Vorstand kam in der Tracht

Bäuerinnen- und Landfrauenverein Myriam Gysin trat nach acht Jahren zurück 

Der neue Vorstand in der Tracht: Hintere Reihe v.l.: Rahel Sprunger, Katja Gisin, Evelyne Gasser, Isabel Weitnauer; vordere Reihe v.l.: Carole Schweizer, Brigitte Herrmann, Stefanie Spycher, Beatrice Buess, Mariann Herzog, Agnes Hügli. Fotos: B. Bentolila

Der neue Vorstand in der Tracht: Hintere Reihe v.l.: Rahel Sprunger, Katja Gisin, Evelyne Gasser, Isabel Weitnauer; vordere Reihe v.l.: Carole Schweizer, Brigitte Herrmann, Stefanie Spycher, Beatrice Buess, Mariann Herzog, Agnes Hügli. Fotos: B. Bentolila

Nach acht Jahren übergibt Myriam Gysin, (l.) das Präsidium an Evelyne Gasser.

Nach acht Jahren übergibt Myriam Gysin, (l.) das Präsidium an Evelyne Gasser.

Die Vorstandsmitglieder des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel (BLVbB) trugen aus Anlass des Präsidentinnenwechsels an der kürzlichen Generalversammlung am Ebenrain die Tracht. «Ich möchte keine Minute der acht Jahre missen, die ich als Präsidentin des BLVbB erlebte», hielt Myriam Gysin, Lausen, fest. Zu ihrer Nachfolgerin Evelyne Gasser, Liestal, sagte sie: «Es steht dir ein tolles Team zur Seite. Diese Frauen denken mit, packen an, unterstützen dich.» Auf einmal stand ein grosser bequemer Lehnstuhl im Saal. Dort hinein musste sich Myriam setzen. Ihre Vorstandskolleginnen scharten sich um sie. Die Aktuarin Mariann Herzog hielt die Laudatio auf die abtretende Präsidentin. Die neue Präsidentin wurde mit grossem Applaus gewählt.

Regierungsrat Thomas Weber warb als OK-Präsident des ESAF 2022 Pratteln für «sein» Fest. «Traditionen müssen lebendig bleiben», sagte er. Deshalb freue er sich über die vielen Trachtenfrauen im Saal. Bauernpräsident Marc Brodbeck lobte die Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen und Landfrauen. «Als ich in der landwirtschaftlichen Ausbildung war», erinnerte er sich, «sagte ein Lehrer: «Der Bauer erfüllt 100 Prozent der Arbeit; die Bäuerin 120 Prozent.» Damals habe er gedacht, was der da erzählt. Doch bald habe er bemerkt: «Der Mann hat recht!»

Eine viel beschäftigte Frau

Als die ObZ die 37-jährige neue Präsidentin um ein Interview bat, schlug sie drei Termine vor. Dabei erwähnte sie nicht nur den Beginn des Treffens, sondern gab auch dessen Ende vor. Auf die Frage, ob sie ihre Tage im Voraus durchdachte, antwortet sie: «Ich stelle ein wöchentliches Programm auf. Momentan bin ich stark engagiert. So muss ich die mir zur Verfügung stehende Zeit mit den planbaren Ereignissen einteilen.» Vielleicht töne das nach einem gehetzten Tagesablauf, lächelt sie. Doch das Gegenteil sei der Fall: Erstens vergesse sie nichts, und zweitens folge sie ruhig ihrem Plan. Evelyne Gasser ist nicht nur Bäuerinnen und Landfrauenpräsidentin. Sie hat eine Familie mit drei lebhaften Kindern, einen Mann, der 15 Prozent auswärts arbeitet. Sie ist stark eingebunden in den 25 Hektaren-Betrieb bei der Pouletmast, der Haltung von Mutterkühen, dem Ackerbau und in der Kirschen-Intensivobstanlage. Sie betreut zwei Pensionspferde und die eigenen drei Ziegen, die Katzen und den Hofhund. Seit fünf Jahren ist sie Vorstandsmitglied beim BLVbV und seit zwei Jahren beim Bauernverband beider Basel. Diese Aufgabe wird sie angesichts des neuen Amts abgeben. Beim Landwirtschaftsrat und bei der «IG Genuss aus Stadt und Land» wird sie weiter machen.

«Verständnis für Schwiegereltern»

Evelyne Gasser kommt aus einem nichtbäuerlichen Haus, absolvierte die Ausbildung als Pflegefachfrau und war im Rehab Basel, Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegie in der Stadt, tätig. 2009 heiratete sie Martin, den Hofnachfolger des Goldbrunnenhofs. Ihnen wurden drei Kinder geschenkt: Nino (11), Lisa (9), Melia (6). Im Jahr 2013 übernahmen sie den Hof und stellten ihn um von Milchwirtschaft und Gemüsebau auf Pouletmast in einem 600 Quadratmeter Stall. Sie zogen in ihr neu erbautes Familienhaus, etwas entfernt vom Bauernhaus, wo ihre Schwiegereltern leben. Die junge Familie und die Eltern mussten sich an ganz neue Situationen gewöhnen. Evelyne hegt grosses Verständnis für ihre Schwiegereltern: «Da haben sie ihr Leben lang Kühe gemolken, und auf einmal stehen da Tausende Masthühner.» Die Nähe zu den Grosseltern ihrer Kinder gefällt ihr. Sie sei oft dankbar, wenn sie ihre Kinder, auch unverhofft, abgeben könne.

«Ich bin eine praktische Person»

Evelyne Gasser sagt von sich selbst, sie sei eine «praktische» Person. Es gibt etwas, das ihr praktisches Denken beweist. Als das junge Paar daran war, seinen Betrieb aufzubauen, waren die Schwiegereltern zu 100 Prozent auf dem Hof angestellt. Das bedeutete, Martin musste seinen Eltern einen Lohn zahlen. «Für mich, seine Frau, reichte es nicht mehr», erklärt Evelyne verständnisvoll. «So arbeitete ich fünf Jahre ohne Lohn, wie wir das vereinbart hatten.» Auf die Frage, wieso sie das Präsidium der Bäuerinnen übernommen habe, gibt sie eine ebenso vernünftige Antwort: «Innerhalb des Vorstands war es für uns klar, dass möglichst eine Insiderin den Posten übernehmen sollte.» Ein Vorstandsmitglied könne gleich loslassen mit der Arbeit, oder eben weiterfahren. Sie will die Öffentlichkeitsarbeit vorantreiben, und zwar nicht nur für die Bäuerinnen, sondern für Frauen allgemein.

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