. Dem gegenüber steht das materielle Kulturerbe, dazu gehört unter anderem das Amphitheater in Augst, das vor 2000 Jahren von den Römern erbaut wurde. Es ist zugleich der Ort, wo am vergangenen Sonntag der Tag eben dieser lebendigen Traditionen gefeiert wurde.

Den Anfang machten zwei als Schwinger «getarnte» Balletttänzer, die im Sägemehlring eine Performance zum und übers Schwingen boten, die Choreografie stammt von Johanna Heusser. Es folgte mit einem eindrücklichen Auftritt die Schwyzerörgeli-Grossformation Tschoppenhof, dazu war offenes Tanzen angesagt. Nicht bloss Polka und Walzer war möglich, es gab auch ein Medley zu dem Boogie-Woogie und Rock’n’Roll getanzt werden konnte.

Zur offiziellen Eröffnung des Festes sorgte der Musikverein Sissach für die Musik, zeitgleich zogen mehr als 20 Fahnendelegationen ins Amphitheater ein. Es folgten die beiden Schwestern Evelyn und Kristina Brunner. Sie pflegen mit dem Schwyzerörgeli, dem Cello und dem Kontrabass einen einzigartigen Sound, der in der Volksmusik wurzelt und sich von vielen anderen Stilrichtungen inspirieren lässt. Dann kam SULP auf die Bühne, SULP steht für «Swiss Urban Ländler Passion». Das Trio ist geprägt durch Improvisationslust sowie Verspieltheit und pflegt währschafte Volkstanzmusik. Als nächste Hochkaräter war Bait Jaffe angesagt. Vor 30 Jahren gegründet, gehören sie zu den bekanntesten Klezmerbands Europas. Sie verbinden in ihrem Sound die Tradition der jüdischen Musik und einen Aufbruch in neue musikalische Welten. Schliesslich war die Reihe an Michael Zisman, dem Meister des Bandoneons, er verstand es dem Publikum Argentinien näher zu bringen, Feuer und Melancholie, Tango von tiefer Schönheit. Eine Gruppe von Slam-Poetry-Künstlerinnen und -künstlern trug noch eine Handvoll Schnupfsprüche vor, wie ertwa: «Hesch e Krise, nimmsch Priise. Hesch keini, nimmsch glich eini!»

Seit fünf Jahren beschäftigte sich die Arbeitsgruppe «mini Tradition läbt» mit dem Zustand der lebendigen Traditionen im Kanton. Dazu gehören all die Vereine und Verbände und vor allem die vielen ehrenamtlich Tätigen, die mit grossem Engagement einen unverzichtbaren Beitrag an das gesellschaftliche Leben in den Gemeinden leisten. Sie sind die Trägerschaften mancher kultureller Leistung, die für alle Menschen zugänglich sind. Diesen Trägerschaften gilt es Sorge zu tragen, manche sind in Gefahr weil das Leben ständig schneller geht und in einzelnen Bereichen auch schriller wird. Nicht immer gelingt es Nachfolgeregelungen in Vereinsvorständen zu finden. Oft wäre wohl eine beratende Stimme das Mittel der Wahl, bei dieser oder auch anderen Fragen, bloss wo gibts die?

Die Vereine, also die Trägerschaften sollten für die Zukunft dringend gestärkt werden. Die im Strukturentwicklungsprozess «mini Tradition läbt» beteiligten Trägerschaften fordern stellvertretend für alle lebendigen Tradi-tionen den Kanton Basel-Landschaft auf, in Abstimmung mit den Einwohner- und Bürgergemeinden die lebendigen Traditionen künftig bedürfnisorientiert und koordiniert zu stärken und zu unterstützen. Dies gelingt durch die Schaffung von zielgerichteten Instrumenten für die Förderung der lebendigen Traditionen.

Die beiden Hauptforderungen an die Regierung lauten daher: 1. Koordinierte Förderstrategie im Bereich der lebendigen Traditionen und 2. Die Schaffung einer Koordinationsstelle «Lebendige Traditionen». Beide Forderungen wurden anlässlich der sonntäglichen Feier sowohl an Regierungspräsidentin sowie Kulturministerin Monica Gschwind als auch Landratspräsident Pascal Ryf übergeben. Beide nahmen die Forderungen mit Anerkennung für die geleistete Arbeit und dem Versprechen den Anliegen die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen, entgegen.

Schliesslich sei noch erwähnt, dass der Kanton Basel-Landschaft mit dem Strukturprozess «mini Tradition läbt», eine Vorreiterrolle einnimmt, diese Initiative hat schweizweit Pilotcharakter. Der Kanton ist schweizweit der bisher einzige, der in diesem Bereich einen solchen Prozess durchgeführt hat. Das ist mit ein Grund für den Besuch von Myriam Schleiss vom Bundesamt für Kultur in Bern, die sich sehr über dieses einmalige Fest der lebendigen Traditionen gefreut hat, wie sie sagte.

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